Als im 19. Jahrhundert die ersten dampfbetriebenen Fahrzeuge auf den Straßen Großbritanniens auftauchten, verabschiedete das Parlament ein Gesetz, nachdem sich aus Sicherheitsgründen immer mindestens drei Leute sich um ein Fahrzeug kümmern mussten. Einer von ihnen musste vorneweg marschieren und eine rote Fahne schwenken. Erst 1896 erlaubte der Highways Act, dass Fahrzeuge auch ohne derlei Beschränkungen geführt werden konnten.
Die ersten Reaktionen auf neue Technologien müssen oft angepasst werden, wenn klarer wird, wie sie benutzt werden. Das gilt für den Straßenverkehr des 19. Jahrhunderts ebenso wie heute für das Internet. Nationale Gesetze zum Schutz von Content-Produzenten sind anachronistisch, wenn die Inhalte weltweit allen verfügbar sind. Urheberrechte müssen aktualisiert und an die heutigen Praktiken angepasst werden. Für Facebook ist von entscheidender Bedeutung, dass der richtige Umgang mit der Privatsphäre berücksichtigen muss, wie die Konsumenten die sozialen Netzwerke tatsächlich benutzen und was sie wollen.
Auch wenn viele Online-Unternehmen sich mit Fragen des Persönlichkeitsschutzes auseinandersetzen müssen, ist dies für Soziale Netzwerke eine ganz besondere Herausforderung. Schließlich ist es ihr ureigenster Zweck, Informationen zu teilen. Facebook wurde in jüngster Zeit dafür kritisiert, zu leichtfertig mit den Daten seiner Nutzer umgegangen zu sein und nicht deutlich genug gemacht zu haben, wie unsere Kontrollmechanismen zur Wahrung der Privatsphäre funktionieren. Wie plädieren auf unschuldig, was den ersten Anklagepunkt anbelangt und schuldig – zumindest bis jetzt – in Bezug auf den zweiten.
Zu komplizierte Kontrollmechanismen
Die Privatsphäre stand bei Facebook seit jeher im Mittelpunkt des Interesses und gehörte seit unseren Anfängen zum Kern unseres Angebotes. Am Anfang bestand Facebook aus statischen Seiten, auf denen man anderen ermöglichen konnte, einige grundlegende Informationen und ein Bild von sich einzusehen. Im Laufe der vergangenen sechs Jahre haben wir unseren Service beträchtlich verbessert. Mit diesen Veränderungen haben wir immer kompliziertere Kontrollmechanismen eingeführt. Wir taten dies nicht, weil wir dem Schutz der Privatsphäre keine Bedeutung beimessen würden, sondern weil wir diesen ganz im Gegenteil äußerst ernst nehmen. Dies führte aber dazu, dass die Kontrollmechanismen für viele unserer Nutzer zu komplex wurden.
Wir haben dieses Feedback der Nutzer vernommen und Änderungen durchgeführt. Am wichtigsten ist eine einfache Kontrollfunktion, mit der man mit einem Klick bestimmen kann, ob man seine Facebook-Daten für Freunde, Freunde von Freunden oder für alle zugänglich machen möchte. Alle neuen Produkte oder Features, die wir in Zukunft einführen werden, um die gemeinsame Nutzung von Informationen einfacher zu gestalten, werden von dieser Einstellung kontrolliert werden. Wer noch genauer kontrollieren will, kann dies immer noch tun. Für die meisten aber dürfte eine einfache Grundeinstellung die bessere Lösung darstellen.
Wir haben auch die Menge an Informationen beträchtlich reduziert, die für jeden sichtbar sein müssen. Wir verlangen von unseren Nutzern, dass sie eine begrenzte Menge an Informationen öffentlich machen müssen, wie ihren Namen und ihr Bild (damit Freunde sie finden können), aber wir verlangen nicht mehr, dass die Freundeslisten oder Seiten eines User für jedermann einsehbar sind. Wir gehen zwar davon aus, dass die meisten diese Informationen öffentlich machen werden, denn schließlich liegt hierin der Sinn des Social Networking. Wer dies aber nicht möchte, der muss auch nicht mehr.
Schließlich haben wir die Features abgestellt, die Facebook-Nutzern beim Besuch anderer Seiten einen personenbezogeneren Service bieten. Viele profitieren von dem Feature, das es anderen Seiten ermöglicht, Informationen von Facebook-Seiten über Vorlieben und Abneigungen zu nutzen, aber nicht jeder findet das gut und wer es nicht will, kann es nun leicht abstellen.
Am wichtigsten ist vielleicht, dass wir keine weiteren Änderungen in unserer Datenschutzpolitik planen. Nach einer Reihe von Kinderkrankheiten habe ich das Gefühl, dass wir die Dinge nun zurechtgerückt haben und sie eine ganze Weile lang nicht mehr zu ändern brauchen. Wir wollen, dass unsere Datenschutzeinstellungen einfach zu handhaben sind und den Nutzern die volle Kontrolle geben.
Wir verkaufen keine Daten
Eine Sache, die sich nie ändern wird, ist die, dass Facebook noch nie die privaten Daten unserer User an irgendjemanden verkauft hat. So etwas wird niemals geschehen. Wir erlauben es Werbekunden, Nutzer gezielt anzusprechen und bei Leuten, die beispielsweise unter ihren Interessen Golf angeben, gezielt Werbung für Golfclubs zu machen. Dies macht die Werbung gezielter und die Leute haben mehr davon. Aber wir machen diese zielgerichtete Werbung selbst und leiten keine Informationen über Einzelpersonen an Werbekunden weiter. Wie ein Kraftfahrzeug in einer Welt, die an Pferde gewöhnt war, wurde gezielte Werbung einst als schreckliche Störung der Ordnung empfunden, heute ist es ein erfolgreiches Geschäftsmodell, das bei den Konsumenten weitgehend auf Akzeptanz stößt.
Es besteht kein Zweifel daran, dass die Debatten über Datenschutz sich auf lange Sicht mit der technischen Entwicklung verändern werden. Millionen von Usern profitieren heute von dem, was einst als privat betrachtet wurde. Es wird immer eine Herausforderung darstellen, die richtige Balance zu finden, Leuten einerseits zu ermöglichen, sich auszutauschen und auf der anderen Seite aber gleichzeitig auch immer ihre Privatsphäre zu schützen. Mit Sicherheit werden wir in ein paar Jahrzehnten auf einige der heutigen Bestimmungen zurückblicken wie auf den Mann mit der roten Fahne. Bis dahin konzentrieren wir uns aber auf die User von heute. Unsere Aufgabe besteht darin, dass die Vorteile der neuen Technologie zugänglich sind, die User aber selbst entscheiden können, was für sie richtig ist. Wir glauben, dass dies mit den oben genannten Veränderungen gewährleistet wird.
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