Und die Stadt rauscht nebenbei

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Der Hund ist an einen Busch gebunden, vor dem Großmarkt. Ein jammerndes Häufchen; Fell, zwei Knopfaugen, eine schwarze, feuchte Nase. Wir gehen näher, du an meiner Hand. Der Hund wedelt mit dem gesamten Hinterteil und zerrt an seiner Lederleine, dass man denken kann, er hat´s satt und hängt sich jetzt in der Waagerechten auf. Wir bleiben stehen. Ihm hängt die Zunge aus dem Hals. Du gehst in die Hocke, die rosa Zunge leckt über deine Hand und ich kann sehen: Zu spät. Dein Herz hängt schon mit an der Leine.

"Papa, der ist bestimmt ausgesetzt." Diesen Ton in deiner Stimme kenne ich. Wir müssten schleunigst weitergehen. Du willst natürlich nicht und nimmst das Fellbündel in den Arm wie dein Schlafkuscheltier. Zu spät, kichert es ganz hinten in meinem Kopf, viel zu spät. Und jeder Satz überflüssig. Was nun? Einen Hund kann ich am allerwenigsten gebrauchen. Gerade ich, der nicht ohne leisen Grusel an Gassigängern vorbeikommt. Mein Hund würde es werden, so wenig, wie du bei mir bist. Zeit gewinnen. Ich beuge mich herunter und streichle den Kopf mit den Knopfaugen. Das Tier schaut mich an, die Zunge hängt, das ganze Gesicht bettelt und ist voll Hoffnung. Nein, denke ich. So ein Knäuel setzt keiner aus. Ich schaue zu dir. Dein Gesicht bettelt mit. Toll. Der Hund hält still, er ist klug, denkt mein Kopf. Er weiß genau, dass es auf den Erwachsenen ankommt. "Wir gehen erst mal einkaufen! Außerdem gehört er bestimmt einem Kind." Der Hund jault als wir gehen. Dann legt er seinen Kopf auf die Vorderpfoten. Das hält keiner aus, hastig ziehe ich dich durch die Tür, irgendwo keimt die irrwitzige Hoffnung, dass du ihn vielleicht vergisst, wenn wir nur lange genug brauchen. Aber da stehst du schon neben einem Büchsenstapel Hundefutter. "Nein!" sage ich entschieden und wir gehen die Regale entlang. Als wir wieder hinauskommen, bellt er und wedelt mit seinem Hinterteil. So begrüßt man als Hund gute Bekannte. Du ziehst mich in seine Richtung, halb lass ich mich ziehen, das Spiel beginnt von vorn, du probierst verschiedene Namen, er spitzt die Ohren, bis ich vorschlage, tanken zu fahren und dann wieder zurück, und wenn er dann immer noch da ist, werden wir weitersehen. Das ist Rückzug. Du kennst mich gut und lässt dich darauf ein. Und ich wälze Organisatorisches. Was braucht man? Ich hatte noch nie einen Hund. Was kostet so ein Tier? Futter? Und Gassi? Und? Und?

Als wir zurückkommen, ist er weg. Wir stehen verdutzt. Dann heulst du und nichts hilft. Und ich atme auf und finde mich gleichzeitig gemein, und ich bin traurig und finde das auch nicht besser.

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