Umkämpfter Weltmarkt

Speicherchips Der weltweite Markt für Computerspeicher ist heiß umkämpft. Der Infineon-Tochter Qimonda konnte auch eine neue Technologie nicht mehr helfen

In „Silicon Saxony“ war man vergangenes Jahr noch voller Zuversicht. Der Chiphersteller Qimonda, so eine Erwartung, könnte mit neuer Technologie einen kompletten Zyklus im Moore'schen Gesetz überspringen. Diese schon einige Male modifizierte Regel besagt, dass sich bei nahezu gleichen Produktionskosten, die Anzahl von Transistoren auf integrierten Halbleitern alle 18 Monaten verdoppelt. Nun steht die Firma dennoch vor dem Aus, in Sachsen fürchtet man den Wegfall tausender Jobs.

Mehr zum Thema: Nach der Pleite der Infineon-Tochter Qimonda geht im sächsischen Sillicon Valley jetzt die Angst um.

Die Infineon-Tochter Qimonda, die bisher weltweit 12.000 Angestellten beschäftigt, hatte in Dresden eine neue Technologie entwickelt - die „Graben“-Technik, bei der Teile der Leiterbahnen in das Silizium versenkt werden. Sie erlaubt, die Chips noch flacher zu bauen. Insgesamt wird so Material eingespart, die Speichergeschwindigkeit durch die Verkürzung der Leitung erhöht, aber auch der Energieverbrauch reduziert. Das ist vor allem für mobile Geräte interessant und lässt sich dazu auch noch als „grüne“ Technologe verkaufen.

Aus der geplanten Kooperation mit Elpida wurde nichts

Doch schon im Herbst 2008 wurde eine geplante Kooperation mit dem japanischen Halbleiterhersteller Elpida auf Eis gelegt; die Wirtschaftsaussichten verdüsterten sich zusehends. Der nachlassende Konsum um die Weihnachtszeit 2008 und der übersättigte Arbeitsspeichermarkt wurden dem Unternehmen dann zu viel – trotz millionenschwerer Kredite und Absicherungen. Die Insolvenz des mit etwa zehn Prozent Marktanteil drittgrößten Herstellers weltweit könnte nun Druck aus dem Markt nehmen, hofft die Konkurrenz. Derzeit liegen die Preise für Speicherriegel bei weniger als der Hälfte der Produktionskosten, heißt es in der Branche.

Abgesehen von der Weltwirtschaftskrise, leidet die mit hohen Fixkosten behaftete Chipindustrie auch noch unter Nachwirkungen des „Vista-Effekts“. Mit Einführung des leistungshungrigen Windows-Betriebssystem war auf eine höhere Nachfrage nach Arbeitsspeicher gesetzt worden. Doch Vista verkaufte sich schlecht, was umgehend auf den Markt durchschlug. In der Mikroelektronikbranche setzen sich Trends – etwa die kleinen kostengünstigen und tragbaren „Netbooks“ – binnen wenigen Monaten durch. Eine langfristige Vorausplanung ist für die Hersteller der Bauteile so kaum möglich.

Letzte Hoffnung Micron

Bis Ende März gibt Qimondas Insolvenzverwalter nun Zeit, einen Investor zu finden. Gewisse Hoffnungen werden in das US-Unternehmen Micron gesetzt. Bereits im Herbst 2008 hatte das nordamerikanischen Unternehmen einen Anteil an einer Fertigungsstätte Qimondas übernommen. Doch Micron sitzt auf fast zwei Milliarden Dollar Schulden – ein höherer Marktanteil kann im Auf- und Ab des Speichermarkts schnell hohe Verluste bedeuten.

In der Krise der Speicherhersteller, die vor allem auch japanische und taiwanesische Unternehmen betrifft, stehen zwei Unternehmen aus Südkorea halbwegs stabil an der Spitze. Samsung, nahezu ein Staatskonzern, produziert über 40 Prozent der Speicher weltweit. Ähnlich wie das Unternehmen Hynix mit etwas 15 Prozent Marktanteil hat Samsung in vergangener Zeit viel Geld in die Fertigung investiert und bereits angekündigt, dieses Jahr die Investitionen zu halbieren. Darüber hinaus können beide Firmen weiterhin auf eine sichere finanzielle Unterstützung seitens der südkoreanischen Regierung rechnen.

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