Graue Kolonnen

Ein Friedhof für deutsche Kriegsgefangene in Moskau Die meisten waren Mitte 20, als sie starben
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Es ist ein regnerischer Sonntag. Der Friedhof in Ljublino hat nur wenige Besucher, einige Familien, die frische Blumen bringen. Es ist düster wie in einem Märchenwald. Auf dem von Industriefirmen umgebenen Areal im Südosten Moskaus wächst alles, wie es wachsen will. Man geht unter alten Bäumen und Kletterpflanzen, die sich über Wege und Gräber wölben. An den von Efeu überwucherten Gräbern leuchten grelle Plastikblumen und Kranzschleifen. Kein Grab gleicht dem anderen. Bemooste Steine mit eingelassenen Photo-Medaillons alter Leute, lächelnde Jugend auf blankem Granit, orthodoxe Kreuze aus hellem Holz und schwarzem Metall - dazu kleine Bänke, die an den Gräbern stehen. Am Rande des Friedhofs wird es plötzlich hell. Der Bli