Hier spricht eine leicht verderbliche Ware

Erinnerungsboom Das Berliner Zeitzeugenbüro hat Hochkonjunktur - doch wie erleben sich Menschen, die mehrmals wöchentlich die immer gleiche Geschichte erzählen und wenig Einfluss auf das Produkt haben?
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Gesucht werden Männer, die 1945 auf den Seelower Höhen gegen die vorrückende Sowjetarmee gekämpft, und Frauen, die einmal einen Liebesbrief an Hitler geschickt haben; gefragt sind aber auch Kriegs-Deserteure oder Flüchtlinge, die es 1945 nach Berlin-Kreuzberg und Friedrichshain verschlagen hat; Interesse wird angemeldet an Juden, die die NS-Zeit in Deutschland überlebt, oder Menschen, die die Verfolgung von Juden in Cottbus miterlebt haben; und wer 1935 schon fern gesehen hat, soll sich ebenfalls melden - das dürfte der schwierigste Suchauftrag sein, denn 1935 gab es überhaupt noch keinen nennenswerten Fernsehbetrieb.

Die März-Ausgabe des Zeit-Zeugen-Briefs liest sich wie der Bestell-Zettel an einen Gemischtwarenladen: Neben stückweise "Maue