Nun hat sich die Boy Group doch noch durchgesetzt! Nicht die Jungchen alleine, aber wenn Rainer Brüderle nicht mehr mit Wirtschaftsbossen kungeln und Geheimnisse ausplaudern darf, sondern künftig seine Fraktion zur Räson zu bringen hat, könnte es sein, dass es eines Meuchelmörders gar nicht mehr bedarf und ihn bald ein ähnliches Schicksal ereilt wie die ins Vizeabseits abgeschobene Birgit Homburger. Mit den Doppelnamen jedenfalls (Hamm- Brücher, Adam-Schwaetzer, Schmalz-Jacobsen!) scheint der Einfluss der Ladies bei den Liberalen zu schwinden: Nachdem nun auch Silvana Koch-Mehrin als Plagiatorin entzaubert ist und ihre Posten im Europaparlament und als Präsidiumsmitglied der FDP niedergelegt hat, bleibt die wackere Sabine Leutheusser-Schnarrenberger ziemlich einsam zurück.
Ungeschickt ist Philipp Röslers Rochade indessen nicht. Mit Westerwelle, Brüderle und Homburger im „erweiterten Team“ beruhigt er den gesetzteren Teil der Parteibasis. Und für einen, der die Schaltzentrale eigentlich nur übergangshalber übernommen hat, hält er sich die Konkurrenz aus der eigenen Generation auf Abstand: Christian Lindner bleibt „nur“ Generalsekretär, und der extrem ehrgeizige Daniel Bahr steigt zwar zum Gesundheitsminister auf. Doch wie Rösler weiß, ist es nicht unbedingt karriereförderlich, den Leuten zu erklären, dass sie mehr bezahlen sollen, oder die Ärzte unter Kuratel zu stellen und die Pflegekräfte mit Hungerlöhnen abzuspeisen. Bahr, ausschließlich mit der gesundheitsökonomischen Seite des Systems vertraut, fehlt die homöopathisch austarierte Konzilianz eines Philipp Rösler. Als Motor der klientelfreundlichen Initiative „Generationengerechtigkeit ins Grundgesetz“ wird er in der anstehenden Pflegereform unter Beweis stellen müssen, wie er es denn mit der Generationensolidarität hält.
Denn das, was die jüngeren Liberalen unter inhaltlicher „Erneuerung“ verstehen und einfordern, könnte gefährlich werden. Als abgehalfterte Wirtschaftstruppe ließ sich die FDP belächeln – als aggressive Vertretung der privilegierten Jugend könnte sie sich zu einer Sammlungsbewegung entwickeln. Auf die „liberalen Antworten“ in Sachen Bürgerrechte darf man hoffen; die auf soziale Fragen muss man fürchten.
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