Riss durchs Hirn

Sprachneuland Virtuos und psychologisch genau: Kathrin Schmidts autobiografische Krankheitsgeschichte „Du stirbst nicht“
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Schwere Krankheit ist Grenzerfahrung, das gilt für den individuellen Fall ebenso wie für das kollektive Gedächtnis, und wo sich die damit befassten Aufräumarbeiten nicht medizinisch und sozialhygienisch, sondern symbolisch niederschlagen, wird in glücklichen Fällen daraus sogar Weltliteratur. Susan Sontag verdanken wir die Einsicht, dass dabei jedes Zeitalter seine eigenen Phantasmagorien über die Krankheit entwickelt und bestimmte Krankheitsmetaphern in den Verkehr bringt, gegen die sich zu wappnen ein Akt des politischen Widerstands ist.

Was die Schwindsüchtigen für das neurasthenische Zeitalter um die Jahrhundertwende waren und die Krebskranken für den zerstörerischen Fraß der Überflusszivilisation, hat nun, wie kürzli