Sie verschanzen sich hinter hohen Hecken. Kaum steht die Sonne schräg, lassen sie die Halbtonnen-Last der Rollläden herunter – per Knopfdruck und einer elektrischen Walze, denn niemand könnte das Gewicht von Metall-Lamellen auf der Breite solcher Fensterfronten noch mit dem Seilzug heben. Niemand weiß, was diese Menschen dann dort treiben, welchen Riten sie nachgehen. Was geschieht in den 65-Quadratmeter-Wohnzimmern der Bürgerhäuser in Ostwestfalen, Starnberg, Blankenese oder Zehlendorf? Was hat es zu bedeuten, dass sich in den Küchen fünf verschiedene Sorten Meersalz mit französischen Etiketten auf dem Regal drängen? Wieso ist da ein quadratisches Loch in den Terrakotta-Fußboden eingelassen mit einer hoffentlich bruchfesten Glasscheibe darin, durch die in den Weinkeller geschaut werden kann? Die Einwohner, die täglich diesen kleinen Kitzel wollen, wenn ihr Instinkt sie davor warnt, auf die Glasscheibe zu treten, geben keine Auskunft. Sie sprechen ohnehin fast nur mit ihresgleichen.
In den Milieus des oberen Einkommens- und Vermögenszehntels hat sich eine Parallelgesellschaft ausgebildet. Jahrzehntelang hat die Mehrheitsgesellschaft alles getan, um sie zu integrieren. Von einem erwachsenen Menschen ist nur ein begrenztes Maß an innerer Flexibilität zu verlangen. Aber den Kindern aus diesen Milieus standen alle Sportvereine offen, sie konnten jederzeit öffentliche Schulen besuchen. Möglicherweise ist der Zeitpunkt gekommen, zu sagen: Für weitere Geduld besteht kein Anlass mehr. Die Saturierten hatten ihre Chance, sie haben sie nicht genutzt. Sie müssen sich Integrationsverweigerer nennen lassen.
Gefesselt an den Dampf-Backofen
Wie anders ließe es sich auch bezeichnen, wenn sie sich in der Öffentlichkeit zunehmend in Autos bewegen, die entweder das Tragen von großen Sonnenbrillen erfordern oder deren getönte Scheiben sie vor Blicken schützen? Deren Karosserie die gesamte Breite der städtischen Fahrspur einnimmt und sie immer nur weiter über das Niveau des Straßenpflasters erhebt, so dass sich das Fahrergesicht hinterm Lenkrad nur mehr erahnen lässt? Gehen sie einem Sport nach, so nutzen sie nicht die öffentliche Infrastruktur, besuchen nicht die Schwimmbäder, die sich die deutsche Gesellschaft errichtet hat. Nein, lieber kreiseln sie in eigenen Pools, und sollten sie auch alle zehn Meter zum Wenden gezwungen sein. Oder sie kommen in kleinen Gruppen an Golfplätzen zusammen, auf denen die einzige Person mit einem Durchschnittseinkommen der Golflehrer ist.
Der Zivilisationsgrad und die demokratische Durchdringung einer Gesellschaft wird oft an der Stellung der Frau gemessen. Zu Recht. Die Frauen reicher Familien werden immer noch zu einem erschreckend hohen Anteil im Reproduktionsalltag eingesperrt, verurteilt dazu, die Kinder zur Schule zu fahren, sie von dort abzuholen, zum Geigen-, Klavier-, Fecht- und Ballett-Unterricht zu fahren. Erwerbstätigkeit ist der Frau in solchen Milieus nicht grundsätzlich verwehrt. Doch verlangen die sozialen Traditionen von ihr meist weiterhin einen Teil-Berufsverzicht: Es soll nicht so aussehen, als reichte das Einkommen des Mannes nicht, um den Dampf-Backofen und den Kühlschrank zu füllen, in dessen Tür ein Eis-Zerkleinerer eingelassen ist.
Oft ist die einzige Erwachsene, mit der diese Frauen im Laufe eines Tages vertrauensvoll sprechen können, die philippinische Kosmetikerin, die ins Haus kommt. Zugleich trägt der Trend zur hochpreisigen Inhouse-Dienstleistung allerdings zur Vereinsamung bei. Schließlich kann nicht jedes Thema mit den Honorarkräften beredet werden. Mit Glück hat die Gattin des Wohlstandsbürgers auch eine Freundin in der Nachbarschaft. Von ihren Verwandten ist sie oft genug abgeschnitten, weil seine Karriere den Umzug in die Fremde erzwang: Ehegattennachzug ist ein ungelöstes Problem. Drogenmissbrauch ist bei einem erkennbaren Prozentsatz die Folge. Kaum eine Bevölkerungsgruppe nimmt so viele Antidepressiva wie Hausfrauen in den Besserverdienden-Ghettos, mindestens ebenso viele begeben sich in die Abhängigkeit von Wunderheilern, die ihnen kleine Zuckerkügelchen gegen Hautunregelmäßigkeiten an den Beinen verschreiben und sie in die Arme einer wissenschaftlich kaum kontrollierten Wellness- und Heilkunde-Industrie treiben. Das Ergebnis: Viele trauen sich nur noch zum Shoppen vor die Tür.
Den Rückschlag spüren die Männer
Der psychosozial prekäre Zustand dieser Frauen schlägt auch auf das Befinden der Männer zurück. Ungemessen, aber sicher außerordentlich hoch ist der Anteil von ihnen, die nur noch deshalb mit ihrer Gattin zusammenwohnen, um die Immobilie zu retten: Laut einer US-Studie schmiedet nichts eine Ehe fester zusammen als ein teures Haus. Hinzu kommt, dass das Scheidungsrecht mittlerweile zwar Frauen benachteiligt, die einen Beruf zu Gunsten von Kindern aufgegeben haben. Dies aber gilt nicht für die Rente: Der Rentenanspruch des Mannes wird durch eine Scheidung weiterhin halbiert. Das zwingt diese Männer zu außerehelichen Affären, die oft genug ins Halbdunkel ungünstig gelegener Mittelklasse-Hotels verlagert werden und so das Bild einer tragfähigen und glaubwürdigen Lebensgemeinschaft nachhaltig schädigen: Ein unermesslicher Schaden für die nachwachsende Generation.
Ohnehin müssen die Kinder dieser Milieus hinnehmen, schon vom ersten Lebensjahr an von ihren Altersgenossen isoliert zu werden: Die Bildungsvorstellungen ihrer Eltern sind aufgedunsen durch abwegige pädagogische Ansprüche und Wertvorstellungen. In einem Berliner Aufsteiger-Quartier wurde beobachtet, wie unschuldige Zweijährige aus der Kindertagesstätte, in die sie sich gerade erst eingelebt hatten, abgemeldet wurden, um fortan in die deutsch-chinesische Kita zu gehen. Begründung: Chinas Bedeutung im deutschen Export sei speziell nach der Wirtschaftskrise dergestalt gewachsen, dass eine künftige Spitzenkraft auf Chinesisch-Kenntnisse nicht verzichten können werde. Ein Land, dessen Leistungsfähigkeit und Widerstandskraft auf fröhliche, gesunde Kinder angewiesen ist, kann und sollte so etwas nicht mehr hinnehmen.
Auch die Kinder Vermögender haben ein Recht auf Normalität, haben ein Recht auf Erfüllung des zutiefst menschlichen und sinnvollen Bedürfnisses, dazuzugehören. Doch niemand verweigert seinem Nachwuchs so konsequent wie viele Bessergestellte lehrreiche Erfahrungen darüber, wie die Mehrheitsgesellschaft lebt, wie sie kommuniziert. Wie aber sollen die jungen Menschen sich in Deutschland noch zurechtfinden, wenn sie auf einem Gang durch eine beliebige Fußgängerzone nur noch Menschen begegnen, deren Sprache sie nicht sprechen, deren Habitus sie nicht deuten können, vor denen sie Angst empfinden müssen? Bis zum 18. Lebensjahr werden diese Kinder in Schulen gesperrt, deren Besuch Geld kostet. Sie sitzen in Klassenverbänden mit Kameraden, deren Eltern samt und sonders Ärzte, Anwälte, und Manager in Energieunternehmen sind. So entstehen soziale Ghettos, deren Grenzen auch zu den Grenzen der Phantasie und der Emotionen der jungen Leute werden müssen.
Von Debatten ausgeschlossen
Diese Tragik wird noch dupliziert durch die Segregation in den Systemen der gesundheitlichen und der Altersvorsorge. Im Reich der Privaten Krankenversicherung (PKV) gibt es kein Maß und Mittel mehr, nur noch die Vergütung dessen, was die forschende Arzneimittelindustrie hergibt. Den Jüngsten wie den Ältesten werden Medikamente verordnet, deren Nutzen so wenig erwiesen ist wie der Schaden ermessen. Statt junge, verantwortungsbewusste Oberärzte, die ihre Uni-Zeit noch nicht vergessen haben, behandeln PKV-Versicherte stets Chefärzte – auch wenn sie vom Stand der Wissenschaft längst abgekoppelt sind. Gleichzeitig interessiert sich der PKV-Versicherte nicht mehr dafür, wie sich der Versorgungsstand der übrigen 90 Prozent der Bevölkerung entwickelt. An Debatten um Gesundheitsreformen muss er als Laie teilnehmen.
Nichts kann es rechtfertigen, diesen Leuten ihre Abschottung weiter zu erlauben. Möglicherweise braucht mancher von ihnen Hilfe. Hier könnten Gesetzesänderungen etwa zur Aufhebung der Schranken zwischen privater und gesetzlicher Versicherung oder zwischen den verschiedenen Schulformen, dienlich sein. Doch der Staat kann nicht alles leisten, er soll es auch nicht. Wer verhindern will, dass Populisten auf der Welle der Frustration über misslungene Integration reiten, muss die Verursacher beim Namen nennen und zur Verantwortung rufen. Es sind die Gutverdiener, die sich bewegen müssen.
Kommentare 36
Typisch Freitag! Es passt zu dieser Zeitung, sich die schwächsten unserer Gesellschaft herauszupicken und ihnen die Schuld an den Missständen in unserem Land zu geben.
Können Sie sich, Frau Winkelmann eigentlich annähernd vorstellen, wie es ist am Ende der Tagesschau, kurz vor dem Wetterbericht auf die Börsenberichte zu warten, um dann zu sehen, dass das Portfolio wieder 0,5% hinter den Erwartungen geblieben ist? Haben sie eine Ahnung vom Druck der Peergroup auf dem Golfplatz, wenn man der einzige ist, dessen Frau sich nicht davon überzeugen lässt, ihre Brüste...
Hach, das hat Spaß gemacht. Typisch deutscher Neid Humor. Ich gehe mich mal schämen.
Vielen Dank für den Artikel.
Lieber denoc,
machen Sie sich nichts daraus. mh ist eigentlich ganz nett, S. ist für ihn, wie für viele andere (mich inkl.) ein Projektionsfläche (wenn ich nur wüsste für was). Und der Donnerstag frischt den Meinungsgenpool in der FC auf. So hat jeder seine Aufgabe. Ich rede Unsinn.
Vielen Dank!
...ach, Mensch...so manche Guthaben hätte selbstverständlich auch ich gerne, macht das Leben schließlich in manchen Bereichen doch wesentlich leichter und unbeschwerter...
...allerdings ohne den Preis "gehobener Mittelschichten" dafür zahlen müssen, deren ständig repräsentierter Distinktionswille, etwas Besseres sein zu müssen, sie eben gerade nicht von der von ihr verachteten "breiten und dummen" Unterschichtsmasse unterscheidet, deren Minderwertigkeitsgefühle wiederum sie ebenfalls in die Arme von nicht mit überbordender Intelligenz ausgestatteter Populisten treibt...
So finden sich die Menschen zusammen in einem Boot wieder, wo die eine Gruppe fast ihr ganzes Leben damit verbringen darf, ein paar Kröten hinterher zu rennen und die anderen vor lauter pekuniärem Überfluss nicht wirklich weiß, was sie gelangweilt damit anfangen soll. Zusammen in einem Europa der Staaten, deren politische Führungen die "soziale Frage" wirklich nicht "rafft"...
Sarrazin Co. haben etwas "forrest gump-mäßiges", denn schließlich sollte man sich ernsthaft fragen, ob ein Land, das einen solchen Notenbank-Executive hervorbringt, ein wirklich lohnenswertes Einwanderungsziel ist (...möglicherweise auch gerade deshalb!!!).
Ein Nachschag, weils passt...
Also über diesen Beitrag kann ich gerade noch lächeln.
Aber das geht jetzt über viele Folgen - mit den Reichen. Wie die ticken, dass die gern stiften...nee, nich stiften gehen, sondern Geld geben, dass die anders sind. ...Wie jetzt anders? Die müssen auch auf Klo und wenn sie im Bett liegen, sollten sie gut schlafen.
Ehrlich, mich interessieren die nicht so sehr, ich kenne keine reichen Leute und ich gönne ihnen alles, was sie haben. Von daher...weiß ich auch nicht. Was sich ändern muss, das sind politische Entscheidungen, das sind Strukturen, Mentalitäten, Verantwortungsbewusstsein.
Ja, ich weiiß, ist Satire - aber eben nicht so reich...an Humor.
@Magda
Was sich ändern muss, das sind politische Entscheidungen, das sind Strukturen, Mentalitäten, Verantwortungsbewusstsein.
So ist es!
das sind die Friedman-Fragen, die Sarrazin nicht beantworten wollte
►Aber was ich Sie fragen kann, ist Ihre Bemerkung vom Wochenende. Ich will das mal zitieren: Gibt es eine genetische Identität? Darauf antworten Sie: Juden haben ein bestimmtes Gen, das alle Juden gemeinsam haben. Auch Basken übrigens. Und das sie von anderen unterscheidet. Um welches Gen handelt es sich konkret?
►Ich frage noch einmal: Um welches konkrete jüdische Gen handelt es sich?
►Das ist streitig, Herr Sarrazin. Übernehmen Sie denn diese wissenschaftliche, ins Detail gehende These, die Sie nicht überprüfen konnten? Wenn Sie sagen, alle Juden haben ein bestimmtes Gen, dann übernehmen Sie eine bisher immer noch streitige wissenschaftliche Frage. Dann kommt aber, wenn Sie es übernehmen, für mich die Frage: Was bewirkt denn dieses Gen? Was macht das aus mir, ich bin ja ein Jude?
►Würden Sie auch heute noch sagen: Es gibt ein jüdisches Gen, das die jüdische Identität definiert?
►Also noch einmal: Juden haben ein bestimmtes Gen, das alle Juden gemeinsam haben. Das ist auch die Frage: Gibt es eine genetische Identität? Das ist jetzt wirklich wörtlich alles. Wir können es ja auch anders fragen: Gibt es ein christliches Gen?
►Ich stelle fest fürs Protokoll: Es ist von Ihnen nicht zurückgenommen worden, es gibt eine genetische Identität. Juden haben ein bestimmtes Gen, das allen Juden gemeinsam ist und sie von anderen unterscheidet. Das ist das eine. Aber Sie haben anscheinend Amnesie.
►Dann frage ich Sie noch einmal über das, was Sie jetzt gerade gesagt haben. Sie glauben also, dass man Christen, würde man ihr genetisches Material analysieren, unterscheiden könnte von Juden mit ihrem eigenen genetischen Material?
►Aber etwas anderes, was Sie gesagt haben, hat ja auch wieder mit Erbleistungen zu tun. Sie behaupten in Ihrem Buch, dass Gene und Erbmöglichkeiten der islamischen und muslimischen Bevölkerung ihnen eine andere, eine geringere Intelligenz hervorgerufen haben als anderen. Wie kommen Sie auf diese statistische Ermittlung des genetischen Apparates und Materials der Muslime?
►Das haben Sie nicht gesagt? Sie haben nicht gesagt, es gäbe eine Kausalität zwischen dem, was die muslimische Bevölkerung, die türkische Bevölkerung in Teilen an Erbmaterial hat und ihrem Bildungs- und Intelligenzniveau?
Frau Winkelmann,
Die Satire ist Ihnen gelungen und sie spiegelt tatsächlich das Vorgehen Thilo Sarrazins.
Der Trick bei der Abgrenzung von oben. Sie hat es geschafft, als natürlich, fast naturgesetzlich zu gelten und wird im Grunde von einer breiten Mehrheit der Bevölkerung, übrigens auch vielen Wählern der Sozialdemokratie (Thilo Sarrazins Anhänger in der SPD), akzeptiert.
Es ging gut, weil ein Land wieder aufgebaut wurde und ein zweites Land sich anschloss, das vorher mit Gewalt abgetrennt war. In diesem Prozess gab es fast nur Gewinner, weil immer was abfiel.
Aber die weithin hingenommene Ungleichverteilung der erarbeiteten Vermögen und Besitztümer und der seit etwa zwanzig-dreißig Jahren viel mehr Kapital und ebenso mehr Profite und Besitz generierenden Finanz- und Anlagewirtschaft, wusste die Politik, absichtlich (Schröder-Müntefering-Clement-Fischer, Merkel-Steinmeier) oder eher unbewusst und aus Tradition (Kohl-Genscher, Merkel-Westerwelle) nichts entgegen zu setzen.
Das muss zu Verwerfungen führen und die Mauern der Privatreiche für Bildung und Erziehung, Kultur und Lebensverhältnisse wachsen sachlogisch und ungehemmt weiter.
Das kann noch eine Weile gut gehen, solange es gelingt, ganz klassisch, Bevölkerungsgruppen der Mittelschicht und der wachsenden Schicht der Armen (mit und ohne Arbeit) gegeneinander auszuspielen. So lange die sozialen Probleme prototypisch nur als Konflikt zwischen dem Angestellten, Beamten oder kleinen Freiberufler und einem Dauerarbeitslosen samt Anhang verstanden werden, so lange ändert sich nichts. - Dann kommt der Vorschlag Zwangsarbeit für Sozialleistung und Sozialhilfe natürlich aufs Plakat. Es ist im Grunde der kürzeste und auch kurz gedachte Weg und er bedient das weit verbreitete Ressentiment.
Liebe Grüße
Christoph Leusch
Oh danke. Es ist immer noch eines der besten Lieder aller Zeiten.
Hallo Ulrike Winkelmann,
Ihr Text hat mich in der Tat ei wenig amüsiert- aber auch wieder nicht sooo sehr. Elaborierte Sprachkompetenz und lyrische Wortgewalt kann man ihnen nicht absprechen.Könnte auch von Reich- R. stammen. Doch so neu ist der Umdrehtrick als satirisches Stilmittel nun auch wieder nicht. Sovie zu Fragen derÄsthetik -- oder aber auch -
des schönen Scheins! Denn, wenn sich meine epische Verzückung wieder gelegt hat, frage ich mich:
Was wollten Sie mir damit eigentlich sagen? Wo ist die These, wo ist ein Argument? Oder war das eigentlich gar nicht wichtig, wollten eigentlich nur Stellung beziehen, ihrem gleichgesinnten Umfeld/ihrem Arbeitgeber signalisieren, dasss Sie auf der "richtige" Seite stehen?
Aufgeklärte, kritische Geister (auch "Linke") wissen schon lange: Was man überhaupt sagen kann, kann man klar sagen.
Was soll Z.B. ein unterpriveligierter Jugendlicher mit Ihrem Text anfangen?
Die lyrisch- epische Vernebelung der eigenen Gedankengänge
um sie gegen Argumente zu immunisieren ist weder aufklärerisch, noch links , sondern hat im "reaktionären" Lager
eine jahrhundertealte Tradition.(ganz typisch auch bei Hegel).Ironie (ich liebe sie) kann auch ganz schnell in Demagogie umschlagen.
Und von hier kriege ich ganz leicht die Kurve zum Kommentar von "denoc" um 16.06 Uhr:
Ersetzen Sie nur die dortigen Begriffe "rassistisch" und "Rassist"
durch das Wort "Jude" und Sie haben den reinsten " Stürmer"- Text von vor und nach 1933. In Hauptschulen (die ich kenne) ist "Jude"übrigens seit längerer Zeit wieder ein gängiges Schimpfwort bei einem Teil der "deutschen " Jugendlichen ,aber (vielleicht entgegen Ihren Erwartungen) auch bei nicht wenigen Jugenlichen mit islamischer Prägung.
Ich weiß, dass diese selbst "nichts dafür können". Wenn ich sie kritisiere,greife ich die ideologische Prägung an, nicht sie als Menschen! Übrigens: Die meisten Menschen handen human nicht WEGEN ihrer Religion ( oder als Religion praktizierter sonstiger "guter" Weltanschauung), sondern TROTZDEM.
Mit freundlichem Gruß,
little Louis
Habe leider erst jetzt gerade den Text von Magnus Klaue über Necla Kelec in "der Freitag" vom 22.04.2010 gelesen :
"Da war ja scho alles gschwetzt in dere Sarrazin-Diskussion" bin ich als Süddeutscher fast geneigt zu sagen.Ich empfehle jedem dringend, diesen jetzt 4 Monate alten Beitrag zum Kern(!) der jetzigen Debatte (nochmal) nachzulesen.
Nur ganz nebenbei:Ich bitte, die Tippfehler in meinem vorherigen Beitrag von 12.57 zu entschuldigen. So " is des halt mit denne Schnell- blogggs, gell? "
Mathematiker sehen das anders.
So bin ich. Als dummer Junge immer im Auftrag der Unkenntnis unterwegs.
Wunderbar! Danke leinber Freitag für die gelungene Satire mit viel mehr als nur einem Körnchen Wahrheit in ihr! Klasse Ulrike Winkelmann! Sie haben mir den Abend versüßt! :)
Wo sind Sie denn Migrantenhamster?
Querdenker,
wenn sie das bitte erläutern würden?
Sehr guter Artikel mit passender Überschrift. Der Freitag samt Artikel wurde gestern (oder vorgestern?) in der 3Sat-Kulturzeit erwähnt.
@Doris Brandt
Zu Recht, finde ich! Danke für die Info! ;)
rr
Werner A.Perger in der ZEIT;
"...Islam-Debatte
Sarrazin ist nicht der deutsche Wilders
Überall in Westeuropa warnen Rechtspopulisten vor der Islamisierung des Abendlandes. Doch Sarrazins Vulgärdarwinismus ist auch für sie neu.
© Miguel Villagran/dpa
Einbürgerungs-Zeremonie in Berlin Neukoelln
Einbürgerungs-Zeremonie in Berlin Neukoelln
Ist es so weit? Kriegt auch Deutschland so eine neue Rechtspartei, die keiner braucht, die jedoch fast überall, ob groß, ob klein, den politischen Boden in Europa umwühlt? Radikalpopulismus, völkisch und abendländisch, unikulti und antiislamisch, patriotisch und antipolitisch, bald auch in diesem Theater?
Anzeige
Gemessen am Ausmaß des Medientumults um den Provokateur Thilo Sarrazin und dessen Stunt-Nummer als Hüter des deutschen Erbguts und Genpools könnte man meinen, die Zeit sei reif für einen wie ihn. Schon sammeln sich neue Freunde um den Noch-Sozialdemokraten, voran deutsche Rechtsextremisten und Neonazis, namentlich die NPD.
In Österreich freut sich die FPÖ des vor gut zwei Jahren tödlich verunglückten Rechtspopulisten Jörg Haider. Die Aktivisten dieser unverhohlen fremdenfeindlichen Partei am rechten Rand der europäischen Demokratien berufen sich jetzt in ihren Regionalwahlkämpfen auf Sarrazins Botschaft von der drohenden Islamisierung Europas und der damit einhergehenden schleichenden Verdummung der Einheimischen. "Sarrazin statt Muezzin" ist die Parole.
SPD-Kreisverband beschließt Ausschlussverfahren gegen Sarrazin
Nach dem Antrag der Bundesbank zur Abberufung ihres Vorstandsmitglieds Thilo Sarrazin gerät dieser auch in seiner Partei immer stärker unter Druck.
Ist Sarrazin derjenige, der in Deutschland aus den rechten Unterströmungen eine rechte Bewegung wieder auferstehen lässt? Immerhin sind nicht wenige Politiker und Kommentatoren überzeugt davon, dass dem nationalradikalen Potenzial nur ein Anführer fehlt, der es weckt, auf dass es – wieder – zur realen politischen Kraft werde. Seit Beginn des Jahrhunderts wird im konservativen Elitenmilieu geraunt, meist bange, da und dort aber auch hoffend: "Wenn Deutschland einen Haider hätte..."
Sarrazins Themen und Thesen passten zum Anforderungsprofil eines "Deutschland-Erwache!"-Tribuns. Das Märtyrer-Image der verfolgten Unschuld, mit dem sich Europas rechtspopulistische Umrührer gern schmücken ("man wird ja wohl noch sagen dürfen..."), hat er schon.
Dass er aber "der deutsche Haider" werden könnte, wird kaum jemand glauben, der ihn ein wenig kennt und gelegentlich in Aktion erlebt hat. Der Mann ist eigentlich nicht dauerhaft integrierbar. Eine von ihm geführte politische Gruppe, Partei oder Bewegung würde alsbald implodieren, was bei rechtsradikalen Organisationen ohnehin nicht unüblich ist und in deren Geschichte nicht selten von Mord und Totschlag begleitet war. Unmittelbare politische Gefahr für die Demokratie geht von diesem habituellen Provokateur insofern keine aus.
Was der Mann vom rechten Flügel der deutschen Sozialdemokratie aber bewirkt hat, ist dennoch nicht zu unterschätzen: Er hat eine politische Schneise geschlagen und die Verbindung hergestellt zwischen dem in der "besseren Gesellschaft" verborgen wabernden Salonrassismus und der etwas raueren Stammtisch-Fremdenangst, die der wichtigste Rohstoff für die zum Teil sehr erfolgreichen antidemokratischen Kampagnen der europäischen Rechtspopulisten ist.
So gesehen ist der Noch-Bundesbanker daher auch schlimmer als der inzwischen weit über die Niederlande hinaus bekannte ex-liberale Rechtsparteigründer und Anti-Islam-Kreuzzügler Geert Wilders aus Den Haag. Vor Überfremdung, Islamisierung und "Selbstabschaffung" des Abendslandes warnt auch er. Damit ist seine Partei, die im Prinzip nur aus ihm selbst besteht, zur drittstärksten Fraktion im Parlament geworden. Aber ein genetischer Intelligenzverlust der christlichen Niederländer als Folge des Zuzugs von Andersgläubigen ist ihm bisher noch nicht eingefallen.
Dazu brauchte es Sarrazin. Einer der Vordenker der holländischen Sozialdemokraten, der Sozialwissenschaftler René Cuperus vom Thinktank Wiardi-Beckman-Stichting, schreibt zwar, nun sei auch Deutschland von der alles zertrümmernden Debatte des "Drei-I-Komplexes" (Immigration, Integration, Islam) erwischt worden. So weit so gut. Doch aus seiner Sicht hat Sarrazin die Debatte über die Rolle des Islam und der Moslems in Europa nun in eine neue, gefährlichere Dimension geführt: in die Dimension des Rassismus...."
Hallo denoc,
gerade habe ich mal kurz überlegt, ob ich halluziniere und nochmal zur Sicherheit Ihren Text (hier) vom 02.09.2010 nachgelesen. Erlauben Sie mal,dass ich auszugsweise zitiere, was Sie über Meinungsgegner verbreiten:
- widerliches Gedankengut
-verschwinde hier
-widerlicher Rassist
Meinungen anderer gehen Ihnen "am Arsch vorbei"
Sie finden es unerträglich, mit Meinungsgegnern im selben Land zu leben. (Kenneich aus den 60ger/70ger Jahren in der Form: "Geht doch rüber...")
Sollte das etwaironisch gemeint sein?
Habe ich das alles irgendwie falsch verstanden und Sie sind in Wirklichkeit ein verkannter humanistischer, toleranter Menschenfreund? Wie kann kann man als (ich vermute mal) Linker wie ich Leute anderer Meinung so zur Sau machen? Das hat doch zunächst mal mit den Inhalten überhaupt nichts zu tun!
Ich lese, Sie fühlten sich nach diesem Frustablassen dann wirklich gut.
Das bringt uns alle in der Debatte dann ja wirklich weiter, denn die Vielzahl und Qualität der Argumente und ihre durchdachte Formulierung überzeugt uns jetzt ja voll.Wir Linke fühlen uns jetzt wieder ganz warm und kuschelig in unserer Gemeinschaft und wissen ganz genau, wo die Bösen sitzen.
Ich habe übrigens gerade den halben Nachmittag damit verbracht, den blog von "der Donnerstag" zum Thema "Linke Identität" ("Die dümmsten Ideen setzen sich durch") gelesen. (leider erst heute).Mit dem Verweis auf diesen Text und die ausführliche Debatte ist eigentlich alles gesagt. Ein Mindestmaß an kritisch- rationalem Denken in Vebindung mit einem aufgeklärt- humanistischen, naturalistischen Menschenbild ist die absolute Grundvoraussetzung für vernünftige und nachhaltige LINKE Politik. Der Rückfall in schwärmerischen Illusionismus mag zwar Ihren individuellen Frust beseitigen,schadet aber dem humanen (linken! ) Anliegen am allermeisten.
Das alles ist übrigens "nix Neues" sondern ist schon seit spätestens Ende der 70ger Jahre ausdiskutiert.
Mit freundlichem Gruß,
little Louis
ich hasse Rassisten und Verharmloser und Vernebeler und Vulgärdarwinisten!
Stoppt den Anfängen und wenns nötig ist, mit Gew...
nach der unsäglichen Quatscherei bei Anne-Will:
ich glaube, ich lebe in einem Land von Menschen, deren Ausländerhass bei hinreichendem Alkohol und Stimulation durch Medien und Rassisten aus dem tiefsten Unterbewusasten an die Oberfläche gelangt.
Man lese nur die Zeitungen und Leserbriefe aus den Jahren 1920 bis 1933 und man findet exakt die Worte und Sprache, die jetzt bei einer Masse von Foristen auftaucht.
Man könnte meinen, es gibt ein deutsches "Ausländer-Raus"-Gen.
Vor 30 Jahren habe ich 6 Monate in Heidelberg eine Wohnung für meine Frau und mich gesucht. Da meine Frau aus Rumänien ist udn schwarze Haare hat, haben wir erst eine Wohnung erhalten, als wir sagten, sie sei aus Frankreich!!!!!
Wenn man die Sprüche der Vermeiter aufgezeichnet hätte, hätte man die Mehrheit wegen Beleidigung und Volksverhetzung vor Gericht bringen können.Diese Erlebnisse haben damals bei mir zum Austritt aus der CDU geführt..
Und was hat sich geändert? Nichts, im Gegenteil! Heute quatschen die Rechtsradikalen und Rassisten in Talkshows, wofür sie früher in den 70er Jahren aus dem Job geflogen wären und Berufsverbot erhalten hätten!!!
Ein köstlicher Artikel. Ganz wunderbar!
"Dämlack" würde ich gern dem little´-sowieso schreiben, aber so was wird ja sogleich editiert, moderiert.
Bravo, denoc.
Was bleibt, 17.06.?
schön, dass Sie damals die CDU verließen.
Und nun ...? ... sind Sie SPD-Mitglied und hier ein eifriger Kämpfer gegen die Linkspartei, reden über Talk-Quatscherei und ahnen rechte Neugründungen.
So wünsche ich mir die Freitag-Community. Klug, widersprechend und widersprüchlich, konsenzorierentiert, versöhnlich, wütend - so eine Heimat bildend. Da ist man zu Haus.
Bin ganz Deiner Meinung.
Die Autorin hat, was diese Region betrifft, besondere persönliche Anschauungen und Erkenntnisse. Gruß U.W.
Danke!! ich bin aus der SPD schon wieder raus - seit 4 Monaten!! Und ich bin jetzt wirklich froh darum!!
Ok. Sturheit auch. Aber schon mal in den Stadt- bzw. Ortsrandlagen der Heilbäder in Weserbergland und Teutoburger Wald gewesen...?
@Hummel, unglaubliche:
Oh, das mit der Beobachtung des Gastgebers (nimmt er den ganz Teuren oder bloß den Zweitteuersten rechtsoben?), auf die Idee bin ich noch gar nicht gekommen. Werde mich erkundigen. uwi
So wirds wohl sein. Das sry-Gen. Verzweifelt vermisst und auch schon besungen: Sry seems to be the hardest word.
@ denoc "Und wenn die Schlechtmenschen diese Republik in die Vergangenheit zurück katapultieren wollen, dann werden wir Gutmenschen auch zur Tat schreiten! Und unsere Parole wird heißen: No Pasaran!"
No Pasaran - so ein Quatsch. Das steht schon an den Gated Communities dran. Kein Durchkommen.
Gilt auch für Slipeinlagen da kommt auch nichts durch. Very old fasioned. :-))))))
@ denoc "Und wenn die Schlechtmenschen diese Republik in die Vergangenheit zurück katapultieren wollen, dann werden wir Gutmenschen auch zur Tat schreiten! Und unsere Parole wird heißen: No Pasaran!"
No Pasaran - so ein Quatsch. Das steht schon an den Gated Communities dran. Da kommt man nicht durch. Gilf auch für Slipeinlagen da kommt auch nichts durch.
Rapanui
razza ist Rassist und Demagoge. Da ist "Klassenkeile" schon fast ein liebkosendes Wort für solch einen Menschenhasser!!
@Wolfram Heinrich
D'accord!!!
S so
A arbeiten
R rechte
R Rechtsradikale
A Am
Z Zusammenbruch
I Ihrer
N Nation