CDU - Wahlkampfvorbereitungen

Realsatire Im Kanzleramt kommen die engsten Vertrauten der Bundeskanzlerin Gröhe, Kauder und Pofalla zu einem vertraulichen Gespräch zusammen, um den Wahlkampf vorzubereiten.

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Merkel: Meine Herren, jetzt ist es amtlich. Steinbrück ist der Kanzlerkandidat der SPD. Das überrascht mich zwar nicht, aber dennoch müssen wir wachsam sein.

Kauder: Kennt ihr eigentlich schon den Spitznamen von Steinbrück, dem ihm die SPD-Linke verpasst hat?

Alle schauen sich fragend an.

Kauder: Speaker`s trust

Gröhe: Also ich hätte dem Steinbrück den Spitznamen „All in“ gegeben. Aber der andere passt auch.

Merkel: Tja, wer solche Parteifreunde hat, muss ein starkes Ego haben. Das habe ich noch gar nicht erzählt. Ich habe vor wenigen Tagen eine sms mit folgendem Inhalt erhalten: „Gratuliere zur erneuten Kanzlerschaft gez. Frank Walter Steinmeier, Vizekanzler und Außenminister in spe“

Pofalla: Ist völlig aus dem Häuschen. Ja, das ist doch eine Steilvorlage für unseren Wahlkampf, liebe Angela. Diese Nachricht müssen wir doch sofort der Presse zuspielen.

Merkel: Du fällst auch auf alles herein, Ronald. Das war doch ein fake, gesendet von einem Prepaid-Handy. Aber ich muss zugeben, die Aussage gefällt mir.

Gröhe: Wir dürfen nicht den Fehler machen und den Steinbrück unterschätzen. Seine Rede auf dem SPD-Parteitag anlässlich seiner Nominierung zum Kanzlerkandidaten war doch nicht von schlechten Eltern.

Kauder: Das kauft ihm doch keiner ab, was er dort gesagt hat. Habt ihr eigentlich registriert, wer in der ersten Reihe saß. Altbundeskanzler Schmidt, Putins Energiebeauftragter Schröder, der Sauerländer Müntefering, nicht zu vergessen Bahr und der Methusalem der SPD-Linken, Erhard Eppler.

Gröhe: Also ich hatte den Eindruck, dass der Bahr sich nicht so ganz wohl gefühlt hat. Der hat sich wahrscheinlich gedacht „Waren das noch Zeiten mit Brandt und Wehner. Da wurde zwar auch gestritten, aber eben unter Sozialdemokraten“.

Merkel: Also, alles was der Steinrück gesagt hat, hätte ich auch sagen können. Ich bin nun mal nicht frei in meinen Entscheidungen, sondern eingebettet in den europäischen Gesamtkontext. Die Märkte bestimmen unser politisches Handeln und verhalten sich marktkonform und anonym. Seit der Ackermann weg ist, weiß ich oft gar nicht, wer dort mein konkreter Ansprechpartner ist. Mit dem Jain komme ich einfach nicht klar.

Pofalla: Aber Angela, Du bist doch mächtigste Frau der Welt und Deutschland steht da wie eine Eins. Vielleicht sollten wir für den Jain ein Essen im Bundeskanzleramt organisieren. Anstelle von Züricher Geschnetzeltes gibt es dann Curryreis mit Geflügel.

Gröhe: Wir brauchen noch eine griffige Idee, was unsere Bundeskanzlerin vor Weihnachten zur Stabilisierung ihrer ohnehin schon sehr guten Beliebtheitswerte tun könnte.

Kauder: So ein Abstecher unserer Bundeskanzlerin zu unseren Soldaten nach Afghanistan macht sich immer gut. Sie könnte ja mit dem Helikopter von Kabul nach Kundus fliegen, mit den Soldaten sprechen und ihnen ihren Respekt und gleichzeitig ihr Bedauern bekunden, dass die dort stationierten Soldatinnen und Soldaten nicht zu Hause im Kreise ihrer Lieben Weihnachten feiern können.

Merkel: Das hast Du aber schön gesagt, mein lieber Volker. Dabei blickt sie zu Pofalla hinüber, der schon nervös und zappelig auf seinem Stuhl hin und her rutscht. Ja, was ist denn noch, Ronald.

Pofalla: Also der Afghanistanabstecher könnte medial etwas aufgepeppt werden. Wir haben dort ja einige Kampf-Drohnen gegen den Taliban im Einsatz. Eine solche Drohne könnte ja eine Rakete abfeuern, die in sicherer Entfernung zum Hubschrauberlandeplatz unserer Bundeskanzlerin einschlägt. Ich sehe schon die Pressemeldung vor meinem geistigen Auge. „Merkel entgeht knapp einem Attentat“. Dann wäre die Kanzlerschaft endgültig gesichert.

Gröhe: Also, ich weiß nicht. Wir alle haben noch die Geschichte mit dem Tanklastzug und Oberst Klein in Erinnerung. Das kann schnell in die Hose gehen.

Merkel: Ronald, manchmal frage ich mich, womit ich es verdient habe, dass Du im Kanzleramt in verantwortlicher Position sitzt. Jetzt muss ich schon im Kabinett den Rösler und im Bundestag den Brüderle ertragen. Manchmal ist das fast alles zu viel für mich. Das nehme ich nur auf mich, weil ich für Deutschland unentbehrlich bin.

Kauder: Ja, so ist er nun mal, unser Ronald, immer im Dienste unserer Partei ohne Rücksicht auf Verluste.

Merkel: Kommt denn eigentlich noch wirklich etwas Substanzielles, meine Herren. Wir sitzen doch hier nicht zum Vergnügen.

Gröhe: Ich hätte einen Wahlslogan anzubieten: „Angela Merkel, Kanzlerin für alle Deutsche“.

Kauder: Der Slogan gefällt mir gut, mein lieber Hermann. Es bringt den präsidialen Regierungsstil unserer Bundeskanzlerin zum Ausdruck und spiegelt die 98%-ige Rückendeckung der Parteitagsdelegierten geradezu idealtypisch wieder.

Pofalla: ich sage jetzt nichts mehr, bin aber einverstanden.

Merkel: Das ist schon einmal ein Anfang, meine Herren. Was machen wir denn mit dem Steinbrück?

Gröhe: Wir führen quasi einen Anti-Wahlkampf. Den Steinbrück und die SPD ignorieren wir einfach. Wir tun so, als ob er überhaupt nicht da wäre. Sobald er das Wort soziale Gerechtigkeit in den Mund nimmt, weisen wir darauf hin, dass mehrere ALG II Bezieher von der Einnahme einer seiner Vorträge sehr gut leben könnten.

Merkel: Durch Nichtstun zum Erfolg. So könnte es klappen, vor allem, wenn ich an meine Koalitionspartner von der FDP und auch der CSU denke. Mit der Einführung des Betreuungsgeldes und der Abschaffung der Praxisgebühr haben wir ein richtungsweisendes Gesetzespaket für die restliche Legislaturperiode geschnürt.

Kauder: So ist es, meine liebe Angela. Du führst nun mal die erfolgreichste Regierung seit der Wiedervereinigung an, hast die uneingeschränkte Unterstützung der Partei und wirst – so meine Prognose – noch viele Jahre unsere Kanzlerin sein.

Merkel: Ja, meine Herren und das sage ich jetzt ganz bewusst „i am very amused“ und wenn ich scheitere, scheitert ganz Europa“.

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