Die CSU und die lieben Verwandten!

Persiflage Die Gehaltsaffäre trübt die Aussichten der CSU auf die absolute Mehrheit bei den nächsten Landtagswahlen und damit auf eine Wiederwahl Seehofers zum Ministerpräsidenten.

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In der bayrischen Staatskanzlei treffen sich die engsten Vertrauten von Ministerpräsident Horst Seehofer, Ilse Aigner, Alexander Dobrinth und Korolina Gernbauer zu einem vertraulichen Gespräch. Es herrscht Krisenstimmung, schließlich ist die absolute Mehrheit der CSU gemessen an Landtagssitzen in Gefahr. Und das alles wegen dieser leidigen Gehaltsaffäre, die in Bayern hohe Wellen schlägt und das Thema Uli Hoeneß von der Agenda längst verdrängt hat.

Seehofer: Mir reicht´s langsam. Ich entlasse alle Minister der CSU aus meinem Kabinett und regiere vorläufig wenigstens alleine. Du kannst mich ja dabei unterstützen, liebe Ilse. In Berlin gibt es für Dich ohnehin nicht mehr viel zu tun. Das Pferdefleisch ist entweder konsumiert bzw. kompostiert.

Aigner: Nun mal ganz ruhig, mein lieber Horst. Es ist zwar kein großer Schaden, wenn Du alle Minister entlässt. Das Problem ist nur, es kommt nicht zwingend etwas Besseres nach.

Dobrinth: Darf ich vielleicht anmerken, dass die FDP-Minister noch unfähiger sind. Die Qualifikation eines Ministers hängt nicht davon ab, ob er seine Verwandten beschäftigt oder nicht.

Gernbauer: Ich weiß nicht so recht, warum sich alle so aufregen. Endlich wird etwas für die Beschäftigungskontinuität getan. Viele unserer Abgeordneten und Minister haben dafür gesorgt, dass seit dem Jahr 2000 keine Entlassungen in ihrer näheren Umgebung vorgenommen wurden. Eine solche mitarbeiterfreundliche Politik wäre woanders undenkbar und das bei Einhaltung der Gesetze und einer phänomenalen Überkompensation des Mindestlohnes. Selbst die Kinder unserer Abgeordneten bekamen für ihre Botendienste mehr als 10 Euro in der Stunde. Nicht umsonst steht Bayern an der Spitze der Arbeitslosenstatistik.

Seehofer: Von der Warte habe ich das noch gar nicht betrachtet. Wir sollten den Spieß einfach umdrehen hieraus ein Wahlkampfthema machen. Was fällt denn Dir dazu ein, mein lieber Alexander?

Dobrinth: Die CSU war schon immer eine familienfreundliche Partei. Das sieht man ja auch an dem Betreuungsgeld. Der Slogan – die CSU, bodenständig, familienfreundlich, traditionsbewusst und zukunftsorientiert würde gut zu uns passen.

Aigner: Ich gebe nur zu bedenken, dass einige Minister und Staatssekretäre aus vorauseilendem Gehorsam bereits angekündigt haben, dass sie die an ihre nächsten Verwandten gezahlten Gehälter zurückzahlen bzw. für wohltätige Zwecke spenden wollen. Das ist doch quasi ein Schuldeingeständnis.

Gernbauer: Das können die betreffenden Personen ja gerne so machen, zeigt es doch, dass sie ein soziales Gewissen haben. Wir müssen nur aufpassen, dass sie hierfür keine Spendenquittung haben wollen, weil sonst aus der Gehaltsaffäre sehr schnell eine Steueraffäre wird.

Seehofer: Das hätte uns gerade noch gefehlt, jetzt wo wir die Staatsfinanzen dank eines Markus Söder so gut im Griff haben. Fast 4 Milliarden Euro zahlen wir in den Länderfinanzausgleich, mit dem Ergebnis, dass die in Berlin das Geld kassieren und von unserer Kohle noch nicht einmal einen international tauglichen Flughafen zustande bringen.

Aigner: Ich habe mich wohl gerade verhört, mein lieber Horst. Ich kehre doch nicht von Berlin nach Bayern zurück, um hinter Söder die zweite Geige zu spielen.

Seehofer: Wir spielen alle in einem Orchester und damit eines klar ist. Ich bin der Dirigent und lasse immer das spielen, was das Publikum hören will. Wir sind doch nicht zum Vergnügen hier oder glaubt hier irgendjemand, dass ich aus Berlin nach München zurückgekehrt bin, weil mir das so viel Spaß gemacht hat.

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