Ein ganz normaler Tag im Bundeskanzleramt

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Merkel trifft sich wie jeden Tag mit dem Kanzleramtsminister Pofalla, um die aktuellen Ereignisse zu besprechen und die weitere Vorgehensweise festzulegen:

Merkel: Ronald, wie schaut es in Sachen Wulff aus?

Pofalla: Nun, Herr Wulff hat jetzt mehr Antworten ins Internet gestellt, als ihm Fragen gestellt wurden. Es ist sozusagen von der Salamitaktik zu einer offensiven Vorwärtsverteidigung übergegangen.

Merkel: Hauptsache, er bleibt so lange im Amt, bis ich mit der SPD alles klargezogen habe, wie es weiter geht.

Pofalla: Das Problem ist, dass der Gabriel jetzt glaubt, er sei Schröder und könne Wahlen gewinnen.

Merkel: Gabriel ist wohl der Meinung, dass seine Gewichtszunahme mit einem Stimmenzuwachs der SPD korreliert.

Pofalla: Vielleicht sollten wir mal mit Schröder oder besser mit Schmidt reden, u.U. kommt er dann zur Vernunft.

Merkel: Schon wieder einer Deiner genialen Einfälle, lieber Ronald. Du wirst doch nicht fürs Denken bezahlt, sondern dafür, dass Du das umsetzt, was ich Dir anschaffe. Wie sieht es eigentlich mit der Eurokrise aus?

Pofalla: Bestens, liebe Angela, nach der Herabstufung von 9 Eurostaaten, sind wir der Leuchtturm in Europa. Wenn das so weiter geht, zahlen wir bald keine Zinsen für unsere Staatschulden mehr, sondern bekommen noch Geld zurück.

Merkel: Ja, Rating kann so schön sein. Ich habe es allen gezeigt, ich bin nicht nur die mächtigste Frau der Welt, sondern auch die klügste.

Pofalla: Da will ich Dir nicht widersprechen. Deutschland ist Dank Deiner Regentschaft wieder zur Wachstumslokomotive in Europa geworden.

Merkel: Zurück zum politischen Alltag, lieber Ronald. Wie schaut es eigentlich bei unseren Freunden in Schleswig-Holstein aus.

Pofalla: Na ja, etwas mager, für die große Koalition könnte es aber reichen.

Merkel: Wie machen denn unsere Freunde in Griechenland? Haben wir jetzt eine Einigung, wie die Pleite so ausgesteuert werden kann, dass die anderen Staaten nicht betroffen sind?

Pofalla: Das Problem ist die EZB. Dagegen ist unser Anteil an dem bislang ausgezahlten Rettungspaket von 15 Milliarden ein Klacks.

Merkel: Der Asmussen hat mir gesagt, dass die EZB die Lizenz zum Gelddrucken hat und der EFSF zusammen mit dem IWF die griechischen Staatsanleihen aufkauft, nachdem die beiden die nötigen Finanzmittel von der EZB eingeräumt bekommen haben. Als Sicherheit dienen deutsche Staatsanleihen, die dann wiederum gehebelt werden, so dass am Ende keiner mehr durchblickt.

Pofalla: Wo Du Recht hast, hast Du Recht. Ich bereite schon mal vorsichtshalber ein Gesetz vor, das dem Bundestag zum Abnicken, äh zur Abstimmung vorgelegt wird.

Merkel: Nicht Du bereitest das Gesetz vor, sondern Herr Schäuble, auf den ist Verlass, wenn es um sensible finanzielle Angelegenheiten geht. Und halte Dich bloß zurück mit Deinen Verbalattacken in Richtung unserer Parteifreunde.

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