Exklusiv - von der Leyen und die Schlecker-Frauen

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Nun ist es ja amtlich. Der Schlecker-Konzern ist pleite und gut 16.000 Schleckermitarbeiter, vorwiegend Frauen, erhalten in den nächsten Tagen ihre Kündigung. Nach 3 Monaten Konkursausfallgeld fallen diejenigen, die keine neue Stelle antreten können, zunächst in ALG I und nach einem Jahr in ALG II, auch Hartz IV genannt.

Da liegt es doch nahe, dass sich unsere Arbeitsministerin mächtig ins Zeug legt, um den Schleckerfrauen eine Alternative bieten zu können, nachdem der Arbeitsmarkt im Einzelhandel - ganz im Gegenteil zu den Behauptungen der FDP - mehr als angespannt ist. Auf 15 Bewerber kommt ca. 1 freie Stelle. Frau von der Leyen, bekannt für ihre publikumswirksamen Auftritte in den Medien, nimmt die Gelegenheit wahr, ein Exklusiv-Interview mit der Bild-Zeitung zu führen. Hier einige Ausschnitte, das gesamte Interview kann ja dann in der Bild nachgelesen werden.

Bild: Frau von der Leyen, Ihnen als zuständige Ministerin, muss es doch sehr nahe gehen, was gerade mit den Schleckermitarbeiterinnen passiert.

vdL: In der Tat, aber das ist unsere Marktwirtschaft. Derartige Marktbereinigungen wird es immer wieder geben. Ich möchte jedoch betonen, dass in Deutschland der Arbeitsmarkt überaus robust ist und wir hier von einem Einzelfall sprechen müssen, der in erster Linie durch Missmanagement ausgelöst wurde.

Bild: Was gedenken Sie denn zu tun? Die Mitarbeiterinnen von Schlecker können ja nichts dazu, dass sie ihren Arbeitsplatz verloren haben. Sie sind ja nur das Opfer, wie Sie richtig bemerkten, von tragischen Umständen.

vdL: Deshalb müssen wir alle Hebel in Bewegung setzen und den Frauen möglichst rasch eine Alternative bieten. Wir haben ja gerade in den letzten Jahren, auch durch die Mitwirkung der SPD, eine enorme Flexibilisierung im Arbeitsmarkt erreichen können. Dieses Instrumentarium steht uns jetzt zur Verfügung und wir werden es nutzen, auch und gerade für die Schlecker-Frauen.

Bild: Wie sieht das nun konkret aus, Frau Bundesarbeitsministerin.

vdL: Nun, wenn es auf der einen Seite zu wenige Stellen gibt und auf der anderen Seite der Bedarf an Stellen aber enorm hoch ist, liegt es doch nahe, dass wir hier eine Kompensation schaffen. Seit Jahren beklagen wir den Pflegenotstand in Deutschland und das bei der stetig wachsenden Zahl von Pflegebedürftigen, gerade was auch die Zahl von Demenzerkrankten betrifft.

Bild: Mit anderen Worten. Die Schleckerfrauen werden in Pflegekräfte umgeschult?

vdL: Genau, das ist die Idee. Wir setzen die Frauen dort ein, wo sie dringend gebraucht werden. Schließlich haben Sie im Einzelhandel gelernt, dass sie pünktlich und gewissenhaft ihre Arbeit zu erledigen haben, dabei ehrlich sind und sich diszipliniert verhalten und sich an wechselnde Arbeitszeiten anpassen können. Das sind insgesamt doch Voraussetzungen, auf die es sich aufbauen lässt.

Bild: Nicht zu vergessen, die Betreffenden haben Erfahrungswerte in der Handhabung von Pflege- und Drogerieartikeln. Und ob man eine Windel verkauft oder nur wechselt, macht auch keinen großen Unterschied, sieht man vom Gewicht und der Geruchsintensität einmal ab.

vdl: Nun, eine gewissenhafte Ausbildung in ihr neues Berufsfeld ist natürlich unabdingbar, aber ich gebe Ihnen Recht, wer gelernt hat, sich einzufügen, hat mit Sicherheit im Pflegedienst weniger Probleme, den erforderlichen Anpassungsprozess zu durchlaufen.

Bild: Und wie sieht es mit der Bezahlung aus?

vdL: Das überlassen wir den Tarifpartnern. Schließlich muss ein verantwortungsvoller Job auch adäquat bezahlt werden. Jede bezahlte Arbeit ist immer noch mehr wert, als arbeitslos zu sein. Dafür sorgt insbesondere das Lohnabstandsgebot. Wir sollten auch nicht vergessen, welchen sozialen Stellenwert eine Pflegekraft in Deutschland hat. Das schafft doch eine Befriedigung weit über den pekuniären Aspekt hinaus.

Bild: Wie immer überzeugend, Frau Bundesarbeitsministerin. Wir brauchen noch eine Schlagzeile für ihre Idee. Ich schlage vor: Pflegenotstand - der Lichtblick für Schleckerfrauen!

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