Frau Merkel redet mit den Griechen Klartext

Bei diesem Beitrag handelt es sich um ein Blog aus der Freitag-Community.
Ihre Freitag-Redaktion

Frau Merkel ist wieder einmal höchst verärgert über die Zahlungsmoral von Griechenland und weist ihre Büroleiterin an, eine telefonische Verbindung mit dem Ministerpräsidenten von Griechenland, Herrn Papademos, herzustellen.

Papademos: Frau Bundeskanzlerin, Sie wollten mich sprechen.

Merkel: In der Tat, Herr Papademos, so kann das mit Griechenland nicht mehr weitergehen. Wenn schon die Märkte auf einen großen Teil ihrer Schulden verzichten sollen und ich weitere Hilfsmaßnahmen befürworten soll, dann muss auch Griechenland das hierzu Erforderliche beitragen.

Papademos: Wir sind doch auf einem guten Weg, Frau Bundeskanzlerin, das Defizit steigt weiter, die Leute gehen auf die Straße, die Privatisierungen kommen voran und die Auslandskonten unserer Steuerflüchtlinge sind prall gefüllt.

Merkel: Nun werden Sie mal nicht unverschämt oder gar anmaßend. In ihrer Situation wäre etwas mehr Demut eher angebracht. Die EU-Gruppe hat doch alles unternommen, um ihnen unter die Arme zu greifen. Jetzt müssen Sie die Sparauflagen, an denen aus meiner Sicht nichts daran vorbeiführt, auch endlich erfüllen.

Papademos: Wie sehen ihre nächsten Schritte, die Sie selbstverständlich mit Herrn Sarkozy abgestimmt haben, denn konkret aus?

Merkel: Wie ich schon angedeutet habe, richten Sie ein Konto ein, von dem die Zahlungen für den Schuldendienst überwacht werden können. Ihr Finanzminister Venizelos tritt zurück und übergibt das Finanzministerium an einen Sparkommissar, der auch die Ausgaben und Einnahmen von Griechenland kontrolliert. Schließlich muss das Konto für den Schuldendienst auch gedeckt sein. Eine schwäbische Hausfrau betreibt auch keine andere Kassenführung und sie ist damit überaus erfolgreich.

Papademos: Wer soll dieser Sparkommissar sein? Sie haben doch sicher schon jemand im Auge?

Merkel: Wir sind zwar noch in Verhandlungen, aber die bislang geführten Sondierungsgespräche sind sehr vielversprechend. Ich kann Ihnen auch zusichern, dass Ihnen dieser Funktionsträger bereits bekannt ist und er ein Vertreter der Kapitalmärkte ist. Damit ist mittelfristig sichergestellt, dass Griechenland von den Finanzspritzen der EU wegkommt und sich wieder an den Kapitalmärkten refinanzieren kann.

Papademos: Nun, Frau Merkel, wir könnten aber auch aus der Eurozone austreten, die griechische Drachme abwerten, die Schulden in unsere Landeswährung umrechnen und einen harten Schuldenschnitt vereinbaren.

Merkel: Das können Sie machen, Herr Papademos. Dann wird ihr Land in die Steinzeit zurückfallen und wir werden ihnen nicht helfen, das rettende Ufer zu erreichen.

Papademos: Frau Merkel, ihre Hand, die Sie Griechenland bislang hingestreckt haben, ist mit Schmierseife behaftet und immer dann, wenn wir zugegriffen haben, sind wir abgerutscht. Dann fallen wir zwar bei einer Rückkehr in die nationale Währung noch etwas tiefer, dafür haben wir den Bodensatz endgültig erreicht und können wieder nach vorne blicken. Sie kennen doch auch das Sprichwort "Lieber ein Ende mit Schrecken, als ein Schrecken ohne Ende".

Dieser Beitrag gibt die Meinung des Autors wieder, nicht notwendigerweise die der Redaktion des Freitag.
Geschrieben von