Frau Merkel telefoniert mit dem Cavaliere

Satire In Italien sind die Wahlen nicht so ausgegangen, wie dies von der Rest-EU erwartet wurde. Die Märkte sind besorgt, Frau Merkel auch!

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Bild: dpa

Frau Merkel – die mächtigste Frau der Welt – gefällt es gar nicht, dass Italien durch den Wahlerfolg Berlusconis durch das 2 Kammersystem scheinbar unregierbar geworden ist. Sie greift zum Telefonhörer und ruft Kanzleramtsminister Pofalla – ihr Mann für die besonderen Aufgaben - an. Der meldet sich prompt.

Merkel: Das hat mit gerade noch gefehlt. Jetzt hat dieser Westentaschen-Casanova schon wieder einen Wahlerfolg gelandet. Sind denn die Italiener von allen guten Geistern verlassen? Zuerst dieser Clown Grillo und dann noch der Berlusconi. Der ist einfach nicht tot zu kriegen.

Pofalla: Ich kann die Fresse von dem Berlusconi nicht mehr sehen, mit seinem botoxverzerrten Grinsen.

Merkel: Das bringt uns jetzt auch nicht weiter, Ronald. Mach mir mal eine Verbindung zu diesem spätrömisch dekadenten Paten Italiens und wenn es geht, subito.

Pofalla: Er hat die Nummer nicht gleich zur Hand. Über einen Kontaktmann des BND, der wiederum Kontakte zur Cosa Nostra unterhält, gelangt er schließlich an die Geheimnummer Berlusconis.

Berlusconi: meldet sich mit „Cavaliere magnifico“.

Pofalla: Ja, hier Ronald Pofalla, the adlatus of the german chancellor is speaking. The german chancellor wants to speak with you, Mr. Berlusconi.

Berlusconi: Sie können ruhig mit mir Deutsch sprechen, mein lieber Herr Pofalla. Dann verbinden Sie mich mal mit ihrer Kanzlerin.

Merkel: Guten Tag Herr Berlusconi. Große Ereignisse werfen ihre Schatten voraus und ich wollte doch die Gelegenheit ergreifen, mit ihnen zu sprechen, nachdem das Wahlergebnis in Italien so ist wie es ist.

Berlusconi: Das freut mich aber, Signora Merkel, dass Sie mit mir sprechen wollen. Lange ist es her, aber aufgeschoben ist ja nicht aufgehoben.

Merkel: Ich nehme die Dinge so wie sie kommen, Herr Berlusconi. Mir ist wichtig, dass die europäische Währungsstabilität erhalten bleibt. Daran muss auch Ihnen gelegen sein. Italien ist hoch verschuldet, da schmerzen hohe Zinsen für die Staatschulden ganz besonders.

Berlusconi: Frau Merkel, die Italiener haben mich doch nicht gewählt, dass ich die Staatsschulden abbaue, sondern dass ich die ungeliebte Immobiliensteuer wieder abschaffe, die dieser Professore „Monti arrivedergi“ eingeführt hat, um meine armen italienischen Landsleute auszupressen wie eine Zitrone.

Merkel: Ich muss doch sehr bitten. Haushaltsdisziplin ist das oberste Gebot und der Fiskalpakt gilt auch für Italien. Das ist es unumgänglich, dass auch von der Bevölkerung Opfer gebracht werden müssen.

Berlusconi: Sie sparen Europa zu Tode Frau Merkel, damit die Zinsen in ihrem Land niedrig bleiben und Deutschland der Liebling der Märkte bleibt. Ich bin lieber der Liebling meiner Landsleute. Im Gegensatz zu Ihnen, bin ich ein erfolgreicher Geschäftsmann, finanziell unabhängig und nicht darauf angewiesen, mein Italien zu regieren. Eigentlich will ich nur helfen. Das schaut bei ihrer Biographie ganz anders aus, Frau Bundeskanzlerin. In Deutschland regieren die Erfolglosen die Erfolgreichen. In Italien sorgen die Erfolgreichen für die weniger Erfolgreichen. Das ist der zentrale Unterschied.

Merkel: Da hört sich doch alles auf, Herr Berlusconi. Gegen Sie laufen mehrere Strafverfahren, für Sie sind Bilanzfälschung, Vorteilsgewährung im Amt, Amtsmissbrauch keine Straftaten und Sie erlassen fortwährend Gesetze, die die Strafverfolgung ihrer Person verhindern.

Berlusconi: Auch in Deutschland gilt der Grundsatz „in dubio pro reo“ Diese Ermittlungen gegen mich sind der verzweifelte Versuch meiner Gegner, mich mundtot zu machen. Als erfolgreicher Mensch – der ich nun mal bin - hat man viele Neider im In- und Ausland.

Merkel: Lassen sie uns pragmatisch denken, mein lieber Silvio. Italien ist die drittgrößte Volkswirtschaft in der Eurozone. Ein Rettungsschirm für Italien wäre das Ende des Euros. Das können doch auch Sie nicht wollen. Oder wollen Sie die Lira wieder einführen?

Berlusconi: Natürlich nicht, Frau Bundeskanzlerin. Der Euro muss bleiben, auch in Italien. Sie sorgen für niedrige Zinsen und ich sorge für stabile Verhältnisse in Italien. Schließlich habe ich beste Kontakte in die Wirtschaft und auch zu Organisationen, die sich darauf verstehen, für Ruhe und Ordnung zu sorgen. Bei mir wird nicht gestreikt und der Müll wird zeitnah und problemlos entsorgt.

Merkel: Das ist doch mal ein Wort, mein lieber Silvio. Ich habe gewusst, dass wir uns einigen können. So eine Pizza-Connection kann viele Vorteile haben.

Berlusconi: Ich esse keine Pizza sondern vorzugsweise Austern, um meine Lebensgeister zu erhalten, wenn Sie verstehen, was ich meine. Schließlich bin ich ein Mann in den besten Jahren.

Merkel: Man soll die Feste feiern wie sie fallen, mein lieber Silvio. In diesem Sinne Bunga, Bunga. Und beim nächsten Fußballspiel Deutschland gegen Italien bei uns zu Hause halte ich Ihnen einen Platz frei.

Berlusconi: Aber sehr gerne Frau Bundeskanzlerin. Fußballspiele zwischen Deutschland und Italien sind für uns Italiener immer sehr erbauend.

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