Hollande und Gabriel - zwei Sozialisten unter sich -

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Sigmar Gabriel, der SPD Parteivorsitzende ist zu einem Blitzbesuch nach Paris geeilt, um sich mit dem französischen Präsidentschaftskandidaten Francois Hollande zu treffen. Hollande liegt nachwievor aussichtsreich im Rennen und Gabriel möchte mit dem Chef der PS Gemeinsamkeiten ausloten.

Hollande: Na, altes Haus, die alte Dame SPD schwächelt ein bisschen. Im Saarland hat es nicht so geklappt wie gewünscht.

Gabriel: Im Saarland gelten besondere Verhältnisse. Dort hat der Saar-Napoleon Lafontaine eine große Anhängerschaft, auch wenn sie schmilzt und dann noch die Piraten, diese Freibeuter des Internets. Aber Du wirst sehen, in NRW klappt es für Rot/Grün und dann wird es eng um die Regierung Merkel.

Hollande: Ja, Du hast es nicht leicht und die Hoffnung stirbt ja bekanntermaßen zuletzt. Die Linke sitzt links von der SPD, die CDU sitzt rechts von der SPD bzw. in der Mitte, die Grünen sind so schrecklich bürgerlich geworden, die Piraten sind im Kommen. Habe ich jemand vergessen, ach ja, die FDP?

Gabriel: Die FDP hast Du nicht vergessen, die kannst Du vergessen. Die FDP-Abgeordneten schleichen im Bundestag herum wie die Zombies und immer, wenn ich den Rösler treffe, redet der von Wachstum. Es müsste doch wissen, dass ein Bonsaibäumchen nicht größer werden kann.

Hollande: Ja, Frau Merkel hat schon ihre eigene Art, ihre Koalitionspartner zu marginalisieren. Die hat selbst Sarkozy ganz gut im Griff, wenngleich er sich jetzt dazu entschlossen hat, auf ihre Wahlkampfunterstützung zu verzichten. Ich habe übrigens gehört, dass Frau Merkel den Spitznamen "Königskobra" hat. Sie umschmiegt und umschmeichelt ihre Parteifreunde, Koalitionspartner und politischen Gegner so lange, bis sie den "tödlichen" Biss ansetzen kann. Ich weiß nicht, ob es so gut ist, mit ihr eine große Koalition anzustreben. Zwei Personen haben der SPD mächtig zugesetzt, Schröder und Merkel.

Gabriel: Lafontaine nicht zu vergessen, der ist uns von der Fahne gegangen, weil er nicht akzeptieren wollte, dass ein Niedersachse der bessere Kanzler für Deutschland ist. Da muss ich dem Maschmeyer einfach Recht geben. Ich habe ihn vor kurzem bei seiner Buchvorstellung "Selfmade" getroffen und ihn gefragt, ob er sich denn vorstellen könne, wieder eine Anzeigenkampagne mit dem Slogan zu starten " Der nächste Bundeskanzler muss wieder ein Niedersachse sein".

Hollande: Und was hat er geantwortet?

Gabriel: Er hat mir gesagt, dass Schröder von dieser Anzeige damals gar nichts gewusst hat und wenn er mir jetzt etwas erzählen würde, würde er gegen das Prinzip der stillschweigenden Kontaktintensivierung verstoßen. Schließlich könnte er dann nicht mehr in den Spiegel schauen. Der Untertitel seines Buches lautet ja erfolg - reich - sehen oder so ähnlich.

Hollande: Ja, die Kommunikationswege zwischen der Wirtschaft und der Politik sind oft verschlungen und geheimnisvoll, Du wirst das schon machen. Aber ganz im Ernst, Du könntest etwas mehr auf deine Fitness achten. Ich habe etwas abgespeckt und seitdem bin ich viel agiler. Das hat mir auch bei meinen Wählern geholfen. Ich strahle jetzt mehr Dynamik aus, schwitze nur noch auf dem Heimtrainer und mein Blutdruck ist optimal.

Gabriel: Du hast ja Recht, mein lieber Francois. Aber überziehst Du es nicht ein bisschen. Einen Spitzensteuersatz von 75% für Superreiche, die Aufkündigung des Fiskalpakts und dann willst Du noch die Banken an die Kette legen.

Hollande: Nicht kleckern, sondern klotzen, heißt die Devise. Du redest davon, dass die merkelsche Polititik der marktkonformen Demokratie durch demokratiekonforme Märkte ersetzt werden muss. Die Merkel macht zwar alles falsch, aber die SPD unterstützt sie noch dabei.

Gabriel: Jetzt übertreibst Du aber ein wenig. mein lieber Francois.

Hollande: Ich übertreibe überhaupt nicht. Die SPD betreibt eine Art Kohabitation. Merkel regiert quasi überparteilich und die SPD ist schon froh. wenn sie 2013 wieder mitregieren darf. Wer immer zurückschaut, wer ihm auf den Fersen ist, bekommt Genickstarre und sieht nicht die Hindernisse, die vor einem lauern.

Gabriel: Jetzt gewinne Du erst einmal die Wahl gegen diesen Westentaschen-Napoleon. Dann mische die Merkel etwas auf und wir schauen in Ruhe zu, ob das Ganze Erfolg hat.

Hollande: Mon Dieu, meiner lieber Sigmar, es scheint ja schlimmer um die SPD zu stehen, wie ich vermutet habe. Mit Schröder hatte die SPD wenigstens noch eine Blickrichtung, wenngleich die falsche, aber jetzt dümpelt die SPD zwischen Ratlosigkeit und Kadavergehorsam.

Gabriel: Dass Du mir aber nicht mit dem Lafontaine anbandelst. Das würde ich Dir wirklich übel nehmen.

Hollande: Nein, der Lafoantaine ist mir zu rechthaberisch und der meint es ja wirklich ernst, mit dem was er sagt. Das ist mir unheimlich. Ich bin zwar für Aufrichtigkeit, aber nur dort, wo es angebracht ist.

Gabriel: Da bin ich aber beruhigt, wenigstens ein Hoffnungsschimmer und ich verspreche Dir eines.

Hollande: Was denn?

Gabriel: Ich werde abnehmen.

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