Merkel - eine Kanzlerin auf Abruf?

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Im Kanzleramt treffen sich die engsten Vertrauten von Merkel zu einem Krisengespräch der höchsten Geheimhaltungsstufe. Ziel dieses Gespräches ist die weitere Vorgehensweise nach dem Wahldebakel in NRW. Die Parteibasis rumort, die Koaltionspartner wittern Morgenluft, SPD und Grüne frohlocken, die Piraten besaufen sich sinnlos und twittern, was das Zeug hält, nur bei der Linken will keine Freude aufkommen, schließlich befindet man sich in einer existenziellen Krise. die zwar keiner zugibt, aber dennoch real ist.

Merkel: Meine Herren, sie sitzen hier, weil ich es so will. Das sollte nach dem Rausschmiss von Röttgen jedem klar sein.

Pofalla: Aber liebe Angela, wir haben zwar eine Schlacht verloren, aber noch lange nicht den Krieg.

Kauder: Also, Frau Bundeskanzlerin, Sie haben absolut richtig gehandelt, der Rausschmiss von Röttgen war überfällig. Unsere Freunde in der Energiewirtschaft wussten ja nicht mehr, wie sie mit ihm dran sind. Das können wir uns nicht leisten.

Gröhe: Wir müssen jetzt die eigenen Reihen geschlossen halten. Der Seehofer bekommt seine Herdprämie, der Rösler die Erhöhung der Pendlerpauschale und schon herrscht wieder Ruhe im Gebälk.

Merkel: Wenn`s so einfach wäre, meine Herren, dann würden jetzt sie regieren und nicht ich, die mächtigste Frau der Welt. Ein Elend ist das mit der Demokratie, vor allem, wenn man keine Mehrheit hat. Im Bundesrat bestimmt jetzt Rot/Grün und wir bekommen kein zustimmungsbedürftiges Gesetz ohne diese Pappnasen mehr durch.

Pofalla: Also die drei von der Tankstelle sind doch leichter in den Griff zu bekommen, als beispielsweise die Kraft, diese Frau mit der Kümmererblick. Die SPD bekommt ihre Finanzmarkttransaktionssteuer und schon klappt es auch mit dem ESM.

Kauder: Von Frau Kraft droht keine Gefahr. Die bleibt schön brav in NRW und überlässt der Männer-Troika die Hahnenkämpfe um die Kanzlerkandidatur. Am Ende wird`s ohnehin auf den Steinbrück hinauslaufen.

Gröhe: Wir müssen uns um uns selbst kümmern und unsere Performance verbessern. Unsere Kanzlerin darf niemals mehr in die Notsituation geraten, einen Minister entlassen zu müssen, der nicht vorher eingesehen hat, dass er selbst seinen Rücktritt anzubieten hat. Das ist ja gerade so, wie wenn man einem eine Pistole hinlegt, damit er sich selbst erschießt und er dann doch am Ende hingerichtet werden muss.

Merkel: Guter Vergleich, mein lieber Hermann. Wir sind ja unter uns. Wir sollten dennoch die christlichen Werte unserer Parteibasis nicht außer acht lassen. Ich wünsche keine weitere Verunsicherung.

Pofalla: Was machen wir denn eigentlich mit dem Sozialisten Hollande?

Kauder: In Europa wird auch nach der Wahl Hollandes immer noch Deutsch gesprochen. Wenn der jetzt glaubt, den Fiskalpakt neu verhandeln zu müssen, sollten wir einfach unsere Freunde bei S&P, Moody`s und Fitch anrufen. Das bringt ihn dann schnell wieder zur Vernunft.

Gröhe: Ein bisschen Wachstum könnte uns allen nicht schaden, das beruhigt die Gemüter, schließlich wollen wir auch noch morgen unsere Produkte an die Staaten verkaufen, die es sich eigentlich nicht mehr leisten können.

Merkel: Das macht Sinn, mein lieber Hermann. Solange die wirtschaftlichen Daten in Deutschland so bleiben, wie sie aktuell sind, kann uns nicht viel passieren. Da können die anderen herbeireden, was sie wollen.

Pofalla, Kauder und Gröhe haben dem Schlussstament ihrer Chefin nichts mehr hinzuzufügen. Schließlich ist alles gesagt.

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