Der Tod ist nur ein Scherz

Sammelsurium 2 - Schopenhauers Antwort auf die Frage nach dem Nichts - und vieles mehr

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Autonomes Seminar an der Humboldt-Universität zu Berlin – seit 1998 - Verantwortlich und Infos: Wolfgang Ratzel, Tel. 030-42857090 – eMail: autonomes.seminar@t-online.de - http://autonomes-seminar-humboldt.webs.com/

Berlin-Pankow, den 13. April 2013

Sammelsurium 2

Vorab 1: Niemand lehnte den neuen Name Sammelsurium ab; zwei begrüßten ihn. Zwei Stimmen sprachen gegen die pauschale Ablehnung von Habermas als „Hofphilosoph“. Darüber sollten wir nächstens streiten. Zum Versuch, in Samsurum 1 so etwas wie ein Selbstverständnis des Autonomen Seminars zu formulieren schrieb Thomas G.: „mir fiel auf auf, dass in Deiner Aufzählung der -ismen, die wir alle nicht wollen, zwar einige den Folgenden untergeordnete auftauchen, finde aber, dass die wichtigsten, die wir nicht wollen, auf jeden Fall immer an erster Stelle genannt werden sollten: Faschismus, Totalitarismus, Imperialismus (etc. vgl.) mit ihren typischen Elementen: Führerprinzip; Totalitätsanspruch; am Militär orientierter Partei-/Organisationsaufbau; kulturstiftende, auf Mythen, Riten und Symbolen basierende, irrationale weltliche Ersatzreligion; korporative, hierarchische Wirtschaftsorganisation; totalitäres, in Funktionshierarchien denkendes Gesamtmodell der Gesellschaft.

Kommentar WR: Wir haben jetzt eine (fast) vollständige Listen von ablehnungswürdigen –ismen. Arg verknappt könnte mensch das Selbstverständnis vielleicht so formulieren:

Das Autonome Seminar versucht in seinem philosophischen Lektürekurs, die fundamentalen Fragen von Nichts und Sein zu denken. In den ergänzenden Vorträgen und sokratischen Gesprächen geht es darum, Schlussfolgerungen zu ziehen, und zwar unter den sich ergänzenden Gesichtspunkten: „Du musst Dein Leben ändern! Du musst die Regeln des Zusammenlebens des Seienden im Ganzen ändern." Alle Bemühungen zielen darauf, über religiöse und weltanschauliche Vorstellungs-Welten hinauszukommen und Abschied zu nehmen von einem Menschen-Bild, das sich als Subjekt von Welt, Erde und Universum, d.h. als Maß und Mitte des Seins als Ganzes versteht.

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Vorab 2: Endlich wieder Yoga für eingerostete DenkerInnen!

Am Do, 16. Mai, um 17:00 bis 18:00 Uhr wird uns Kirsten wieder das Joch des Osteopathischen Yoga anbieten! Bitte wenn möglich Unterlage und zwei Yoga-Blocks mitbringen. Wenn nein, warten unsere AutS-Küchenrollen auf Deinen Gebrauch!

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Und danach geht es weiter mit unserem Lektürekurs „Die Frage nach dem Nichts“:

Jan Köttner: Der Tod ist nur ein Scherz

Wir lesen: Arthur Schopenhauer, Die Welt als Wille und Vorstellung, Bd. II, §41: „Über den Tod“, S.604-612 - stw-Ausgabe – der Text kann angefordert werden.

„Gewiss würden wir, wenn wir nur tief genug sähen, der Natur beistimmen und Tod oder Leben als so gleichgültig ansehen wie sie. Inzwischen müssen wir mittels der Reflexion jene Sorglosigkeit und Gleichgültigkeit der Natur gegen das Leben der Individuen dahin auslegen, dass die Zerstörung einer solchen Erscheinung das wahre und eigentliche Wesen derselben nicht im Mindesten anficht.“

Donnerstag, den 16. Mai 2013, 18:00 c.t. – 20:30 Uhr - Seminargebäude der Humboldt-Uni, Invalidenstr. 110, Raum 293 - beim U6-Bf Naturkundemuseum - ehrenamtlich, entgeltfrei, offen für alle

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Rückblick auf die Lektüre am 2.Mai:

Trotz der zum Abwesen verlockenden Brückentage versammelten sich 19 KollegInnen zum Nachdenken über Heideggers Antwort auf die Frage nach dem Nichts (Teil 2). Im Mittelpunkt stand wiederum und immer noch Nietzsches Beschreibung der Wirkungsweise des klassischen Nihilismus, insbesondere seiner „menschlichen Herrschaftsgebilde“ (Notat 12) resp. „komplexe Gebilde von relativer Dauer des Lebens innerhalb des Werdens“ (Notat 715). Deshalb gibt es einen Teil 3, der sich dann hauptsächlich auf Heideggers Humanismus-Brief stützen wird, der die Kritik Heideggers an Nietzsche vertieft und erweitert.

Die zugesagte Veranstaltung „War Heidegger ein Nazi-Philosoph?“ sollte meines Erachtens ausgeweitet werden zur Frage: „Waren Nietzsche und Heidegger Nazi-Philosophen?“ (wobei die Gnade der frühen Geburt es Nietzsche ersparte, sich zu den Erlösungsversprechen der NS-Bewegung zu verhalten – Und: Wir sollten vielleicht ein bisschen suchen, welche anderen hervorragenden Geister (kurz oder lang) von der „Hitler-Bewegung“ fasziniert waren.

Dieses große Faß könnten wir im Wintersemester 2013/14 aufmachen. Wer will sich in diesen Themenkreis hineinsteigern bzw. recherchieren?

Auf dem Boden der Blauen Spendendose versammelten sich rekordverdächtige 27 Euro und 10 Cent (der verloren geglaubte Deckel der Dose ist wieder uffjetaucht!)

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Neues vom Nichts

- Bertram empfiehlt: „Gottesteilchen“ als Gefahr für das Universum - Ist das Higgs-Boson ein Vorbote der Apokalypse?

In Focus vom 12.5.2013 - Fundstelle: http://www.focus.de/wissen/weltraum/odenwalds_universum/tid-31139/gottesteilchen-als-gefahr-fuer-das-universum-ist-das-higgs-boson-ein-vorbote-der-apokalypse_aid_985901.html

Forscher führen wegen des Gottesteilchens Higgs-Boson eine Endzeitdiskussion. Die Masse des Teilchens liegt in einem Bereich, der das Vakuum instabil machen könnte. Dadurch könnte das gesamte Universum kollabieren.

Über die möglicherweise verheerende Wirkung des Higgs-Boson diskutieren Physiker, seit es im Juli 2012 im Teilchenbeschleuniger LHC des europäischen Kernforschungszentrums Cern bei Genf entdeckt wurde. Der Grund für die Endzeitdebatte ist, dass die Masse des Teilchens in einem Bereich liegt, der das Vakuum instabil machen könnte. Träfe dies zu, wäre das gesamte Universum in Gefahr, regelrecht zu kollabieren. Dieses Szenario beruht auf einer Theorie, die die theoretischen Physiker Sidney Coleman und Frank De Luccia bereits 1980 entworfen hatten. Sie befasst sich mit der Idee, ob das Vakuum nur metastabil ist. In diesem Fall könnte es nämlich weiter zerfallen.

Den Physikern gilt als Vakuum der leere, absolut materiefreie Raum. In Wahrheit ist ein Raumvolumen aber nie absolut leer, selbst wenn sich keine Teilchen darin befinden. Stattdessen ist es von Quantenfeldern erfüllt und besitzt deshalb stets eine gewisse Menge an Energie. Die Felder irrlichtern beständig darin umher. In diesen wilden Energieschwankungen springen so genannte virtuelle Teilchen aus dem Nichts empor, die aber sofort wieder verschwinden. Diesen See virtueller Teilchen nennen die Physiker das „Quantenvakuum“.

„Echtes Vakuum“ als energetischer Grundzustand

Im Urknall ging dieses von einem Zustand hoher Energie in einen mit niedrigerem Energiegehalt über. Im Normalfall versucht alle energetisch angeregte Materie, in den Zustand mit der geringsten Energie überzugehen, also in den stabilen „Grundzustand“. Bei Atomen, die auf eine höhere Energie gebracht wurden (etwa durch den Einfang eines Photons oder wenn sie stark erhitzt werden), geschieht dies durch die Emission von Licht. In ähnlicher Weise strebt auch ein „angeregtes“ Vakuum an, in den Zustand der geringsten Energie – also den energetischen Grundzustand – überzugehen, den die Physiker das „echte Vakuum“ nennen.

In der Alltagsphysik wird angenommen, dass der gegenwärtige Zustand des Universums dem echten Vakuum entspricht. Doch unmittelbar nach dem Urknall muss sich das Vakuum in einem angeregten Zustand befunden haben. Dies erfordert die so genannte Inflationstheorie (von lateinisch inflare = aufblähen). Sie besagt, dass unser All nach dem Punkt null in nur 10-35 Sekunden um den gigantischen Faktor von 1090 auseinander stob. Dabei wuchs es von subatomarer Größe auf das Volumen einer Pampelmuse an. Die Energie dafür bezog es aus dem Zerfall des im Urknall mit gewaltigen Energien vollgepumpten Vakuums. Nach Ende der Inflationsphase sollte dieses den Grundzustand erreicht haben.

Doch Coleman und De Luccia fanden heraus, dass es möglicherweise auf halbem Weg stecken blieb und somit noch eine gewisse Restenergie besitzt. Im Universum könnte deshalb ein „falsches Vakuum“ herrschen. Darin liegt die große Gefahr. Denn bestimmte Quanteneffekte könnten den nach der Inflation gestoppten Zerfall des Vakuums wieder anstoßen, so dass er sich fortsetzt, bis das echte Vakuum erreicht ist.

Hier kommt nun das Higgs-Teilchen ins Spiel. Laut der von dem schottischen Physiker Peter Higgs und einigen seiner Kollegen entwickelten Theorie gibt es ein Energiefeld, das das ganze Universum ausfüllt. Jedes Teilchen, das sich darin bewegt, tritt in Wechselwirkung mit dem Feld. Es ist, als ob die Partikel durch eine Art Sirup fliegen. Dabei erfahren sie gewissermaßen einen Reibungswiderstand, der ihnen ihre Masse verleiht. Wird das Quantenfeld energetisch angeregt, entsteht ein Teilchen, eben das Higgs-Boson.

Echtes Vakuum dehnt sich mit Lichtgeschwindigkeit aus

Anders ausgedrückt, verleiht das Higgs-Feld dem Vakuum eine positive Energie, aus der die anderen Teilchen zumindest teilweise ihre Masse beziehen. Doch auch das Higgs-Teilchen selbst sollte theoretischen Überlegungen zufolge ungeheure Mengen an Energie aus dem Vakuum saugen – und zwar so viel, dass seine Masse titanische 1019 Gigaelektronenvolt (GeV) erreicht. An diesem Punkt gerät alles im Universum aus den Fugen. Die fundamentalen Naturkräfte laufen aus dem Ruder. Dabei wird die Gravitation, die im Normalfall mit Abstand die schwächste dieser Kräfte ist, so stark wie alle anderen. Die Folge ist ein zum Zerreißen gespannter Raum, der durch die Schwerkraft befremdlich gekrümmt und mit Schwarzen Löchern angefüllt ist.

Die Experimente am LHC zeigen aber, dass das Higgs-Boson gerade eine Masse von126 GeV besitzt. Das aber liegt nahe der geringsten für das Teilchen möglichen Masse. Wäre es nur ein paar GeV leichter, verliefen seine Wechselwirkungen mit dem Higgs-Feld anders. Als Folge würde der gegenwärtige Energiezustand des Vakuums unter den Wert Null sinken. Das bedeutet, dass sich der Zerfall des falschen Vakuums hin zum echten an diesem Punkt im Raum fortsetzt.

Heranrasendes Nichts könnte die Erde verschlingen

Dann nähme die finale Katastrophe für das Universum unaufhaltsam ihren Lauf. Um den Ort, an dem der Zerfall beginnt, bildet sich eine Blase aus echtem Vakuum, die sich mit Lichtgeschwindigkeit ausdehnt. Dabei reißt sie den Raum explosionsartig in den Grundzustand. Jede materielle Struktur, die sie auf ihrem Weg erreicht, verschwindet. Selbst die Protonen und Neutronen in den Atomkernen lösen sich auf.

Von der Erde aus bliebe die Katastrophe unbemerkt, da sich die Blase mit dem letzten Licht fortbewegt, das Sterne und Galaxien vor ihrem Verschwinden aussandten. Kein Mensch könnte das heranrasende Nichts erkennen, bevor es unseren Planeten verschlingt. „Bevor wir merken, was uns hinweggefegt hat, wären unsere Protonen schon zerfallen“, schrieben die Physiker Michael Turner und Frank Wilczek in einer Studie, die sie 1982 im Fachjournal „Nature“ veröffentlichten. Das Universum balanciert also gewissermaßen auf des Messers Schneide. „Es ist ein interessanter Zufall, dass wir uns genau an der Grenze zwischen diesen beiden Phasen befinden“, konstatiert der Cern-Physiker Gian Giudice. Dies könne eine kosmische Koinzidenz sein, aber auch physikalische Gründe haben.

Theorie SuSy soll Lücken in den Erklärungsmodellen schließen

Vermutlich bleibt unserem All diese Apokalypse aber erspart, zumindest in der näheren Zukunft. Das Universum besteht seit 17,8 Milliarden Jahren, und bislang hat sich, soweit wir wissen, noch keine allesvernichtende Vakuumblase gebildet. In der Größenordnung entspricht dies 1010 Jahren. Laut Turner und Wilczek kann der metastabile Zustand des Universums aber ungefähr 1030 Jahre Bestand haben, und vielleicht noch viel länger.

Noch aus einem anderen Grund besteht wenig Anlass zur Sorge. Seit vielen Jahren ist das sogenannte Standardmodell der Goldstandard der Teilchenphysik. Es beschreibt die Elementarteilchen und die zwischen ihnen herrschenden Kräfte. Die Physiker wissen aber aus verschiedenen Gründen, dass das Modell unvollständig sein muss. Um dieses Problem zu lösen, ersannen sie eine Theorie, die sie „Supersymmetrie“ nennen, kurz SuSy. Sie soll die Lücken in unserem Wissen über Entstehung und Struktur des Kosmos schließen. Sie verspricht eine Erweiterung des Standardmodells, denn sie sagt vorher, dass jedem der darin enthaltenen Teilchen ein schwererer sogenannter Superpartner zur Seite steht. Die Zahl der über 200 bekannten Partikel verdoppelt sich so mit einem Schlag.

Die SuSy würde sich auch auf Prognosen über die Stabilität des Vakuums auswirken. Nach Spuren ihrer Teilchen suchen die Physiker in den LHC-Daten bereits fieberhaft. „Fänden wir den leisesten Hinweis auf diese neue Physik, könnten wir alle Berechnungen über den Vakuumzerfall vergessen“, urteilt Cern-Forscher Giudice. Die das Higgs-Teilchen betreffenden Voraussagen seien eingetroffen. Nun müssten sich noch weitere Schnörkel lösen, dann wüssten wir auch, ob das Universum sicher vor dem endgültigen Zerfall in den tiefsten Energiezustand ist.

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Anmerkung WR: Was soll mensch dazu sagen: Entweder zeigt sich hier die Hyper-Hybris des Hyper-Subjekt-Menschen, der sich nicht nur als Grund und Maß von Erde und Welt vor-stellt, sondern sich jetzt auch noch zum Grund und Maß des Universums (samt der Paralleluniversen?) aufschwingt – oder der Mensch ist nicht das Seiende, in dem das Sein „da“ ist, sondern ein Seiendes, in dem das Nichts sich zeigt und durch das nicht nur Welt und Erde, sondern das Sein in seinem universalsten Ganzen genichtet wird.

Wie dem auch sei - wir sollten unbedingt die Antwort der Naturwissenschaft (Astrophysik) auf die Frage nach dem Nichts aufgreifen. Wer will sich dieser Frage annehmen?

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Neues von der Inobhutnahme von Erde und Welt (Wolf)

New Mexico gray wolf advocate Elke Duerr is interviewed on Albuquerque City TV about her work educating people about the role of wolves in the ecosystem and about the film she is working on. - Mehr: http://www.youtube.com/watch?v=GsHR2yAFquY

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Thüringen setzt ein Zeichen für den Wolf - Managementplan des Landes auf dem richtigen Weg – mehr: http://www.nabu.de/aktionenundprojekte/wolf/news/15775.html

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- Annamaria empfiehlt eine “global movement against REDD“

From Africa to the Amazon, from Chiapas to Siberia, global civil society is raising an international outcry to resoundingly reject California’s proposed forest offset scam called REDD, which would let climate criminals like Chevron and Shell off the hook, cause human rights abuses and worsen global warming. May 7, 2013, was the last day for public comments on the draft California REDD Offset Working Group recommendations regarding linking California’s cap-and-trade program with a program to supposedly reduce deforestation in Chiapas and Acre, Brazil.

California’s Global Warming Solutions Act, AB32, is posed to include REDD (Reducing Emissions from Deforestation and forest Degradation), a false solution to climate change, whereby California polluters could use the forests of Chiapas, Mexico and the Brazilian Amazon as sponges for their pollution instead of reducing greenhouse emissions at home. California REDD is considered a model for the world and if launched will probably be replicated both nationally and internationally.

“The global movement against REDD has been born!” cried Susannah ... mehr unter:

http://climate-connections.org/2013/05/08/international-outcry-against-california-forest-offset-scam/

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Sammelsurium-Schwerpunkt-Thema

Vogeltod in Ägypten: eine "völlige Katastrophe" Journalist Jens-Uwe Heins recherchierte über Vogelfänger - Moderation: Stephan Karkowsky – 10.05.2013

Fundstelle: http://www.dradio.de/dkultur/sendungen/thema/2103332/

In Ägypten haben Jäger Netze aufgespannt, in denen sich jährlich zehn Millionen Vögel verfangen. Den Tieren werden zum Teil die Flügel gebrochen, damit sie nicht wegfliegen können, sagt der Journalist Jens-Uwe Heins. Dann werden sie verkauft - nicht selten an Gourmetrestaurants.

Stephan Karkowsky: Über 700 Kilometer entlang der ganzen Mittelmeerküste Ägyptens haben Vogelfänger Netze aufgespannt, die sind so drei bis fünf Meter hoch und reichen tatsächlich vom Gazastreifen bis nach Libyen. Jeden Herbst verfangen sich darin mindestens zehn Millionen Vögel, die dann tot oder lebendig auf Märkten verkauft werden. Davon berichtet der Tierökologe und Journalist Jens-Uwe Heins in der ornithologischen Fachzeitschrift "Der Falke". Herr Heins, guten Morgen!

Jens-Uwe Heins: Guten Morgen aus München!

Karkowsky: Sie haben Schockierendes in Ägypten entdeckt, als Sie dort mit dem Biologen Holger Schulz für den Bayerischen Rundfunk recherchiert haben. Dabei ist "entdeckt" vielleicht das falsche Wort, oder? Über diese Netze wurde schon vor 20 Jahren berichtet.

Heins: Ja, über die Netze, die wir jetzt gefunden haben, nicht. Ich habe vor 20 Jahren die ersten Reusennetze entdeckt am Mittelmeer und zwar bei el-Alamein - das sagt vielleicht einigen Leuten noch was, wo der Rommel seine Katastrophe im Zweiten Weltkrieg erlebt hat -, und wir haben damals über diese Situation berichtet. Wir haben mehrere 10.000 Vögel gefunden, die gefangen waren, die verkauft worden sind, haben 80.000 Zuschriften damals bekommen, haben das der ägyptischen Botschaft überbracht. Und da ist auch ein bisschen was gemacht worden: Man hat versucht von ägyptischer Seite aus das einzugrenzen. Und dann hat leider nie wieder einer nachgeguckt, was unten passiert.

Karkowsky: Laien könnten diese Netze - ich habe mir das angesehen - im Internet fälschlicherweise für einen Dünenschutz halten. Das ist natürlich verkehrt. Wo kommen die her?

Heins: Genau. Man muss zwischen zwei Netzarten unterscheiden. Das eine sind Reusennetze, die man sich wie einen Einkaufsbeutel über einen großen Baum sozusagen vorstellen muss. Die Vögel, wenn sie über das Mittelmeer rüberkommen, suchen nach Schatten, nach der kleinsten Art von Schatten, ob das jetzt kleine Gräser sind oder ob es Bäume sind, fliegen in diese Bäume rein und geraten sozusagen in dieses Netz. Was wir jetzt neu gefunden haben - und das war bisher völlig unbekannt - ist ein riesiges Netz, was mit … Ja, wie kann man sich das vorstellen? Wie ein Fischernetz auf Stelzen sozusagen. Und das war … Zu Anfang, wie wir das erstmalig sahen, haben wir gedacht, das wäre ein Fischernetz unten, weil man das aus der Ornithologie her kennt, da heißen sie Japannetze, da fängt man Vögel zur Beringung, die sind aber maximal zehn Meter lang, sie können auch mal 15 Meter lang sein - und wir sahen dieses Netz plötzlich 300 Meter lang am Strand, und das war eigentlich unvorstellbar. Es war in der Mittagszeit und es waren in der Zeit auch keine Vögel drin. Und dann haben wir mal sozusagen die Recherche aufgenommen, wie lang dieses Ding überhaupt ist und sind nachgefahren und haben plötzlich zehn Kilometer auf unserem Tacho draufgehabt, und 20 und 30, und uns wurde wirklich schlecht bei der Vorstellung, was da unten passiert. Und die letzten Recherchen liefen dann wirklich … wir sind die ganze ägyptische Küste abgefahren, vom Gazastreifen im Osten, von der israelischen Grenze aus bis zur libyschen Grenze, das sind gute 700 Kilometer. Und da steht durchgängig dieses Netz, mal abgesehen jetzt von Alexandria, direkt aus der Stadt, oder in dem Bereich, wo der Nil ins Mittelmeer fließt, aber ansonsten ist das Netz durchgängig da, zum Teil sogar dreireihig.

Karkowsky: Was wissen Sie denn darüber, was konnten Sie rausfinden darüber, wer diese Fangnetze betreibt, wer sie finanziert und vor allen Dingen auch, wer von den Vögeln dann profitiert?

Heins: Betreiben ist eine relativ schwierige Geschichte. Der gesamte Strandabschnitt, also 700 Kilometer, das muss man sich ja vorstellen, das ist eine Länge von München nach Hamburg, das muss man erst mal organisieren, Luftlinie. Die Strandabschnitte sind einzeln aufgeteilt an lokale Überwachungsleute, die, sagen wir mal, 300, 500 Meter den Strand im Griff haben, diese Netze überwachen. Was man als Hintergrund wissen muss: Die Vögel müssen lebend rausgenommen werden. Wenn sie schon tot drin sind, kann man sie nicht mehr verkaufen. Das hängt einfach mit dem Islam zusammen, die müssen also lebend geborgen werden und werden dann hinterher erst geschlachtet. Diese Leute sammeln sie ein nachts, die Vögel verfangen sich nachts in den Netzen, bis zum Sonnenaufgang, also die ziehen nachts übers Mittelmeer rüber, die meisten jedenfalls, fliegen in diese Netze rein, die werden rausgeholt, werden gesammelt. Es werden ihnen gleich die Schwung- und Schwanzfedern rausgerissen, damit, wenn die runterfallen oder offen liegen, einfach nicht mehr wegfliegen können. Zum Teil werden ihnen auch die Flügel gebrochen. Dann werden sie in Kisten transportiert. Dann gibt es Zwischenhändler, die sozusagen die Vögel am Strand aufkaufen und sie dann weiter auf die lokalen Märkte bringen und sie da weiterverkaufen.

Karkowsky: Scheint ein profitables Geschäft zu sein. Was vermuten Sie dahinter? Ist das eine Vogelfang-Mafia? Ist das generalstabsmäßig organisiert von einer Seite der Grenze bis zur anderen? Oder sind das einzelne Geschäftsleute in einzelnen Regionen Ägyptens, die das machen?

Heins: Das ist auf der einen Seite schon klar abgesprochen, weil diese Strandabschnitte untereinander aufgeteilt sind. Aber es ist letztendlich keine Mafia, das wäre ein Wort zu viel, weil ein großes Problem ist: Diese ganze Nummer ist in Ägypten erlaubt. Und von daher kann man nicht von einer Mafia sprechen.

Karkowsky: Sie hören bei uns im Deutschlandradio Kultur Jens-Uwe Heins, er ist Journalist und hat in Ägypten für den Bayerischen Rundfunk recherchiert und ein riesiges Vogelfangnetz an der Küste entdeckt. Herr Heins, Sie sagen, es ist nicht illegal in Ägypten. Wie kann das sein? Denn dort verfangen sich doch sicherlich auch Vögel, die nach internationalem Recht geschützt sind, oder nicht?

Heins: Genau, das ist das Hauptproblem. Es gibt ganz viele Arten, die bei uns auf der Roten Liste stehen oder zumindest im Status bedroht sind, die übers Mittelmeer rüber fliegen und sich unten in diesen Netzen verfangen. Und Ägypten hat aber, wie jedes andere Land auch, sein eigenes Naturschutzrecht, hat natürlich auch internationale Konventionen ratifiziert - da stehen aber diese Arten alle nicht drauf. Und es bringt natürlich wenig, ich sage mal als Beispiel, wenn die Flamingos in der Bonner Konvention ratifiziert worden sind, also auch, dass Ägypten sich beteiligt, dass die da nicht geschossen werden - was im Übrigen auch gemacht wird, aber das ist ein anderes Thema -, aber unsere Arten auf diesen Listen nicht drauf sind, dann kann man das in Ägypten ganz legal machen.

Karkowsky: Also Nachtigall, Wachtel, was verfängt sich da alles?

Heins: Genau, es sind, also nur mal, um ganz plakative Beispiele zu nennen, es sind Bienenfresser, die bei uns nach Deutschland gerade zurückkehren, es sind Wiedehopfe drauf, es sind Nachtigallen drin, es sind Fitisse drin, es sind Wendehälse drin. Also ich selbst bin seit 30 Jahren in der Ornithologie tätig. Ich habe wirklich wenig Wendehälse in meinem Leben gesehen, gehört habe ich sie häufig, habe sie jetzt aber kistenweise hier mit meinem Kollegen Holger Schulz auf den Märkten unten gefunden. Und das ist natürlich eine völlige Katastrophe. Also Pirole, die man bei uns aus den Auwäldern her kennt, … Ich könnte die Liste jetzt endlos fortführen.

Karkowsky: Sie waren ja auch auf den Märkten und haben sich das angeschaut, riesige Kisten voller lebender, zum Teil auch toter Vögel. Was kosten die denn da, diese Vögel?

Heins: Das ist natürlich völlig unterschiedlich, nach Größe, und man muss jetzt sagen, auch nach Geschmacksrichtung, also zwischen einem und fünf Euro ist das, was wir recherchiert haben. Also Wachteln zum Beispiel, die auch in Deutschland nach wie vor zwar im Jagdrecht drin sind, aber bei uns nicht geschossen werden seit langer Zeit, aus guten Gründen, weil man diese Art bei uns eben halt schützen will, die werden da unten pro Stück für fünf Euro angeboten. Und wenn man bedenkt, dass nach unseren Schätzungen mindestens 500.000 in jedem Herbst gefangen werden, dann sind das mal eben 2,5 Millionen Euro, das ist eine Menge - also 500.000 von zehn Millionen, die wir schätzen, die insgesamt an Vogelarten gefangen werden.

Karkowsky: Aber das klingt nicht nach Arme-Leute-Essen. Auf Inseln wie Malta oder Zypern wird ja immer angebracht, dass es das Volk ist, das dort die Vögel fängt und verspeist, weil sie sich oft andere Dinge gar nicht leisten können. Das hört sich in Ägypten anders an.

Heins: Nein, da muss man auch in Ägypten und Malta vorsichtig sein, weil die Situation eine völlig andere ist. Auf Malta geht es in der Regel nicht ums Essen, sondern da ist es Volkssport, und die meisten stopfen ihre Vögel einfach aus, die sammeln die wie Briefmarken, und umso seltener die Art ist, umso mehr ist sie auf Malta interessant. Das ist ja die ganz große Katastrophe. Also auch das, was bei uns selten ist, wird da abgeschossen, weil sie die seltenen Arten haben wollen. Auf Zypern ist es so, dass auch viel gefangen wird, aber das sind natürlich alles Gourmets. Man muss sich davon verabschieden, dass das alles Arme-Leute-Essen ist. Es wird in Ägypten, um darauf zurückzukommen, da wird horrendes Geld mit verdient und es geht in die Gourmetrestaurants, wird das hinterher im ganzen Land verteilt.

Karkowsky: Haben Sie denn Hoffnung, dass man in Kairo diese Fangnetze als Problem erkennen könnte und etwas dagegen tut? Oder hilft da nur der Druck von internationalen Naturschutzorganisationen?

Heins: Also wir haben jetzt gerade Gespräche sowohl mit dem Umweltminister als auch mit Naturschützern unten gehabt und der Umweltminister hat das nicht so ganz geglaubt. Wir haben jetzt gerade in unserem Fernsehbericht, der jetzt laufen wird, werden wir das alles zeigen. Aber wir haben auch - und das ist ein großer Vorteil -von Deutschland aus … Der Naturschutzbund Deutschland widmet sich dieser ganzen Situation, da kann man sich auch mehr Informationen holen, sie sammeln zusätzlich Geld und es sollen unten Leute bezahlt werden in Ägypten, die sich der Sache noch mal vehement annehmen.

Karkowsky: Gibt es denn für Ihre Reportage schon einen Sendetermin? Ich glaube, wir haben jetzt eine Menge Leute neugierig gemacht darauf, die gerne mal sehen möchten, was da vor Ort passiert.

Heins: Es gibt noch keinen konkreten, wir sind ganz nah dran, aber das läuft bei uns im politischen Bereich, und da müssen wir dann ganz kurzfristig sozusagen reagieren, wo wir durchgeben, wann das bei uns läuft.

Karkowsky: Wir achten drauf. Über das womöglich längste Vogelfangnetz der Welt, der Tierökologe und Journalist Jens-Uwe Heins. Herr Heins, Ihnen besten Dank!

Heins: Danke schön zurück nach Berlin!

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Und hier können wir diese Netze sehen:

http://www.nabu.de/tiereundpflanzen/voegel/zugvoegel/jagd/aegypten/15708.html

Nachfolgend die NABU-Petition gegen den Vogelmord in Ägypten:

https://www.nabu.de/tiereundpflanzen/voegel/zugvoegel/jagd/aegypten/15711.html

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Kommentar WR: Diese Mega-Fangnetze sind die Kehrseite unserer eigenen tierverachtenden industriellen Massentierhaltung. Das sollte man sich zuallererst bewusst machen. Dennoch: Man stelle sich vor: Menschen greifen Tag für Tag aberhunderte von hilflos-zappelnden Vögel aus den Netzen, reißen ihnen Schwanz- und Schwungfedern aus und brechen ihnen die Flügel, um sie flugunfähig zu machen. Tag für Tag: Knack, knack. Stellt Euch die Schmerzensschreie der Vögelchen vor. Immer wieder und immer wieder.

Hier stellt sich die Frage, ob in solchen Menschen noch das Sein „Da“ ist – oder ob solche Menschen nicht längst schon „am Tier vorbeigefallen“ sind (wie das Marlen Haushofer in ihrer „Wand“ formuliert hat). Die Antwort auf diese Frage ist von eminenter politischer Bedeutung, zumal sich die Frage anschließt, ob mit Menschen, „die am Tier vorbeigefallen sind“, kooperiert bzw. wie man sich zu solchen Menschen verhalten könnte, sollte, müsste. Auch dazu hat Marlen Haushofer einen Vorschlag gemacht.

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Die selbe Frage stellt sich nach der Lektüre dieses Textes aus dem „Mirror“ (GB), den Annamaria zugesandt hat:

"I liked to shoot women pushing prams": Secret Nazi tapes shocking Germany

Horrific new transcripts reveal ordinary soldiers and airmen bragging about their role in the Hitler's atrocities ...mehr unter:

http://www.mirror.co.uk/news/uk-news/secret-nazi-tapes-shocking-germany-1336922

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Neues vom Verhältnis zwischen Mensch und Pflanzen

"Vom Mord an Dattelpalmen"

Der in Berlin lebende irakische Schriftsteller Najem Wali schildert in diesem Beitrag seine Eindrücke von seiner Irakreise im Frühjahr dieses Jahres. "Wer heute die beiden Vororte von Basra besucht, findet kaum etwas vom alten Glanz. Zubair, das wegen seiner Ölfelder in den Golfkriegen Ziel heftiger Bombardierungen war, taugt nicht mehr zum Wohnen. Hinzu kamen die ethnischen Säuberungen zwischen 2006 und 2008, als der Bürgerkrieg tobte. In jener Zeit wüteten bewaffnete Banden in und um Basra. Entführungen und Morde wurden zum Alltag. Die meisten Urbewohner haben den Ort verlassen. Abu al-Khasib, das keine Ölfelder hat, dafür ein Vermögen an Dattelpalmen, wurde wegen der Nähe zur iranischen Grenze zum Kriegsopfer. Wer den Ort heute besucht, findet keine Palmenhaine mehr, die jahrhundertelang dort gediehen sind. Keine Bäche, keine Dämme. Alles trocken." (Tageszeitung vom 30.04.2013)

http://www.taz.de/1/archiv/digitaz/artikel/?ressort=ku&dig=2013%2F04%2F30%2Fa0115&cHash=0d6f3621080ffa28e561a06352213f52

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Unsere HeldInnen! (darf mensch das überhaupt schreiben?)

- Oliver empfiehlt:

ARTE: "Forbidden Voices" - "Yoani Sánchez aus Kuba, Zeng Jinyan aus China und Farnaz Seifi aus dem Iran zählen zu den furchtlosen Frauen, die sich von den diktatorischen Regimes ihrer Länder nicht länger den Mund verbieten lassen. Sie decken rückhaltlos Missstände auf und prangern sie im Internet an. Der Dokumentarfilm zeigt die Schwierigkeiten, mit denen die Bloggerinnen zu kämpfen haben."

Mehr: http://www.arte.tv/guide/de/042782-000/forbidden-voices

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Neues vom Willen zur Macht

"Weren’t Buddhists Supposed to Be Pacifists?"

Die Unterdrueckung der muslimischen Rohingya-Minderheit in Myanmar zeigt nach Ansicht von Christian Caryl, dass selbst die vermeintlich friedliche Religion des Buddhismus zur Rechtfertigung von Gewalt missbraucht werden koenne. "First of all, the notion of Buddhism as an inherently pacifist religion has a strong element of Western oversimplification. Buddhist teaching has never prohibited believers from fighting in defense of a just cause. (...) But doctrine is only part of the problem. All religions – Buddhism included - tend to create a powerful sense of collective identity among their followers. All of the great world religions emphasize the sanctity of human life, and strive to limit the use of violence to what's admissible in certain cases. But those careful distinctions tend to go out the window when a group of believers feels that its values are under threat. As the current crisis in Burma demonstrates, modern Buddhists are just as susceptible to identity politics as anyone else." (Foreign Policy vom 23.04.2013)

http://www.foreignpolicy.com/articles/2013/04/23/weren_t_buddhists_supposed_to_be_pacifists

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Neues von der Sorge um sich

- Elke empfiehlt: Zahnimplantat mit Hypnose

Nach traumatischen Zahnarzterlebnissen hatte ich die Gelegenheit von Frau Dr. von Mezynski in Berlin ein Zahnimplantat und Kronen ohne Narkose mit Hypnose setzen zu lassen. Diese Behandlung hat mein Leben veraendert und ich moechte, dass auch andere Menschen wissen, dass es ohne Narkose, Trauma und Angst moeglich ist, sogar hochentwickelte und komplizierte Zahnbehandlungen durchzufuehren. Hierbei ist das Zahnarzt-Patient-Verhaeltnis sehr wichtig. Eine Zusammenarbeit ist nur moeglich, wenn wir Vertauen zueinander haben und selbst bestimmt bleibe .... mehr: http://vimeo.com/64769224

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- Antje empfiehlt: Kostenloser Gesundheitskurs für erwerbslose Frauen "Impulse für mehr Wohlbefinden" - 14.-16. Mai (Dienstag bis Donnerstag) - jeweils 10 bis ca. 13 Uhr

Informationen über: Feministisches Frauen Gesundheits Zentrum e.V., Berlin - Der Ort für Frauengesundheit - Bamberger Str. 51 10777 Berlin-Schöneberg

Tel. 0 30 - 2 13 95 97 - Fax 0 30 - 2 14 19 27

Internet: http://www.ffgz.de/ - e-mail: ffgzberlin@snafu.de

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Neues vom Islamismus

Am besten Niqab auch für Männer! – denn: Wer zu schön ist, wird abgeschoben - Barbara Moeller vollzieht in ihrer Glosse einen Umkehrschluss aus der Nachricht, dass in Saudi-Arabien drei Männer wegen ihres guten Aussehens nach Abu Dhabi abgeschoben wurden. " (Die Welt vom 20.04.2013)

http://www.welt.de/print/die_welt/kultur/article115449156/Fly-Emirates.html

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Messages from the Backside of the Moon

Pink Floyd: http://www.youtube.com/watch?v=XiimzQ0KqBA

- Syrien: "Eine Landkarte der sexuellen Gewalt"

Die Website "Women under Siege" sammelt Meldungen syrischer Buerger über sexuelle Angriffe und verzeichnet diese auf einer Karte. Die hierdurch gewonnene Datenbank soll der Dokumentation von Kriegsverbrechen, aber auch zur Information vor Ort dienen, berichtet Johannes Thumfart auf Qantara. "Wie bei ähnlichen Projekten mit der Kartensoftware kann die Bevölkerung per Twitter und Mail selbst melden, wenn sie etwas mitbekommt. So wird der Horror sichtbar, quantifizierbar, verortbar. Die Technik gibt dem Volk ein kleines Stück Kontrolle über die Situation zurück." (Qantara vom 22.04.2013)

http://de.qantara.de/Eine-Landkarte-der-sexuellen-Gewalt/20970c23277i1p526/index.html

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- Nordkorea: "Verneigen Sie sich!"

Andreas Schanze berichtet von seinem Gruppenbesuch in Nordkorea, bei dem er nicht viel vom Land zu sehen bekommen habe. "Anders als früher mussten wir nicht mehr unsere Smartphones bei der Einreise abgeben. Aber man hat uns genau erklärt, was wir nicht dürfen: vor allem keine Fotos machen von Soldaten, Polizisten, Zügen, armen Leuten, kaputten Häusern, Ochsenkarren, Menschenschlangen und so weiter. Also eigentlich von fast gar nichts, denn genau diese Szenen und Menschen sind überall im Stadtbild zu sehen. Es ist eine Reise auf Grundlage eines beidseitigen Missverständnisses. Die Besucher kommen, weil sie die bizarre Fremdheit der letzten kommunistischen Bastion für erlebenswert halten. Die Nordkoreaner wiederum glauben, oder geben es wenigstens vor, die Gäste seien an der 'charismatischen geliebten Führung' und dem 'Fortschritt des Landes' interessiert."(Zeit Online vom 21.04.2013) - http://www.zeit.de/2013/16/nordkorea-reise-bericht/komplettansicht

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(Zum besseren Verständnis der israelischen Politik) "Nie wieder Opfer"

Elie Wiesel zieht in der Jüdischen Allgemeinen "Lehren aus der Geschichte" im Umgang mit "iranischen Vernichtungsdrohungen". "Wir Juden haben schmerzlich erfahren: Wenn jemand unsere Ermordung ankündigt, sollten wir seine Worte ernst nehmen. Nie wieder werden wir unser Schicksal in fremde Hände legen. Doch genauso steht auch fest: Nie wieder darf die internationale Gemeinschaft tatenlos zuschauen, wenn ein Staat einen Genozid plant. Und der Iran plant einen solchen." (Jüdische Allgemeine vom 05.04.2013)

http://www.juedische-allgemeine.de/article/view/id/15597

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Peter Sloterdijk spricht mit Markus Spillmann und Marco Färber über die Welt im Krisenmodus: Das ganze, rund 50-minütige Gespräch ist auf der Website des Schweizer Fernsehens zu sehen:

http://www.youtube.com/watch?v=OGCt49BWVRE

Ebenfalls verfügbar ist es auf http://www.nzz.ch/video/standpunkte/

http://www.srf.ch/player/tv/nzz-standpunkte/video/peter-sloterdijk-zerbricht-unsere-gesellschaft?id=f00c4c0f-3550-4b65-8ba6-f672f822e1e7#open_form_anker

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- Horror vacui! WAFFEN SELBST GEMACHT

3-D-Drucker produziert schussfähige Waffe – Von Sebastian Moll – In Berliner Zeitung vom 5.4.2013

New York - Mitgliedern der amerikanischen Bewegung "Wiki Weapon Movement" ist es gelungen, eine Handwaffe per 3-D-Drucker zu produzieren. Ziel der Bewegung ist es, jegliche Regulierung des Waffenbesitzes durch die Regierungen zu unterlaufen. Mehr:

http://www.berliner-zeitung.de/politik/waffen-selbst-gemacht-3-d-drucker-produziert-schussfaehige-waffe,10808018,22282766.html

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Veranstaltungsempfehlungen:

- Empfehlung von Wolfgang:

Kleine religiöse Weltreise durch Berlin, veranstaltet von der Religionswissenschaftlerin Dr. Liane Wobbe an der VHS Pankow:

Tempel, Moscheen und Synagogen sind nicht nur Orte des Gebetes, sondern Stätten gemeinschaftlicher Zusammenkünfte von Menschen unterschiedlicher Länder. Hier trifft man Landsleute, sitzt zusammen, tauscht sich aus, isst und feiert gemeinsam. Hier werden die kulturelle und die religiöse Identität gepflegt. Die folgende Veranstaltungsreihe stellt den Islam, das Judentum, den Hinduismus und den Buddhismus vor und führt durch verschiedene religiöse Stätten in Berlin. Alle Kurse sind auch einzeln buchbar unter den Kursnummern Pa1051−F, Pa1052−F, Pa1053−F, Pa1054−F, Pa1055−F. Zu jeder Religion ist eine Führung bzw. die Teilnahme an einem Ritual geplant.

Kurs-Nr. Pa1050-F - Liane Dr. Wobbe 14.05.2013 - 21.06.2013

Di (5x), 18:00-20:15 Uhr, 10 Termine, die aktuellen Termine für die Führungen erfahren Sie unter: www.vhspankow.de oder telefonisch: 90295 3926 - 37,50 €

Kultur- und Bildungszentrum Sebastian Haffner, Prenzlauer Allee 227, 10405 Berlin

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- Der Arbeitskreis Geschichte sozialer Bewegungen Ost-West, Bildungswerk Berlin der Heinrich-Böll-Stiftung, Stiftung Haus der Demokratie und Menschenrechte laden ein: Am 31.05.2013, 19.00 Uhr, Ort: Haus der Demokratie und Menschenrechte, Greifswalderstr. 4, 10405 Berlin

Europaweiter Widerstand gegen „Monsterprojekte“

Stuttgart 21, der Berliner Flughafen BER und die Hamburger Elbphilharmonie stehen nicht allein in Europa. In Frankreich und Italien gibt es ähnliche Großprojekte, deren soziale Nutzlosigkeit und Steuerverschwendung inzwischen von vielen Menschen erkannt werden. Der geplante Megaflughafen in Notre-Dame-des-Landes bei Nantes in Frankreich oder der zweite Gebirgstunnel und die Hochgeschwindigkeitsstrecke im Susatal haben ebenso den Protest der Bevölkerung hervorgerufen wie die Großprojekte in Deutschland. In Spanien existieren 17 Gespenster-Flughäfen. Sie wurden zwar gebaut, doch bis heute ist auf deren Pisten noch kein Flugzeug gestartet oder gelandet. Die sich überall gegen diese sinnlosen Monsterprojekte formierenden Widerstandsbewegungen und die Europäischen Foren gegen unnütze und aufgezwungene Großprojekte haben das durch inzwischen erfolgte Aufklärungsaktionen europaweit sichtbar werden lassen. Unterschiedlichste gesellschaftliche Akteure beteiligen sich an diesem Widerstand und durchleben unerwartete Lernprozesse, die das Klima einer Region wie einer Stadt verändern.

* Wie kommt es zu einer europaweiten Zunahme sowohl dieser „Monsterprojekte“ als auch des Widerstandes dagegen?

* Wer beteiligt sich an solchen Aktionen, wer sind die Träger dieser Bewegungen?

* Welche Aktions- und Organisationsformen entstehen im Rahmen solcher Aktionen?

Mehr: http://www.boell.de/calendar/VA-viewevt-de.aspx?evtid=12725

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Stellenangebot von Sophia: Gesucht: Assistentin

Ich habe noch eine andere Frage: Im Juni veranstalte ich hier in Berlin einen Grundtvig-Workshop zum Thema Wachstum. Dafür suche ich noch eine Assistentin. Die Arbeit wird mit mind. 700,-€ vergütet, wenn am Projektende Gelder übrig bleiben, dann etwas mehr. Wir wären mit der Soziodrama-Trainerin zu dritt, die dafür sorgten, dass es eine interessante Woche wird. Bei Grundtvig-Workshops ist dies gleichsam garantiert, wir werden 16 TN aus 10 Ländern sein […].

Grundtvig-Workshop: Materialist | Hedonist | Experimentalist Economic Growth – Growth of People’s Happiness? Introduction to the Sociodrama - Berlin, 24.-30.06.13

Einführung in die Methode des Soziodramas

Wachstum weckt positive Bilder: da ist der Baum, aus dem das Grün sprießt, der Blüten treibt, Früchte zur Reife bringt und seinen Stand in einem Wurzelwerk festigt. Da ist die Aussicht auf Fortschritt, Wohlstand, Innovation und ein sorgenfreies Leben durch wirtschaftliches Wachstum.

Die Orientierung am „immer mehr“ ist jedoch umstritten: Bodenschätze wie Erdöl sind endlich, und die endlose Produktion von Computern, Handys, Autos, Kleidung, Nahrung etc. schädigt allzu oft die Natur. Das Wachstum an den Finanzmärkten erzeugt außerdem Krisen, für die ganze Gesellschaften aufkommen, und trotz zunehmenden Reichtums wächst auch Armut immer weiter. Und ab einem bestimmten Wohlstand bedeutet die märchenhafte Expansion der Dinge nicht automatisch auch eine Zunahme an Glück. Sind Grenzen erreicht? Wie kann der Übergang zu einer Wirtschaftsweise gelingen, die sozial gerecht und ökologisch nicht zerstörerisch ist? Was kann der Einzelne dafür tun?

Fragt man danach, wie Menschen zu Konsum und dem Besitz von Dingen stehen, so zeigt sich eine Vielfalt von Orientierungen. Vereinfacht gesprochen wird das Streben danach zelebriert („Materialist“), relativiert („Hedonist“) oder kreativ gewendet („Experimentalisten“).

Persönliches Wachstum kann demnach in anderen Werten, als denen des „Habens“ wurzeln. – Trifft dies auch auf andere Länder Europas zu? Wie werden Wachstum, Glück und „gutes Leben“ dort interpretiert? Welche Wünsche und Hoffnungen bestimmen das Verständnis von persönlicher Entwicklung? Wie kann auf Nachhaltigkeit und sozialen Fortschritt im eigenen Umfeld hingewirkt werden?

In dem Workshop werden die „großen Zusammenhänge“ mit dem „kleinen Leben“ verbunden. Es geht darum, Wachstum mit Blick auf ökonomische, ökologische und soziale Aspekte zu diskutieren. Wir fragen außerdem danach, welche kulturellen und politischen Faktoren wie auch (lebens-)philosophischen Annahmen unser Verständnis von Wachstum, Glück und einem Leben „in guter Gesellschaft“ beeinflussen. Wir sprechen mit Vertretern der „ersten sozial-ökologischen Universalbank der Welt“, besuchen ein Projekt zur Wiederverwertung von Konsumartikeln und tauschen uns darüber aus, wie die Orientierung auf Wachstum den Bereich der Arbeit prägt. Die Erfahrungen werden auf kreative wie spielerische Weise und mit der Methode des Soziodramas verarbeitet. Beim Soziodrama handelt es sich um angeleitete, improvisierte Rollenspiele, bei denen die Teilnehmenden sich in die Situation einer anderen, frei gewählten Person versetzen und ausprobieren, wie die Welt „aus deren Schuhen“ aussieht. Gefühle und Einsichten werden sagbar. Zugleich erlaubt das Soziodrama, einen neuen Blick auf die gesamte Gesellschaft und ihre Netzwerke wie Verflechtungen zu entwickeln.

Die Arbeit in dem Workshop geschieht damit teilnehmerorientiert; es besteht eine Grundstruktur, die einzelnen Teile werden entsprechend des Lernprozesses gemeinsam gestaltet. Die Arbeitssprache ist Englisch.

Bei Interesse bitte direkt an Sophia wenden:

sophia.bickhardt@viamot.de

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ciao, Wolfgang Ratzel

Jan Köttner, Kirsten Reuther
Dieser Beitrag gibt die Meinung des Autors wieder, nicht notwendigerweise die der Redaktion des Freitag.
Geschrieben von

Wolfgang Ratzel

Aus einem drängenden Endbewusstsein entsteht der übermäßige Gedanke an einen anderen Anfang.

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