Der Untergang des (Berliner) Abendlandes, Teil 1

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Wolfgang Ratzel - DozentInnen-Vertreter an der VHS-Pankow

Offener Brief - eMail: wolfgang.ratzel@t-online.de - Pankow, den 19. Januar 2012

Liebe DozentInnen-Vertreterinnen und -vertreter in Pankow und anderswo,

leider muss ich eine –insbesondere auch für die VHS Pankow- erschreckende und traurige Nachricht weitergeben. Denn soeben wurde ich darüber informiert, dass der Bezirk Pankow es für notwendig erachtet, 5 Millionen Euro zu kürzen.

Die heutige Morgenpost berichtet darüber unter der Überschrift:

„BEZIRKE IN GELDNOT - Kulturstandorte in Berlin sollen schließen!

Pankow muss fünf Millionen Euro einsparen. Bibliotheken und Musikschulen stehen vor dem Aus. Mitte und Spandau suchen nach anderen Lösungen.

Sogar der Kultur-Staatssekretär protestiert. „Kein Raubbau an der Kultur in Pankow“, so lautet die Forderung von André Schmitz. „Ich appelliere an den Bezirk, von den geplanten Schließungen Abstand zu nehmen“, teilte er am Mittwoch mit.“

Fundstelle: www.morgenpost.de/berlin/article1884409/Kulturstandorte-in-Berlin-sollen-schliessen.html

Inzwischen hat auch die Berliner Zeitung unter dem Aufmacher „Pankow verzichtet auf seine Kultur“ berichtet: Fundstelle:

www.berliner-zeitung.de/berlin/kuerzungen-und-kulturabbau-pankow-verzichtet-auf-seine-kultur,10809148,11471582.html

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Mein Kommentar:

Berlin verliert nicht nur seine Industriearbeitsplätze, sondern jetzt auch seine Kultur.Die Formel lautet also:

be Berlin = Deindustrialisierung + Entkulturalisierung = Barbarisierung

Und die Situation ist geradezu kafkaesk: Denn der Kulturstaatssekretär auf Landesebene, André Schmitz, protestiert ebenso gegen die Schließungen wie der zuständige Pankower Bezirksstadtrat, Dr. Torsten Kühne (CDU). Und auch der Bezirksbürgermeister, Matthias Köhne (SPD) bedauert die Streichliste.

Die Kürzungen erscheinen als anonymer Algorithmus, an dem die PolitikerInnen gleichsam einflusslos als ausführende Organe hängen – so, als ob un-menschliche Sachzwänge ihr zerstörerisches Werk vollbrächten. Niemand trägt Verantwortung. Alle reagieren. Alle bedauern und sind unglücklich über von außen erzwungene Entwicklungen.

Jedenfalls sollen von den fünf Millionen, die der Bezirk Pankow kürzen muss, 1,5 Million Euro im Bereich Kultur gekürzt werden. Kulturangebote seien nämlich eine „freiwillige Leistung“, weshalb nur dort Kürzungen möglich seien.

Die Kürzungsvorschläge des Stadtrates bedeuten die Schließung u.a. der Musikschule Béla Bartók, der Stadtteilbibliothek Buch-Karow, der Kurt-Tucholsky-Bibliothek, des Kulturstandortes Ernst-Thälmann-Park, der Galerie Pankow und der Museumsstandort Heynstraße. Weiter soll die Unterstützung der Ehrenamtsbibliotheken (!) in Wilhelmsruh und Französisch Buchholz beendet werden.

Und an der VHS Pankow soll, um Honorarkosten zu sparen, der Programmbereich "Deutsch als Fremdsprache" eingestellt werden.

Dies zu Eurer Information. Was tun wir dagegen?

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Die Ansprechpartner im Bezirk Pankow sind:

- Dr. Torsten Kühne (CDU), Bezirksstadtrat und Leiter der Abteilung Verbraucherschutz, Kultur, Umwelt und Bürgerservice.

Tel.: 030 90295-6300, Fax: 030 90295-6302,torsten.kuehne@ba-pankow.berlin.de

Seine nächste Bürgersprechstunde: Mittwoch, 30.1.2012 (noch nicht veröffentlicht)

Fundstelle: www.berlin.de/ba-pankow/politik/buergersprechstunden.html

- Der Ausschuss für Kultur und Weiterbildung der Bezirksverordnetenversammlung Pankow

Nächste öffentliche Sitzung des Ausschusses für Kultur und Weiterbildung:

Di, 21.2.2012 (ironischerweise an Fastnacht!!!) um 19:30 Uhr.

Fundstelle: www.berlin.de/ba-pankow/bvv-online/au020.asp?AULFDNR=38&options=4&altoption=Ausschuss..................................................... Finis ..................................................................

Dieser Beitrag gibt die Meinung des Autors wieder, nicht notwendigerweise die der Redaktion des Freitag.
Geschrieben von

Wolfgang Ratzel

Aus einem drängenden Endbewusstsein entsteht der übermäßige Gedanke an einen anderen Anfang.

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