Menschheitsdämmerung 4a - Zarathustra - Ursprung der Apokalypse

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Fortsetzung: Der Zoroastrismus als Ursprung der Apokalypse

Kampf, Untergang und Anderer Anfang

Wann begann die begrenzte Zwischenzeit als „Zeit der Mischung“?

Die „Zeit der Mischung“ beginnt mit der Schöpfung und endet mit dem Sieg über die Chaosmächte. Der letzte Akt ist das ORDAL, das Gottesurteil. Die Zeit der vollkommenen Glückseligkeit beginnt nach dem ORDAL und dauert in alle Ewigkeit.

Wer (oder was) regiert die alte schlechte Welt?

Der gute Gott regiert mittels des ASCHA, das dem vedischen Prinzip RITA entspricht. Beide garantieren den Bestand der kosmischen Ordnung im Großen und Kleinen, im Ganzen und im Teil. RITA heisst „bewegen“ und „bezeichnet die normale und richtige Art, wie etwas in der Welt zu geschehen habe“ (Cohn, 108). Das RITA bezeichnet das Gesetz, dem auch die Götter gehorchen müssen.

Das RITA/ASCHA gilt allumfassend: Es drückt sich aus in den Bewegungen der Sonne, des Mondes, der Sterne. Es ist die Kraft, die alles bewegt, am Leben erhielt und vermehrt. „Dank Rita brach der Tag an, strömte die Flüsse, wuchsen Nahrungspflanzen in die Höhe, gaben Kühe Milch.“ (Cohn, 108)

Das RITA/ASCHA regelt die Ordnung der Natur ebenso wie die Ordnung des Menschen und die Ritualordnung, die auch beantwortet, wie der Mensch den Göttern opfert.

Die sittliche Ordnung zeigt sich als RITA/ASCHA in der wahrhaftigen Rede, im gerechten, redlichen ehrenhaften Handeln. Wer das RITA/SCHA achtet, der gedeiht.

Diese Herrschaft des ASCHA ist von Anfang an bedroht durch das Gegenprinzip DRUG, das Prinzip der Zerstörung, des Chaos und des Bösen. Der Kampf beginnt bereits in der Schöpfung der Urpflanze, des Urtiers und des Urmenschen.

Warum muss die alte, schlechte, unvollkommene, böse, ungerechte Welt untergehen?

Die Chaosmächte werden im Kampf unterliegen, weil der oberste Gott diese Niederlage von Anfang an plant und diesen Plan umsichtig und gestützt auf Bündnispartner umsetzt.

Warum wird eine neue, gute, vollkommene Welt kommen?

Die vollkommene Welt wird kommen können, weil sie in der von AHURA MAZDA und der ASCHA bewirkten Schöpfung bereits bestand. Das Neue des Anderen Anfangs ist nicht die Schöpfung selbst, sondern die Neuschöpfung einer Welt ohne ANGRA MAINYU und dem DRUG. Denn die Chaosmächte sind auf immer besiegt.

In welchen Etappen ereignet sich der Endkampf?

Die erste Schöpfung wird von AHURA MAZDA als „Falle“ inszeniert, in der die Chaosmächte umkommen sollen. ANGRA MAINYU soll in die erschaffene Welt als ein Schlachtfeld gelockt werden, auf dem er unterliegen muss. Und er wird in diese Falle gehen, weil er wesensmäßig alles zerstören muss, was erschaffen wird.

Deshalb versucht ANGRA MAINYU, die sieben Schöpfungen zu verderben:

Er dringt durch den Stein des Himmels; er verunreinigt das Wasser zu Salzwasser; er macht die Erde zur Wüste; er vermischt das reine Feuer mit Rauch und verdirbt die Urpflanze, das Urtier und den Urmenschen; er tötete aus Bosheit statt als Opfervollzug durch die Götter.

(Diese Sicht entspricht der Wirklichkeit der Hirtenstämme, die ständig von grausamen Kriegerstämmen bedroht waren, Cohn, 150)

Der Gegenangriff der „Heiligen Unsterblichen“ Götter zielt auf Vermehrung der Lebewesen – Sie zerstoßen der Urpflanze, opfern das Urtier und den Urmenschen. Deren Vermehrung brachte die Verbündeten hervor, derer die Götter bedurften.

Über welche Verbündete verfügt AHURA MAZDA und das ASCHA?

- Die großen und Vielzahl der kleinen Götter

- Die Fravaschis als verbündete Geister, d.h.: Die Fravaschis sind die Seelen der frommen Ahnen und kämpfen als Schutzgeister mit Waffen und Wehr, ähnlich den Walküren; sie schützen so den Fortbestand des ASCHA und der Menschen.

- Die Menschen, die sich für das Gute, Richtige, Vollkommene, Konstruktiv-aufbauende entscheiden.

- Die verbündete Tiere, insbesondere die mütterliche, milde, nährende Kuh und die treuen, zutrauliche Hunde. Der Blick eines Hundes wirkt reinigend, z.B. hinsichtlich des Leichnams bei einem Begräbnis. (In der Lebenswirklichkeit der Hirtenvölker helfen die Hütehunde z. B. gegen die Wölfe)

Welche Kampfmittel setzen sie ein?

- Das Opfer als Kampfmittel gegen die Chaosmächte

Der Opferort war kein Tempel, sondern eine kleine ebene Fläche unter offenem Himmel. Eine Furche schützte vor den Chaosmächten.

Die Opfer-Rituale dienten dem Kampf gegen das DRUG. Das Opfer war begleitet durch rituelle Formeln und überschwängliche Lobpreisungen. Die Priester verzehrten das Fleisch der Opfertiere gemeinsam mit den Gläubigen.

Das Opfer war auch eine Form der Gastlichkeit für die Götter, für die man eine Gegenleistung erwartete. Das Opfer sollte die Götter anreizen, für das gemeinsame Wohl tätig zu werden, d.h. das ASCHA zu stützen, das sich im Alltag als Fruchtbarkeit, Wohlstand, Sitte und Anstand und Sieg im Krieg manifestierte. Hierbei wurde der Gott, dem das Opfer galt, durch den aufsteigenden Bratenduft gestärkt. Das Opfer festigte das Bündnis zwischen Gott und Mensch im Kampf gegen die Chaosmächte und für das Wohlergehen des ASCHA.

Die priesterlichen Opfer geschahen als Wiederholung der ursprünglichen Opfer und dienten der Weihung, d.h. Reinigung aller Schöpfungen -Stein, Wasser, Erde, Pflanzen, Tiere, Feuer, Mensch- vom Einfluss der Chaosmächte und des DRUG. Der Priester vertrat hierbei den zu reinigenden Menschen.

Das Opfer zu Hause bezog sich auf die Reinigung der Dinge, die das Pflanzen- und Tierreich vertraten.

Dank des stetigen Stroms der Opfer gingen die Lebensprozesse endlos weiter: Die Sonne geht auf, es regnet auf eine wohnliche Welt. Ohne Opfer versänke alles in Finsternis, Dürre, Wildnis.

- Die Reinheitsrituale als Kampfmittel

Der Kampf gegen das DRUG geschah darüber hinaus auch durch das strikte Einhalten von Reinheitsritualen. Sinn und Zweck der Reinheitsrituale war die strikte Trennung von Schöpfung und Gegenschöpfung.

Alles, was die Ordnung störte, verfaulte, schimmelte, rostete, abstarb, starb, repräsentierte das zerstörerische Wirken der Chaosmächte. Jeder Leichnam repräsentierte einen Sieg des ANGRA MAINYU, d.h.: Kam Schmutz, Rost, Schimmel, Fäule, Exkremente, toter Haut, abgeschnittene Nägel, Haare und vor allem Blut mit der guten Schöpfung (Erde, Wasser usw.) in Berührung, dann bewirkte diese Berührung Krankheit, Dürre oder Schnee (die Rinder heimsuchen) und zerrüttete die Ordnung der Welt. Alles, was mit dem Sichauflösenden in Berührung kam, war verunreinigt und dem Tode geweiht.

Die strikte Trennung zwischen Verunreinigtem und Reinem geschah durch komplexe Reinigungs- und Entsorgungsrituale. Abgeschnittene oder ausgefallene Haare oder abgeschnittene Fuß- und Fingernägel wurden nicht einfach weggeworfen, sondern rituell, d.h. umständlich entsorgt.

- Ausrotten: Die mit ANGRA MAINYU verbündeten Tiere – u.a. Ameisen, Heuschrecken, Schlangen und Wölfe- wurden erbarmungslos ausgerottet.

Summa: Der Zoroastrier waren in ihrem alltäglich Dasein ständig und direkt gefordert. Sie sahen sich im permanenten Abwehrkampf gegen die Wirkungen der Chaosmächte. Die Kampfmittel, derer sie sich bedienten -Opfer- und Reinigungsrituale, Ausrottung der „bösen“ Tiere- waren komplex und zeitaufwändig. Das Befolgen der Rituale sonderte die Zoroastrier von anderen Menschen ab.

Einerseits geschah eine Demokratisierung im Binnenraum der zoroastrischen Gemeinden, andererseits die Absonderung der Gemeinschaft (analog den Juden).

Über welche Verbündete verfügt ANGRA MAINYU und das DRUG?

- Große und kleine Dämonen

Die großen Erzdämonen waren außerordentliche Verkörperungen der Chaoskräfte und funktionierten als negative Gegenspieler der „Heiligen Unsterblichen“.

Hinzu trat eine riesige Zahl von kleinen Dämonen, die sich für ANGRA MAINYU und das DRUG entschieden hatten. Jede Schädigung wurde durch einen Dämon personifiziert, der z.B. Gift in Tiere und Pflanzen einspritzt, zur Trunkenheit verleitet usw.. Die Wildnis, Dunkelheit und Nacht waren Orte und Zeiten, wo sich die Dämonen versammelten (bis zum Aufgang der Sonne!).

Das Dämonische zeigte sich in allem, was das Leben und Zusammenleben der Menschen störte und zerstörte; z.B. im Zorn, im Neid oder in der Faulheit. Es zeigte sich als körperliche Heimsuchungen wie Alter, Krankheit, Hunger, Durst und vor allem als Sterben und Tod. Auf dem Leichnam der Verstorbenen saßen –als Zeichen des Sieges- z.B. die schreckliche Dämonin Nasu und die Dämonen „Körperfessler“ und „Körperwegschleifer“. Gequält werden aber nur die rechtschaffenen Zoroastrier.

Die Dämonen zeigten sich auch im Mordrausch der Dämonenheere, d.h. im Mordrausch der feindlichen Stämme, die als Werkzeuge der Chaosmächte galten.

- Menschen

Wer sich für ANGRA MAINYU und das DRUG entschied, wurde zum Verbündeten der Chaosmächte. Diese „bösen“ Menschen handelten als Viehdiebe und Unheger; sie pflegten die Dämonen und lebten als die Gegenfigur zum Hegehirten. (Cohn, Zitat S. 152)

Welche Kampfmittel werden eingesetzt?

Die Chaosmächte und ihre Verbündeten versuchten immer und überall, jegliche gute Schöpfung zu verderben. Sie bewirkten Tiefschnee, Dürre, Unwetter, Schimmel, Rost. Sie bewirkten Krieg, Mord, Diebstahl, Gewalt, Lug und Trug, Verstellung, Falschheit. Sie bewirken Krankheit, Tod – einfach alles, was die Ordnung des Kosmos zerstörte.

Gibt es ein 1000jähriges Reich des Friedens und Gerechtigkeit (das Millennium, den Chiliasmus)

Nein


Das ORDAL

Der Sieg Ahura Mazdas über ANGRA MAINYU beendet die „begrenzte Zeit“ als Zwischenzeit, als „Zeit der Mischung.“ Dann wird die Welt ein ORDAL durchmachen, „das sie von allem Bösen, auch von den gottlosen Toten, läutern wird. Alle Menschen, die je gelebt haben, werden sich in einer großen Versammlung zusammenfinden, in der jeder Einzelne seine guten und bösen Taten vorgehalten bekommt […]“ (Cohn, 155).

Im Ordal werden das Feuer und der Geist der Heilkunst das Metall in den Hügeln und Bergen zu einem riesigen Strom aus geschmolzenen Metall schmelzen, den die Gerechten durchschreiten, als ob sie in warmer Milch gingen. Die Lügenknechte aber werden vernichtet werden.

Wer wird im ORDAL auserwählt werden und wie geschieht die Wahl zwischen den Seligen und den Unseligen

- Das Leben nach dem Tode

Alle Menschen, nicht nur die Reichen und Mächtigen, können sich Hoffnungen auf ein Leben nach dem Tode im Himmel machen. Die einzige Voraussetzung ist ihr sittlicher Verdienst auf Erden: „Auf der Brücke werden die Gedanken, Worte und Taten jedes Menschen vom fünfzehnten Lebensjahr an abgewogen.“ Wenn die guten Gedanken, Worte und Taten schwerer wiegen, „so kommt der oder die betreffende in die >die leuchtenden Häuser des Himmels<, um dort in der Gegenwart Ahura Mazdas und der Heiligen Unsterblichen zu wohnen.“ (Cohn, 154)

[Neu] Wenn die bösen Gedanken, Worte und Taten schwerer wiegen, kommt der Verstorbene in die Unterwelt, in das Reich Angra Mainyus, in einen Ort, der als Hölle beschrieben wird, einen Ort der schrecklichen Bestrafung durch Folterung und durch eklige Speisen.

Der Himmel ist bis zum Ende der „begrenzten Zeit“ mit den körperlosen Seelen der Rechtschaffenen erfüllt. Dann kommt das ORDAL und danach geschieht die allgemeine körperliche Auferstehung (der „guten“ und der „bösen“ Menschen). Diese Auferstehung wird als Wunderwerk Ahura Mazdas beschrieben – analog aber weniger schwierig als die Schöpfung. Die Rechtschaffenen werden dann die Freuden der Sinne ebenso genießen wie die des Geistes.

Das ewige Paradies

Nach dem ORDAL kommt die „Verklärung“, das ist der Übergang der begrenzten „Zeit der Mischung“ zur Zeit der Ewigkeit. Durch die Verklärung wird alles unwandelbar in den Zustand der ewigen Vollkommenheit und des Friedens unter Herrschaft des höchsten Gottes verwandelt.AHURA MAZDA wird dann als Oberpriester in die Welt kommen, um ein letztes Opfer zu vollziehen. Die Gerechten werden sich am Opfer laben und Unsterblichkeit und ewige Jugend erwerben. Die Älteren werden als Vierzigjährige, die Jüngeren als 15jährige ewig leben. Dann wird die wahre Rede die falsche Rede für immer bezwungen haben. Heilheit und Unsterblichkeit werden über Krankheit, Hunger und Durst, vor allem aber den Tod triumphieren.

ANGRA MAINYU wird in die Finsternis gestürzt werden. Gestank und Schmutz wird zur Hölle fließen, und die Hölle wird durch Metallfeuer verbrannt und rein werden.

Die Erde wird zu einer hohen Fläche werden, ohne Berge. Die Menschen werden in einer idealen Umwelt in vollkommener Harmonie leben, aber zeugungsunfähig sein: „Die ganze Menschheit wird eine einzige Gemeinde frommer Zoroastrier bilden, vereint in der Anbetung Ahura Mazdas und der Heiligen Unsterblichen und in Gedanke, Wort und Tat eins.“ (Cohn, 157)

Die Trennung

Die Verklärung endet in der Trennung. Nach der „Trennung“ beginnt die ewige Zeit.

In welcher Weise wird die ewige Welt der Vollkommenheit kommen?

Sie wird als anderer Anfang kommen.

Was wird anders in der Neuen Welt und im Anderen Anfang?

Das Wirken der Chaosmächte, ihre Orientierung auf Zerstörung, Zerrüttung, Leiden, Schmerzen, Mangel, Krieg, Gewalt und Tod wird fehlen.

Wer regiert die Neue Welt und den Anderen Anfang?

AHURA MAZDA/ASCHA werden in alle Ewigkeit regieren und mit den Menschen und ihrer Schöpfung eins sein.

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Das Problem der Naherwartung und der Enttäuschung wegen Erlösungsverzögerung

Zarathustra erwartete das Ende der „begrenzten Zeit“ in naher Zukunft. Als die Verklärung ausblieb, wurde Zarathustra in einen Weltheiland umgedeutet, der zukünftig als wiedergeborener Zarathustra kommen werde, um dessen Werk zu vollenden. Zu diesem Zwecke entstand ein komplexer Geburtsmythos, der den Propheten Zarathustra aus der übrigen Menschheit heraushob. Der zweite Zarathustra wird als „noch Besserer“ als der erste bezeichnet, als Saoschyant, d.h.“künftiger Nutzbringer“.

Vor der Wiederkehr des Saoschyant komme aber noch eine Zeit, in der das DRUG über ASCHA zu siegen scheint. Eine Zeit, in der Betrug herrscht und Ehre, Liebe und Seelenpflege aus der Welt verschwindet (siehe Zitat Cohn, S. 160).

Eine Jungfrau Vispa-taurari („All-Überwinderin) werde in einem See baden, in dem der Same Zarathustras verwahrt sei. Sie gebäre dann Astvat-ereta, d.h. „verkörperte Wahrheit“. Das sei der Saoschyant, der die siegreiche Waffe führen wird: „Um ihn gruppieren sich etliche >unsterbliche Führer<, mächtige Recken […], die seitdem an entlegenen Orten auf den Ruf zum letzten Gefecht gewartet haben.“ (Cohn, 161).

Der Saoschyant wird 57 Jahre vor dem Ende der „begrenzten Zeit“ die Toten auferwecken, ihre Körper wiederherstellen und die Toten und Lebendigen zum feurigen ORDAL versammeln, um danach die Welt mit seinem Blick unsterblich zu machen.

Dieser Glaube an das Kommen des Saoschyant hilft den Zoroastriern, die zahlreichen Verfolgungen zu überstehen.

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Der Zoroastrismus als Staatsreligion

Was geschieht, wenn die Naherwartung des Anderen Anfangs enttäuscht wird? Was wird revidiert, wenn die apokalyptische Weltsicht zur Staatsrelegion wird?

Der Zoroastrismus konnte nur Staatsreligion werden, insofern er das Herrschaftsinteresse der Könige legitimierte. Alles, was nicht anschlussfähig (kompatibel) war, musste revidiert werden; insbesondere musste die „Verklärung“ in eine ferne Zukunft verschoben werden. Auf diese Weise konnte das jeweilige Reich zum Ausdruck des ASCHA umgewertet werden. Heimsuchungen, Feinde und die innere Opposition konnten jetzt als Ausdruck des DRUG denunziert werden. Diese Revision geschah als Häresie des Zervanismus in der ersten Hälfte des 4. Jh. v.u.Z..

Gemäß dieser Revision des Zoroastrismus dauerte die „begrenzte Zeit“ 9.000 Jahre. Sie wurde unterteilt in drei Perioden à 3.000 Jahre, manchmal auch in drei mal 4.000 Jahre = 12.000 Jahre. Bei 12.000 Jahren Dauer hatte Zarathustra im Jahre 9.000 die Offenbarung empfangen. Der Endkampf dauert jetzt 3.000 Jahre, wiederum unterteilt in drei Perioden à 1.000 Jahre. Es werden drei Saoschyants erscheinen, und zwar jeweils am Ende der 1.000 Jahre.

Die Gegenwart liegt nach der Offenbarung des Zarathustra, aber vor dem Erscheinen des ersten der drei Saoschyants.

Die in weiter Ferne gerückte Erfüllung wird aber im Nauroz (Neujahrsfest bei Frühlings-Tagundnachtgleiche) immer wieder auch vorweggenommen, und zwar als Neuwerdung der Welt, d.h. Neugeburt der Natur, der Gesellschaft und der Menschen.

Unser Tag, der wird kommen!

Trotz dieser Revision lebte die Offenbarung des Zarathustra als Naherwartung im Volksglauben weiter. „Ursprünglich, in der Vorstellung des Propheten selbst, drückte sich in dem Konflikt zwischen AHURA MAZDA und ANGRA MAINYU eine soziale Spannung aus und bedeutet als „Verklärung“ unter anderem die Auflösung dieser Spannung. In der bestehenden Welt fielen reiche und mächtige Krieger über wehrlose Hirten und ihre Herden her, in der künftigen vollkommenen Welt würde es den Hirten gut gehen und würden die räuberischen Kriege im Feuer verbrennen. Ein Echo aus diesen fernen Zeiten klang noch nach: Die zoroastrischen Lehren behielten ihre Kraft, oppositionellen Einzelnen und Gruppen unter bestimmten Umständen das Vertrauen auf das Kommen des Tages einzuflößen, an dem die bestehende Ordnung abgeschafft, die Herrschenden vernichtet und sie selbst gerechtfertigt und erhöht werden sollten. Als die zoroastrische Eschatologie von Nichtzoroastriern übernommen und umgeformt wurde, geschah dies – wie wir sehen werden – in einem kolossalen Ausmaß.“ (Cohn, 181)

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Nächstes, viertes Treffen: Mittwoch, den 14. März 2012, 18:00-20:00 Uhr

Ort: Seminargebäude der Humboldt-Uni, Invalidenstr. 110, Raum 293 (beim U-Bf Naturkundemuseum)

Thema: Die Jüdische Apokalypse: EXODUS und BUCH DANIEL

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ciao, Wolfgang Ratzel

Dieser Beitrag gibt die Meinung des Autors wieder, nicht notwendigerweise die der Redaktion des Freitag.
Geschrieben von

Wolfgang Ratzel

Aus einem drängenden Endbewusstsein entsteht der übermäßige Gedanke an einen anderen Anfang.

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