Nachrichten aus dem Anderen Anfang

- und Einladungen - Über 2000-Watt-Gesellschaft, Bruttosozialglück und DenkLust

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Autonomes Seminar an der Humboldt-Universität zu Berlin – seit 1998 - Das Autonome Seminar wird ehrenamtlich organisiert, ist entgeltfrei und offen für alle. - Verantwortlich und Infos: Wolfgang Ratzel, Tel. 030-42857090 - eMail: autonomes.seminar@t-online.de - http://autonomes-seminar-humboldt.webs.com/

Berlin-Pankow, den 20. Februar 2013

Einladungen

Do, 21.2.2013, 17:30 Uhr, im Raum 293: Osteopathischen Prae-Lektüre-Yoga - (bitte Yoga-Blocks und Unterlage mitbringen) –

18:00 Uhr Pause

18:15 Uhr: Lektürekurs „Die Frage nach dem Nichts“

"lieber will der Mensch das Nichts wollen, als nicht wollen..."

Von der Verneinung des Willens zur "Wiederkunft des Gleichen"

Nietzsches Zugang zur Frage nach dem Nichts

Donnerstag, 21. Februar 2013, 17:30 bzw. 18:15 Uhr – 20:30 Uhr - Seminargebäude der Humboldt-Uni, Invalidenstr. 110, Raum 293 - (beim U6-Bf Naturkundemuseum)

Die Textgrundlage kann angefordert werden:

Friedrich Nietzsche, Zur Genealogie der Moral (1887), Dritte Abhandlung, 28: Was bedeuten asketische Ideale?

Ders.: Die Fröhliche Wissenschaft (1882), Nr. 341

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Nachrichten aus dem Anderen Anfang

Derzeit geschieht Wundersames, z.B. die 2.000-Watt-Gesellschaft

Die BürgerInnen der Stadt Winterthur haben per Volksentscheid die Stadt Winterthur auf den Pfad zur 2000-Watt-Gesellschaft gebracht; d.h.: Die Stadt verpflichtet sich, bis anno 2050 den Primärenergieverbrauch pro Kopf und Jahr auf 2.000 Watt zu senken (derzeit 6.300 Watt im Schweizer Durchschnitt; USA gar 12.200 Watt!).

Diese künftige Obergrenze von 2.000 Watt war übrigens anno 1960 noch der normale Durchschnittsverbrauch pro Person und Jahr!

Weiterhin muss der Treibhausgas--Ausstoß auf 2 Tonnen pro Kopf und Jahr gesenkt werden (derzeit in der Schweiz 9 Tonnen, ohne den ausgelagerten CO2-Ausstoß!).

Die noch längerfristige Ziele heißen: Bis anno 2100 Stabilisierung des 2.000 Watt-Verbrauchs und Reduzierung des Treibhausgas--Ausstosses auf 1 Tonne pro Kopf und Jahr.

Und schließlich geht es auch um die globale Gerechtigkeit beim Energieverbrauch.

Immer mehr Schweizer Gemeinden entscheiden sich für diesen Weg, auf dem die sechs Pionier-Gemeinden Buchs, Erstfeld, Illnau-Effretikon, Planken FL, Vevey und Zürich bereits vorausgeeilt sind. Die BürgerInnen der Stadt Zürich haben nämlich schon in der Volksabstimmung vom 30. November 2008 beschlossen, ihre Gemeindeordnung auf die Umsetzung der 2000-Watt-Gesellschaft auszurichten.

Gerade jetzt bereitet die Stadt Schaffhausen eine Volksabstimmung vor, um bis 2080 die 2000-Watt und 2Tonnen-CO2-Ziele zu verankern.

Deutschland hinkt weit hinterher, zumal lnur eine Gemeinde, die Stadt Radolfzell am Bodensee, im April 2011 beschlossen hat, eine 2000-Watt-Gesellschaft bis 2050 anzustreben – ohne Volksabstimmung, versteht sich.

Der kulturrevolutionäre Kern dieser Umorientierung besteht darin, dass die Tragfähigkeit der Erde zum Maßstab für den Energieverbrauch gemacht wird!

Nicht die (Konsum-)Bedürfnisse der BürgerInnen sind das Maß aller Dinge, sondern eine Instanz außerhalb der Menschen, nämlich die Erde als Wohnung des Seienden. Nicht das Volk ist der Souverän von Politik, sondern die Erde. Das Volk wird lediglich zum Souverän der Umsetzung von Zielen, die sich außerhalb von ihm finalisieren. Geschähe das, wäre das in der Tat eine Politik des Anderen Anfangs.

Summa: Eine überparteiliche Plattform des Anderen Anfangs hätte in der Herbeiführung einer 2.000-Watt-Gesellschaft ein vorzeigbares Ziel, das in Berlin und anderswo angestrebt werden könnte.

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Bruttosozialglück für das Sein als Ganzes!?

Quasi aus dem Nichts heraus sind sich plötzlich alle Bundestagsfraktionen darin einig, den Wohlstand der Bevölkerung nicht mehr nach dem Bruttoinlandsprodukt (BIP), sondern nach einem Konglomerat von 10 Faktoren zu messen. Der neue Begriff nennt sich „Ganzheitlicher Wohlstands- und Fortschrittsindikator“. Die Allmacht des BIP soll zu Ende sein. Nun steht das BIP neben neun anderen Faktoren: Einkommensverteilung, Beschäftigung/Bildung, Gesundheit, Freiheit, Treibhausgase, Stickstoff, Artenvielfalt. Wie die einzelnen Faktoren gewichtet werden sollen, ist noch unklar.

Als ich das las, blieb in einem Schauer der Rührung mein Mund offen stehen; das ich das noch erlebe. Aber sofort meldete sich Gevatter Zweifel. Gleichwohl wäre die Durchsetzung des ganzheitlicher Wohlstands- und Fortschrittsindikators ein Ziel einer Politik des Anderen Anfangs.

Fundstelle: http://www.berliner-zeitung.de/wirtschaft/wohlstandsmessung-die-lebensqualitaet-zaehlt,10808230,21579198.html

(weitere Fundstellen anfordern)

Kommentar: „2000-Watt-Gesellschaft“ und „Ganzheitlicher Wohlstands- und Fortschrittsindikator“ - Ob in diesem Wundersamscheinenden tatsächlich ein Anderer Anfang vorscheint, wird sich weisen. Letztendlich geht es darum, ob und wie die Vorhaben umgesetzt werden. Entscheidend wird sein, ob von der Bevölkerung Sebstbeschränkungen, ja sogar Opfer eingefordert werden. Wäre das Svhweizer Stimmvolk bereit, mehrheitlich eine Dynamik und Struktur der Schrumpfung zu billigen?

Gleichzeitig wird vermeldet, dass der deutsche CO2-Ausstoss anno 2012 –wie anderswo auch- um 2% anstieg. Manchmal meint man zu erkennen, dass je mehr der Verfall regiert, desto mehr um das Untergehende herum ein Schleier von symbolischer Ordnung gelegt wird, der einen anderen Anfang vorspiegelt und in der Vorspiegelung verhüllt. Gleichwohl bleibt in der Vorspiegelung das Andere erkennbar, wenngleich verwaschen und dunkel.

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Einladung zur DenkLust

VHS-Pankow „Philosophischer Gesprächskreis DenkLust – Kurs-Nr. Pa1005-F - Sechsmal 14täglich dienstags

Beginn: Di, 12.2.2013, Dauer: 19:00 - 21:15 Uhr

Ort: VHS-Haffner-Zentrum, Prenzlauer Allee 227, Raum 01 (im Vorderhaus) – Tram M2-Haltestelle Knaackstraße

Der Philosophische Gesprächskreis DenkLust an der VHS Pankow ist knapp am Scheitern vorbeigeschrammt und findet nunmehr statt. Vielleicht glückt es auf Dauer, das gemeinsame Philosophieren an der Volkshochschule zu verankern.

Auf dem ersten Treffen haben wir uns auf folgende Themen geeinigt:

- Einfaches Leben – Kynismus – Lob der Bedürfnislosigkeit (12.2. und 26.2.13)

- Liebe (Éros. Philía, Agápe) (12.3.13)

- Geschlecht (9.4.13)

- Tod – Philosophieren heißt sterben lernen (23.4.13)

- Das rechte Maß im Geben und Nehmen (7.5.13)

- Letztbegründung des Gesetzes und des Staates (Reservetext 26.2.13)

Zu jedem Thema lesen wir Fundstellen der klassischen Philosophie und beziehen sie auf unsere Existenz in der Gesellschaft hier-und-heute.

Der nächste Gesprächskreis am Di, 26.2.13 dreht sich um das „Einfache Leben“.

Wir lesen Texte aus der Denktradition des Kynismus:

- Seneca über Diogenes von Sinope:

- Diogenes Laertius: Lob der Bedürfnislosigkeit - Ausgewählte Abschnitte über Diogenes von Sinope (Diogenes in der Tonne).

Die Textauszüge liegen kopiert vor.

Übernächstes Mal gehen wir zum Thema Liebe über. Das ursprünglich-griechische Denken differenziert die Liebe in Éros (die sinnlich-begehrende leidenschaftliche Liebe), Philía (die Freundesliebe, das gegenseitige Verstehen) und Agápe (die Nächsten- und Feindesliebe)

Dazu lesen wir Texte der antiken Philosophie und aus der Bibel und konzentrieren uns dann auf Abschnitte aus: Byung-Chul Han: Die Agonie des Eros.

Die Textabschnitte hierzu werden am Di, 26.2.13, vor Ort verteilt.

Anmeldung: Sechs Termine kosten bereits ermäßigte 23.70 Euro (pro Termin 4,00 Euro) –

Anmeldung unter: www.vhspankow.de - oder www.vhs.berlin.de/ - oder am Di, 26.2.13, 19:00 Uhr direkt vor Ort im Kurs

(mit Vorabnachricht an: wolfgang.ratzel@t-online.de )

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ciao, Wolfgang Ratzel

Dieser Beitrag gibt die Meinung des Autors wieder, nicht notwendigerweise die der Redaktion des Freitag.
Geschrieben von

Wolfgang Ratzel

Aus einem drängenden Endbewusstsein entsteht der übermäßige Gedanke an einen anderen Anfang.

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