Wie ein gehauchter Kuss

STILISTISCHE FALLEN Erzählungen des ungarischen Schriftstellers Géza Csáth
Exklusiv für Abonnent:innen

Selbst den besten Malern hat es immer schon Schwierigkeiten bereitet, Kindergesichter oder das Minenspiel von Halbwüchsigen treffend wiederzugeben, das ist bekannt. In der Literatur gibt es ähnliche Probleme, nur werden sie selten erwähnt. Wenn in Romanen oder in Biographien anstelle von Kindern Klischees auftreten, werden halt diese Klischees für Kinder gehalten, und selbst in Autobiographien werden die misslungenen, unwirklichen Selbstzeichnungen akzeptiert: scheinbar ist in den ersten Lebensjahren jeder ein unwissendes, liebes kleines Wesen. Weder unwissend, noch naiv sind die jugendlichen Figuren bei Géza Csáth. Auf deutsch war dieser ungarische Autor das erste Mal vor zehn Jahren zu lesen, der vielsagende Titel des Novellenbandes hieß Muttermord. Das