Starke Frauen beim Lausitz Festival

Inszenierungen I Den Wunsch nach Freiheit verhandelt Anna Bergmann in Philippe Boesmans »Julie«, das Leben ungewöhnlicher Frauen beleuchtet der Briefwechsel zwischen Brigitte Reimann und Christa Wolf. Kaushiki Chakraborty würdigt die Leistung indischer Künstlerinnen
Starke Frauen beim Lausitz Festival

Grafik: Lausitz Festival

»Sei gegrüßt und lebe«: Brigitte Reimann und Christa Wolf – Eine Freundschaft in Briefen 1963–1973

3. September | 19.30 Uhr | Rabryka, Görlitz

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»Wenn wir Beitritts-Bürger ein Kultbuch bräuchten, hier hätten wir es«, behauptete der Schriftsteller Fritz Rudolf Fries– nach dem ersten Erscheinen des Briefwechsels 1995– in der »Weltbühne«. Das Buch offenbart das Leben zweier ungewöhnlicher Frauen, die trotz ihrer unterschiedlichen Lebensauffassungen um ihr persönliches Glück ringen, aber auch um ihr Selbstverständnis als Schriftstellerinnen.

Beide wollen dem Ideal von einer gerechteren Gesellschaft nicht abschwören, ungeachtet aller Dogmen und Zwänge. Sie behaupten sich mit Würde und Humor, mitunter auch verzweifelt, gegen Kritik und Anfeindungen. Sie teilen Ehe- und Alltagssorgen, kommentieren den real existierenden Literaturbetrieb und stellen sich den harten politischen Auseinandersetzungen – mit Mut und
bei vollem Risiko.

Auf schwesterliche Weise begleitet die ältere und etabliertere Christa Wolf ihre lebensgierige, anarchische und schließlich vom Tode gezeichnete Freundin Brigitte Reimann bis zu ihrem frühen Tod.

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»Julie« – Kammeroper von Philippe Boesmans nach August Strindberg

6./7./8. September | 19.30 Uhr | neue Bühne Senftenberg

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Die zwölf Szenen der Kammeroper »Julie« von Philippe Boesmans (2005) basieren auf Strindbergs gesellschaftskritischem Trauerspiel »Fräulein Julie« (1888), das anhand der jungen Adligen Julie und dem Diener Jean sich verändernde Verhältnisse von Macht und Freiheit, von Lust und Liebe, von Mann/Frau und dem sozialen Darwinismus auslotet.

Sowohl im Drama als auch in der Oper entwickelt sich aus einem koketten Tanz eine folgenreiche Liebesnacht; am Morgen danach wechselt in der Küche – dem Arbeitsplatz von Jeans Verlobter Christine – das Kräfteverhältnis zwischen den drei Personen. Das für die Oper auf Deutsch verfasste Libretto von Luc Bondy und Marie-Louise Bischofberger lässt diskursive Gedanken zu, ohne die Narrativität der Geschichte zu sprengen.

Der im letzten Jahr verstorbene belgische Komponist Philippe Boesmans hat für »Julie« eine intime Besetzung von nicht einmal 20 Orchestermusiker:innen vorgesehen, die es erlaubt, ein zart changierendes Klangnetz zu spannen, dem gerade mit Harfe und Celesta eine irisierende Farbigkeit eingewoben ist. So können auch das Nicht-Ausgesprochene und das Unsagbare klanglich Gestalt annehmen. Mit spannendem zeitgenössischem Zugriff verbindet die Regisseurin Anna Bergmann das späte 19. Jahrhundert mit unserer Gegenwart.

Kaushiki Chakraborty: »Indische Diven«

30. August | 19.30 Uhr | Filmtheater Weltspiegel (Cottbus)

Europa-Premiere | Tickets

Kaushiki Chakraborty gilt als eine der bekanntesten und meisterhaftesten Interpretinnen des klassischen indischen Gesangs. Auftritte Chakrabortys in der Carnegie Hall in New York oder in der Milton Court Concert Hall in London sowie die Verleihung des BBC Radio 3 Awards for World Music an die Sängerin zeugen von ihrer Strahlkraft auch weit über die Grenzen Indiens hinaus.

Mit ihrem neuen Programm »Remembering the Divas« würdigt sie das Schaffen indischer Sängerinnen der vergangenen 150 Jahre wie Angelina Yeoward, Begum Akhtar oder M. S. Subbulakshmi und hebt ihre Rolle in der Entwicklung der Gesellschaft ihres Heimatlandes hervor.

26.07.2023, 23:48

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