Ist das katholische Pillenproblem gelöst?

Kirche Nach dem unverzeihlichen Verhalten in katholischen Kliniken steht die Lösung des Pillenproblems diese Woche auf der Agenda der Bischofs-Frühjahrstagung

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Ist das katholische Pillenproblem gelöst?

Foto: Jasper Juinen/ AFP/ Getty Images

Erzbischof Meisner (Köln) hatte die Kirche aus der Bredouille geholt, nachdem zwei katholische Kliniken in Köln eine Vergewaltigte abgewiesen hatten. Das unverzeihliche Verhalten der Kliniken in kirchlicher Trägerschaft hatte der mit Kritik seit Jahren gut versorgten katholischen Kirche neuen Ärger eingebracht.

Kardinal Meisner hatte selbstverständlich den Vatikan konsultiert, als er dem Druck der Öffentlichkeit nachgab und die Pille danach als Soforthilfe für Vergewaltigungsopfer für vertretbar erklärte und die katholischen Kliniken aus der Schusslinie nahm.

Dass der Erzbischof von Köln nicht nur dem medialen Aufschrei Rechnung trug, sondern auch politisch in den Schwitzkasten genommen worden war, verriet er lieber nicht. Da aber katholische Krankenhäuser zu 100% vom Staat getragen werden, hatte die Landesregierung nach diesem Skandal Konsequenzen angedroht. Etwa die Schließung bestimmter Abteilungen in den Kliniken.

Also trat der Erzbischof die Flucht nach vorn an und verkündete zur Überraschung mancher Beobachter: "Wenn nach einer Vergewaltigung ein Präparat, dessen Wirkprinzip die Verhinderung einer Zeugung ist, mit der Absicht eingesetzt wird, die Befruchtung zu verhindern, dann ist dies aus meiner Sicht vertretbar."

Der folgende Satz seiner Erklärung ist genauso wichtig: "Wenn ein Präparat, dessen Wirkprinzip die Nidationshemmung ist, mit der Absicht eingesetzt wird, die Einnistung der bereits befruchteten Eizelle zu verhindern, ist das nach wie vor nicht vertretbar, weil damit der befruchteten Eizelle, der der Schutz der Menschenwürde zukommt, die Lebensgrundlage aktiv entzogen würde." Das heißt, die katholische Lehre betrachtet die Zygote (die befruchtete Eizelle) als Menschen und macht keinen Unterschied zwischen Vergewaltiger und normalem Erzeuger.

Zwischenergebnis: Der Klerus gab dem starken Druck von außen notgedrungen ein Stück weit nach, doch nur so weit, wie es die römisch-katholische Lehre erlaubt. Öffentlichkeit und Landesregierung zeigten sich zufrieden, wenngleich das Problem nur zum Teil gelöst wurde. Denn die nun den katholischen Krankenhäusern genehmigte Pille danach wirkt nicht in jedem Fall. Generell ist das Medikament unwirksam, sobald der Prozess der Nidation (Einnistung der befruchteten Eizelle) begonnen hat. Auch nimmt die Wirksamkeit der Pille ab mit zunehmendem Übergewicht der Patientin usw.

Das heißt, für Vergewaltigungsopfer, bei denen die Pille danach nicht hilft, haben die katholischen Kliniken weiterhin kein Mittel der Wahl. Die sogenannte Abtreibungspille bleibt verboten. Erste Hilfe können die katholischen Kliniken bieten. In allen anderen Fällen mit Komplikationen stehen sie wie gehabt mit leeren Händen da, besser gesagt, sind den Ärzten laut päpstlicher Doktrin weiterhin die Hände gebunden. Dies ist in der öffentlichen Diskussion leider untergegangen.

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Geschrieben von

h.yuren

buchveröffentlichung 2017, KRAH - das rabentagebuch, 350 S., 8 fotos ISDN 978-3-945265-45-1; Tb. 15,-

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