Konkurrenz- oder Feindverhältnisse.

Kriegskultur. kriegsvorbereitungen fangen im kleinen und scheinbar harmlos an, um eines tages im ernstfall zu münden. propaganda und drohungen sind schon ganz oben im kartenhaus.

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ganz kann und will mensch sich dem nicht entziehen. das ist so lange und soweit akzeptabel, wie mensch sich dessen bewusst ist, was es heißt, teil der biosphäre zu sein, zugleich aber auch teil der logosphäre.


doch die meisten ausrichter und teilnehmer des wettbewerbs sind sich nicht darüber im klaren, dass sie nolens volens dem biologisch programmierten kampf ums dasein (struggle for life) folgen, anders gesagt: der kampf- oder kriegskultur mehr oder weniger freudig frönen, je nach den aussichten auf sieg oder niederlage.


schon für die neugeborenen beginnt der kampf um aufmerksamkeit, anerkennung, zuneigung mit den geschwistern etc.
in der schule bekommt der kampf um die besten plätze einen bitteren geschmack für die meisten kinder. ihr wettbewerbserfolg wird in rangstufen, den noten, festgehalten und dokumentiert. die tägliche bewertung, über viele jahre hinweg, bedeutet für die meisten kinder eine zurücksetzung, auch wenn sie nicht sitzen bleiben; ihr selbstwertgefühl wird entsprechend ramponiert; denn bekanntlich gibt es meist nur wenige gute noten, aber viele durchschnittliche und schlechte.


"Pädagogisch wertvoll" ist das system schule darum nicht.
ein trost für viele schwache schüler/innen ist der sport, inner- und außerhalb der schule. dort haben sie oft die besseren karten. aber sie haben nur die felder gewechselt, dem kampf entkommen sind sie nicht.


notfalls, und der notfall ist der normalfall, identifizieren sich die schwachen im wettbewerb mit den starken. sie werden fans und haben so doch noch mal grund zur freude und zum feiern.
eine ähnliche funktion haben u.a. auch die medien, kunst und literatur.
der wettbewerb in schule und sport steht hier exemplarisch für alle übrigen lebensbereiche. noch die alten, die aus der gesellschaft schon mehr oder weniger entlassenen, die von einigen vorpreschenden jungpolitkes schon aufgefordert werden, doch endlich den löffel abzugeben, konkurrieren untereinander mehr oder minder munter weiter um fitness, falten und verfallsdatum.

der duden hält in schlichtem amtsdeutsch und unparteiisch fest:
"1. etw., woran mehrere Personen im Rahmen einer ganz bestimmten Aufgabenstellung, Zielsetzung in dem Bestreben teilnehmen, die beste Leistung zu erzielen, Sieger zu werden.
2. (Wirtsch.) Kampf um möglichst gute Marktanteile, hohe Profite, um den Konkurrenten zu überbieten, auszuschalten; Konkurrenz."
während der erste teil der definition noch harmlos klingt und auch ein "Mensch ärgere dich nicht"-spiel meinen kann, lässt die wortwahl in teil 2 an deutlichkeit nichts zu wünschen übrig:
"Kampf, den Konkurrenten ausschalten".
in einem wort: Krieg.

im vorigen jahrhundert war krieg der stempel, der das zeitalter prägte, deutlicher als frühere, obwohl das gemetzel um sieg und ruhm seit jahrtausenden anhält. mit stets mehr erfolg im blutvergießen, weil die anzahl der teilnehmer von säkulum zu säkulum zunahm und die waffentechnik große fortschritte in der steigerung der mordrate ermöglichte.

in diesem jahrhundert steht das kartenhaus der konkurrenten auf gobalem niveau vor dem abschluss. wo zurückweichen keine option ist, wo die teilnehmer keine wahl zu haben meinen, ist der crash des kartenhauses programmiert.

ps: vor die wahl gestellt, politik, kultur oder alltag zu klicken, muss ich feststellen, dass alle drei ressorts hier in einem boot sitzen.

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Geschrieben von

h.yuren

buchveröffentlichung 2017, KRAH - das rabentagebuch, 350 S., 8 fotos ISDN 978-3-945265-45-1; Tb. 15,-

h.yuren

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