laut verfassungstext ist hierzulande die forschung frei. von staats wegen unterliegt sie keinen einschränkungen. das heißt aber nicht, dass forschungsmittel mit der gießkanne über alle disziplinen ausgeschüttet würden. so manches projekt geht leer aus, ist mithin frei von fördergeldern aus dem staatshaushalt.
der staat, vertreten durch parteien, vergibt die haushaltsmittel für forschungszwecke interessegesteuert. je weniger der etat hergibt, desto mehr möglichkeiten ergeben sich für private interessenten in konzernen und stiftungen. so einfach gestrickt und übersichtlich ist der forschungsmarkt. wer bezahlt, bestimmt die musik.
ethische fragen spielen in der wissenschaft praktisch keine rolle. dass die stammzellforschung hierzulande dennoch katholisch gedeckelt ist, hat mit dem unverhältnismäßig großen einfluss der kirchen im cdu-staat brd zu tun, besonders der rkk mit ihrem wundersamen verständnis von zeugung, zygote und mensch. zuletzt ins öffentliche bewusstsein gerückt durch das bizarre verhalten zweier katholischer kliniken in köln.
da niemand vorhersehen kann, was ein schüler mit seinem schulwissen anstellt, mithin auch niemand die hand dafür ins feuer legt, dass besagter schüler keinen missbrauch treibt mit seinem wissen, darf nach ethisch rigorosem urteil gar kein unterricht in wissenschaftlichen fächern stattfinden. was für den schüler schon gilt, ist nur noch zwingender geboten für alle studierenden. denn was die firma, für die der wissenschaftler nach studienabschluss arbeitet, mit seinem spezialwissen anfängt, ist vollkommen offen.
der sogenannte wissenschaftliche fortschritt darf natürlich nicht behindert oder gar ausgebremst werden, weil dann ja die viel beschworene wettbewerbsfähigkeit "unserer" industrie verloren gehen könnte. spätestens an diesem punkt ist klar, dass der sog. wissenschaftliche fortschritt eine parallelbewegung ist zur militärischen aufrüstung. ein staat, der nicht über die neueste "wehrtechnik" verfügt (siehe n-korea und iran), fällt im ranking zurück und womöglich einem angriff zum opfer.
wie der militärische vormarsch unausweichlich kollateralschäden verursacht, so auch der wissenschaftliche progressus. dem segen der chemischen forschung steht z. b. die globale vergiftung durch pestizide und andere chemikalien gegenüber, gar nicht zu reden von den täglichen opfern, die bei der chemischen produktion und der anwendung der chemikalien zu beklagen sind. der plastikmüll ist ein noch offensichtlicheres ergebnis der chemischen industrie.
die ethisch rigorose infragestellung des wissenschaftlichen und technischen fortschritts erscheint zu radikal, zu unrealistisch, um chancen zu haben, anerkannt und beherzigt zu werden. doch ein weiterso führt ebenso gewiss absehbar zum crash. fehlt uns der prometheische sinn, um zukunftsfähig zu werden?
Was ist Ihre Meinung?
Kommentare einblendenDiskutieren Sie mit.