Ghetto- Renten fehlt deutscher Segen

Hartz IV Renten Welche Lehren zieht der deutsche Staat aus dem unseligen Umgang mit den Anspruchsberechtigten auf Ghettorenten?, wenn ja, welche Rolle spielt dabei die Agenda2010?

Bei diesem Beitrag handelt es sich um ein Blog aus der Freitag-Community.
Ihre Freitag-Redaktion

Welche Lehren zieht der deutsche Staat aus dem unseligen Umgang mit den Anspruchsberechtigten sogenannter Ghettorenten?, wenn ja, welche Rolle spielen dabei die Agenda2010/Hartz IV- Gesetze?

In den Weltkriegsjahren von 1939- 1945 erwiesen sich die Nürnberger Rassengesetze aus dem Jahre 1935 arbeitsmarktpolitisch als besonders innovativ, effizienz und effektiv für reichsdeutschen und reichsnah befreundete Unternehmen in den von der Deutschen Wehrmacht besetzten Gebieten Europas.

Selbst freiwillige Helfer/innen in den etwa 1150 dokumentierten Ghettos in Europa, voran in Polen, Litauen, Lettland, Estland, der Ukraine, Weissrussland, in balkanischen Ländern, Jugoslawien, Griechenland, Albanien, waren nach reichsdeutschem Arbeitsrecht gesetzlich gehalten, aus ihrem kargen Lohn Beiträge in die gesetzliche Sozialversicherung des NS- Regimes zu entrichten.

Was viele gerne taten, weil sie darin ein nachhaltiges Angebot des Deutschen Reiches hitlerischer Prägung sahen, in den Erlebnisfall ihrer Altersrente zu gelangen.

Das umsomehr, weil, neben ausgebürgerten reichdeutschen Staatsangehörigen jüdischer Herkunft und Glaubens, allen Menschen jüdischer Herkunft und Gaubens in den besetzten Gebieten Europa das Entrichten von Sozialbeiträgen aus ihren kargen Löhnen in die gesetzliche Rentenversicherung gemäß den Nürnberger Rassengesetzen strikt untersagt war.

Weil die Arbeitnehmer/innen in den besetzen Gebieten Europas und im Deutschen Reich nicht blöde waren, ahnten diese mehrheitlich, dass darin der staatliche Wille zum Ausdruck kam, unter Wahrung scheinbarer Gesetzlichkeit, dafür Sorge zu tragen, dass die armen Menschen jüdischer Herkunft und Glaubens durch allerlei Sonderbehandlungen, deren Art und Weisen zum Zeitpunkt des Erlasses der Rassengesetze im Jahre 1935 noch nicht gesichert war, gar nicht erst in den erbarmungswürdig eventuellen Erlebnisfall ihrer kargen Altersrentenbezüge gelangen zu lassen.

In denJahren der massiven Aufrüstung der Deutschen Wirtschaft, Gesellschaft in den Jahren von 1933- 1939 wurden deshalb vorzugsweise jüdische Mitarbeiterinnen in Rüstungsbetrieben angestellt, um in den Genuss dieser indirekten Lohnsubvention im Wege der Befreiung von Sozialabgaben zu Lasten der Lebenszeit der jüdischen Mitarbeiter/innen durch den den reichsdeutschen Staat zu kommen.

Aber auch jene, die in den Jahren von 1939- 1945 freiwillig in deutschen Wehr- und Rüstungsbetrieben, samt angeschlossenen Ghettos, in den besetzten Gebieten Europas gearbeitet und Sozialbeiträge gezahlt hatten, gucken, soweit sie heute noch leben, trotz erworbener Rentananartschaften, ohne Altersrentenbezüge aus der deutschen Sozialversicherung in die Röhre.

Wie konnte das geschehen?

Damals in den siegreichen Jahren der Deutschen Wehrmacht von 1939 bis zur bedingungslosen Kapitulation des Hitler Reiches am 08. Mai 1945 hatten viele freiwillige Helfer/innen ausländischer, aber nicht jüdischer Herkunft, gemeint, die reichsdeutsche Sozialversicherung sei eine bombenfeste Bank für die Altersvorsorge.

Plötzlich waren die reichsdeutschen Betriebe mit ihren gezahlten Sozialabgaben aus den besetzten Gebieten Europas auf und davon, als hätten sie es darauf abgesehen, als geteiltes Deutschland, Europa, verschwunden hinter dem Eisernen Vorhang des Kalten Krieges von 1945- 1990 die ehemaligen Helfer/innen um den Erlebnisfall ihrer Rentenbezüge zu bringen.

Endlich beschloss der Deutsche Bundestag im Jahre 2002 nach Nine Eleven 01 unter Führung der rotgrünen Bundesregierung mehrheitlich ein Ghettorenten- Gesetz.

Aber Oh Wunder?, wir schreiben inzwischen das Jahr 2012.

Trotzdem sind, trotz Eingangs von ca. 90.000 berechtigten Rentenanwartschaftsanträgen auf monatliche Rentenbezüge von 150.- - 250.- € im gesamten Umfang von zu erwartenden 1- 2 Milliarden € keine Rentenbeiträge aus der gesetzlichen Sozialversicherung Deutschlands an die Berechtigten geflossen.

Stattdessen wurde in diesen Tagen eine Anhörung von Experten und Gutachtern durch den Sozialausschuss des Deutschen Bundestag, beratend, anberaumt, bei der es um sogenannte kreativ unbürokratische Regelungen geht, an deren Ende eine Auszahlung von blamabel kleinen Pauschalbeträgen, rückwirkend bis 1997, stehen wird, die keineswegs die berechtigten Ansprüche der Antragsteller/innen auf eine sogenannte Ghettorente abbbilden werden.

Voreilige Lehren aus den Ghettorenten?

Was ist übrigens davon zu halten, dass die Arbeitsagentur für Hartz IV Empfänger/innen im erwerbsfähigen Alter seit dem Jahre 2005 keine Beiträge mehr in die gesetzliche Sozialversicherung für die Altersvorsorge abführt?

Wird hier in vorauseilender Wahrnehmung, dass die Langzeitarbeitslosen hierzulande durch allerlei fremd- wie selbstbestimmte "Sonderbehandlungen", "Bad Habits" gar nicht in den Erlebnisfall ihrer Altersrentenbezüge gelangen werden, durch einen gesetzlich eiligen wenig heiligen Anschein vorgegriffen?

"Gefahr erkannt, Gefahr gebannt?"

"Wurden die Hartz Iv Gestze genau in dem Jahr der Verabschiedung des Gesetzes für die Ghettorenten durch den Deutschen Bundestag vom Stapel gelassen, um aus den Mitteln der Kürzungen der Rentenanwartschaften durch die Hartz IV Gesetze um ca. 30 % für die Finanzierung der Ghettorenten zurückzustellen?, wenn ja, warum ist das bis heute nicht geschehen?"

JP

http://www.dradio.de/dlf/sendungen/interview_dlf/1945368/
10.12.2012 · 06:50 Uhr
Bundestags-Sozialausschuss berät über Renten für Getto-Arbeiter
Gutachter Stephan Lehnstaedt fordert klare Regelung

http://www.dradio.de/dlf/sendungen/hintergrundpolitik/1426843/
03.04.2011
"Es fehlt noch eine Lebensbescheinigung"
Sebastian Engelbrecht

Dieser Beitrag gibt die Meinung des Autors wieder, nicht notwendigerweise die der Redaktion des Freitag.
Geschrieben von

Joachim Petrick

Aktuelles: Meine sichere Route- Refugee-Airlift - Petition "Luftbrücke für Flüchtlinge in Not" an die MdBs des Bundestages erhofft Debatte

Joachim Petrick

Was ist Ihre Meinung?
Diskutieren Sie mit.

Kommentare einblenden