Überleben im Alltag - Orte der Erholung

Selbstentwürfe Wenn man den Kollegen vom Urlaub berichtet, möchte man gut dastehen. Es folgen nun ein paar Tricks für die erfolgreiche Selbstbehauptung.

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Überleben im Alltag - Orte der Erholung

Sprache gestaltet bekanntlich unsere Weltwahrnehmung und kann somit auch den Eindruck, welchen wir bei unseren Gesprächsteilnehmern hinterlassen, massiv beeinflussen. Eine anschauliche Situation, bei der wir die Möglichkeiten des differenzierten Sprachgebrauchs austesten können, ist das Gespräch über den Urlaub. Der Urlaubsbericht ist tatsächlich ein Kampfplatz der Selbstdarstellung und könnte mit dem Bewerbungstest eines Assesment-Centers verglichen werden. Es geht natürlich darum, bei der Urlaubsdarstellung die richtige Mischung zwischen Erholung und Aktivität zu kommunizieren, damit man dem Zuhörer/der Zuhörerin weder als langweilig noch hyperaktiv erscheint. Wie kann man jetzt einen wirklich miesen Urlaub mit vielen Streitigkeiten und Missgeschicken zu einer Top-Erholung stilisieren?

1. Verwischen

Besonders schlecht ist die Ausgangssituation für einen selbst, wenn die Kollegen auch gerade Urlaub hatten und an Orten wie Australien, Hawaii und Guatemala waren, man selbst aber nur im Taunus oder ähnliches. Hier hilft die Verwischungstaktik. – Also, ganz allgemein antworten und dabei Platz für Projektionen lassen. Zum Beispiel: „Ich war im Gebirge!“ - Das klingt besser als „Ich war im Taunus“, man könnte nämlich im Himalaya gewesen sein. Bei Nachfragen sollte man dann die Verwischungstaktik fortsetzen: „In welchem Gebirge warst Du denn?“ – „In einem Gebirge in Europa!“

2. Euphemisieren

Negative Aspekte der Reise – sofern aufgetreten – sollte man positiv umdeuten. Sollte man sich beispielsweise mit seinem Partner/Partnerin exzessiv gestritten haben, kann man dies so schildern: „Wir hatten endlich mal Zeit füreinander und haben uns abends – bei einem Glas Rotwein – bis tief in die Nacht unterhalten!“ Sollte der gegenteilige Fall aufgetreten sein, nämlich dass man sich mit seinem Partner nichts mehr zu sagen hatte, kann auch dies positiv formuliert werden, etwa so: „Wir haben abends gemeinsam meditiert.“, oder: „Wir sind den Urlaub sehr ruhig und gemütlich angegangen.“ – Dies erweckt beim Zuhörer den Eindruck einer symbiotischen und harmonischen (Zweier-) Beziehung.

3. Übertreiben

Besonders wichtig ist es, den Eindruck von Aktivität und Abenteuerlichkeit zu erzeugen. Um diesen Eindruck zu erwecken, sollte man Floskeln wie „Den ganzen Tag…“ oder „Jeden Tag…“ einbauen. Ist man zum Beispiel drei Minuten durch den Wald gelaufen, bevor sich das eigene Kind auf die Erde geworfen hat und keine Lust mehr hatte weiterzugehen, kann man dies so darstellen: „Wir sind den ganzen Tag gewandert! Mein Kind war abends völlig erschöpft!“. Falls es aufgrund von schlechtem Wetter nur ein einziges Mal möglich war zu baden, bietet sich folgende Formulierung an: „Wir waren jeden Tag schwimmen, diese Begegnungen mit dem Element Wasser werden mir in Berlin (Leipzig/Düsseldorf/etc.) fehlen.“

4. Betonen, dass Wünsche erfüllt wurden

Zu einer erfolgreichen Urlaubsdarstellung zählt, dass vorherige Wünsche erfüllt wurden. Ist man beispielsweise an einem besonders langweiligen und unattraktivem Urlaubsort gewesen, an den sich sonst niemand verirrt hat, kann man dies zu einem erfüllten Wunsch umformulieren: „Endlich waren wir mal allein! Bis zum Horizont keine Menschenseele! – Das hat richtig gut getan!“

5. Das Köpfchen nicht vergessen

Zu einer abgerundeten Urlaubsdarstellung gehört es auch, dass von kulturellen Erlebnissen berichtet wird. – Doch was kann erzählt werden, wenn ein großer Teil der Freizeit vor dem Fernseher verbracht wurde? – Kein Problem! – In diesem Fall hat man „kritisch über die Medienlandschaft reflektiert.“

6. Fremdsprachen einbauen

Damit die sprachliche Gestaltung nicht zu langweilig wird, kann man internationales Vokabular in den Bericht einbauen, dies unterstreicht zudem den Eindruck „Grenzen überschritten“ zu haben. Über häufigen Stau kann man beispielsweise folgendermaßen berichten: „Wir sind mit Stop-and-Go durch Frankreich gezischt (wahlweise auch gern: „gejettet“). Oder, hat man sich verfahren: „Da war no way!“

7. Empfehlungen aussprechen

Eine solide Urlaubsdarstellung enthält den Wunsch, wieder an den Urlaubsort zurückzukehren: „Wir freuen uns schon, nächstes Jahr wieder dorthin zu fahren!“ Dann kann man den Urlaubsort weiterempfehlen und darauf verweisen, dass man sich schon einen Unterkunftsort für das nächste Mal „gesichert“ hat, am besten „in letzter Minute – wegen der hohen Nachfrage.“

Abschließend sollten noch Sätze fallen wie: „Die Luft war wunderbar! – Und Leute sooo nett!“. Dann kann man schnell den Computer anstellen (o.ä.) und in Ruhe arbeiten. :)

Dieser Beitrag gibt die Meinung des Autors wieder, nicht notwendigerweise die der Redaktion des Freitag.
Geschrieben von

Jovan

Ein schönes Jahr 2013 an alle!

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