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Habe ich das nur geträumt oder hatte ich gestern wirklich einige launige Kommentare unter Blogbeiträge unseres verehrten Monsieur Rainer geschrieben? Die Firefox-Chronik gibt mir recht, aber nach einem Klick kommt die Meldung "Eine Seite mit dieser Adresse existiert nicht." Auf Monsieur Rainers privater Homepage existieren die Beiträge mit den martialischen Titeln noch: "David gegen Goliat in Libyen" und "Säbel gegen Panzer in Libyen". Der fleißige Schwadroneur ist wohl tatsächlich in den Osten des nordafrikanischen Staats gelangt und beschreibt dies auch anschaulich. Und noch einen Beitrag gibt es dort:

"Die Reportagen werden in der Sekunde in der ZEIT und im FREITAG gelöscht, wenn ich die Rechte an eine Zeitung verkauft habe."

Ob letzteres geschehen ist, oder ob lediglich der Ärger über einige Spötter Anlass zu der Löschaktion gab, werden wir wohl nie erfahren. Ärgerlich ist es allemal, zumal ich aus dem Nähkästchen eines Mot.-Schützen der NVA geplaudert hatte. Auch Wippchens sämtliche Berichte von Julius Stettenheim (1878) wurden genüsslich zitiert:

Das große und gerechtfertigte Mißtrauen, mit welchem das in Zeitungen blätternde Publikum den Briefen aus Hauptquartieren &c. entgegenkommt, hat auch uns veranlaßt, einen unserer ownnsten Correspondenten, Herrn Wippchen, der bereits mehrere Eröffnungen des Bockbierausschanks und zwei Generalversammlungen einer Baugesellschaft mitgemacht hat, auf den Schauplatz der orientalischen Frage abzusenden. Kaum war diese Absicht ruchbar geworden, so meldeten sich auch bereits vier Directoren von renommirten Lebensversicherungs-Instituten, welche sich bereit erklärten, das Leben unseres Wippchen gegen jede im Kriege drohende Gefahr unter den billigsten Bedingungen zu versichern. Gestern nun ist unser Herr Wippchen, vom herrlichsten Wetter begünstigt, um 11 Uhr Vormittags abgereist. Abends hatten wir schon seinen ersten Bericht aus Bernau ...

Das Wilhelminisch-Großsprecherische des wackeren Bernauer Kriegsreporters ist sehr vergnüglich zu lesen und erinnert deutlich an das verblasene Starksprech unserer heutigen Bellizisten. Unbedingte Leseempfehlung:

Mukhaestate, den 11. Mai. Das war ein blutiger Tag! Mit dem ersten Hahnenschrei des Sonnengottes verfügte ich mich auf das zu erwartende Feld der Ehre. Es mochte sechs Uhr sein, als mir ein Blick meiner Cyklopenaugen durch das Fernrohr das Nahen der russischen Armee unter General-Lieutenant Oklobschis verrieth. Der Genannte ist ein Mann, der seit 25 Jahren auf allen Schlachtfeldern zu siegen oder zu sterben wußte. Durch die grüne Ebne schwankte, wie eine Wetterwolke, wahrlich nicht leicht, aber dumpfig, der Marsch. Da jagt, vorüber an hohlen Todtengesichtern, der Major die Front nieder. Halt! tönte das starre Commando. Da stand die Front lautlos. Aber nicht lange. Es begann das Feuer. Die Kugeln fielen wie die Fliegen. Die Stellung der Türken auf den Höhen von Khatzubani schien uneinnehmbar. Der Höchstcommandirende derselben, dem beide Beine abgeschossen waren, stand mit einem Fuß im Grabe, aber er wankte nicht. Nah umarmen die Heere sich. »Gott befohlen, Brüder!« hörte man rufen, »in einer andern Welt wieder!« Da stürmten die Russen hinauf, die Türken hinunter. Es folgte ein mehrstündiges Gemenge der Hand. Hierher, dorthin schwankt die Schlacht. Atropos, die unerbittlichste der sieben Weisen Griechenlands, schnitt tausend Ariadnefaden entzwei. Da sank der Demimond der Türken in den Staub, und die Russen waren Sieger. Der Verlust auf beiden Seiten schwankt zwischen acht Mann und Unzähligen. Ich selbst verlor zwei Bleistifte, begebe mich aber auf das Stantepedeste in die nächste Schlacht.

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Geschrieben von

hadie

Was die Arbeitnehmer jetzt brauchen, ist ein Rettungsschirm für die Portemonnaies. (Frank Bsirske)

hadie

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