Hungertod nach Plan

Vernichtungskrieg Hunderttausende Menschen starben während der Blockade Leningrads im Zweiten Weltkrieg. Ein Beispiel für die systematische deutsche Hungerpolitik gegen die sowjetische Bevölkerung
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Es muss für die Bevölkerung Leningrads ein kaum vorstellbares Gefühl der Erleichterung gewesen sein, als sowjetische Truppen nach 900 Tagen den deutschen Belagerungsring um die Stadt endlich gesprengt hatten. Vor 65 Jahren, am 27. Januar 1944, endete damit die wohl größte Katastrophe, die eine Stadt im Zweiten Weltkrieg erleiden musste. Mindestens 800.000 und vielleicht bis zu 1,2 Millionen der drei Millionen Einwohner waren während der Belagerung verhungert. Dass der Wehrmacht in zweieinhalb Jahren die Einnahme der Stadt nicht gelang, wird in der Geschichtsschreibung häufig als Scheitern der deutschen Angriffspläne interpretiert. Doch hinter dem deutschen Vorgehen stand kein militärisches Unvermögen: Das heutige St. Petersburg sollte ebens