Niedersächsischer Humor sei etwas sehr Eigenes, belehrte Bild die Leser kürzlich, nachdem Philipp Rösler auf dem Abensberger Gillamoos-Fest seine Kanzlerin als Barbie-Puppe durch den Kakao gezogen hatte.
Zum Humor der Niedersachsen gehört wohl auch das besondere Gerechtigkeitsverständnis des Ministers: Gut verdienenden Versicherten will er nun beispielsweise den schnelleren Wechsel in die Privatversicherung ermöglichen, denn es wäre doch wirklich ungerecht, wenn sie die Hauptlast seiner Gesundheitsreform bezahlen müssten. Deshalb dürfen die Krankenkassen bald auch keine Wahltarife mehr anbieten – schließlich ist es Privatzahlern nicht zuzumuten, dass sich Lieschen Müller ebenfalls vom Chefarzt behandeln lassen darf. Ungerecht ist es auch, dass die privaten Krankenversicherer bislang mehr für Arzneimittel berappen müssen, während die gesetzlichen Kassen günstige Pillenpreise aushandeln dürfen. Da ist es nur recht – und vor allem billig! – für die Privaten, wenn sie davon profitieren.
Um alles ins gerechte Lot zu bringen und die unerträgliche Benachteiligung der Pharmaindustrie zu beenden, hat Rösler seinen obersten Medikamentenkontrolleur, Peter Sawicki, in die Wüste geschickt. Dessen Nachfolger, dem korruptionsunverdächtigen Jürgen Windeler, der gerade das Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen übernommen hat, will er vorsorglich eine Rechtsordnung mit auf den Dienstweg geben, die ihn daran erinnern soll, bei seinen Kosten-Nutzen-Studien den Pharmastandort Deutschland nicht aus den Augen zu verlieren. Die Vorlage stammt von der Industrie, was angesichts des überforderten Ministeriums verständlich ist. Nur Windeler fand das gar nicht komisch und protestierte heftig.
Da es auf der Welt am Ende aber doch nie gerecht zugeht, haben ausgerechnet die Arzneimittelhersteller Rösler nun vorgeworfen, er sei „auf dem Weg in die Einheitsversicherung“, weil er die Gesetzlichen und die Privaten Kassen vermenge und gegen „Wettbewerb abschirme“. Steckt im Humorbolzen Rösler doch ein getarnter Anhänger der Bürgerversicherung? Dann hätte er ja noch eine Karriere als Komiker vor sich.
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