World Press Photo Award – Die Ausstellung zieht weiter

Fotografie Die mit dem World Press Photo Award prämierten Bilder gehen auf Wanderschaft. Nach Berlin und Jena werden die Bilder vom 20. Juli bis zum 13. August in Balingen zu sehen sein.

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Die niederländische Stiftung World Press Photo gab kürzlich die Gewinner:innen ihres internationalen Wettbewerbs für Pressefotografie bekannt. Insgesamt hatten 3.752 Fotograf:innen aus 127 Ländern Fotoarbeiten eingereicht. Mehrere der ausgezeichneten Fotoarbeiten befassen sich mit Ressourcen, Umweltveränderungen oder Nachhaltigkeit.

Wasserressourcen weltweit im Blick
Den Preis für das beste Langzeitprojekt erhielt die Fotojournalistin Anush Babajanyan. In ihrer Fotoserie »Misshandelte Gewässer« (»Battered Waters«) befasst sie sich mit dem Wassermanagement in Zentralasien, das durch Dürren erschwert wird. „Wasser ist mit ihrem Leben verflochten“ sagt Babajanyan über die von ihr porträtierten Menschen. »Auch das Leben der Menschen verändert sich, weil sich das Klima verändert, und auch sie müssen sich daran anpassen«, ergänzt sie. Diese Resilienz, diesen »kraftvollen Geist“ habe sie einfangen wollen.

Den Preis in der Kategorie »offenes Format« gewann der Ägypter Mohamed Mahdy für sein interaktives Dokumentationsprojekt mit dem Titel »Hier kennen die Türen mich nicht« (»Here, The Doors Don’t Know Me«). Es handelt vom Fischerdorf Al Max in Alexandria, Ägypten. Die Regierung siedelte bisher etwa ein Drittel der einstigen Anwohner:innen um und begründete das unter anderem mit einer Gefährdung des Dorfes durch den Anstieg des Meeresspiegels. In dem webbasierten Fotoprojekt ermutigte Mohamed Mahdy die Fischerdorfbewohner:innen, ein Archiv privater Erinnerungen aufzubauen. Außerdem können Interessierte den Bewohner:innen von Al Max direkt über die Website schreiben.

Wasserressourcen auch »regional“ preiswürdig
Auch von regionalen Preisträger:innen gibt es Fotoarbeiten, die sich mit dem Thema Wasser auseinandersetzen. »Bevor sie verschwinden« (»Before It's Gone«), vom Marokkaner M'hammed Kilito, handelt von Oasen und den Menschen, die dort leben. „Die Fotos fangen das Eindringen der Wüste in die Behausungen ein und dem Fotografen gelingt es, die Endlichkeit des Oasenlebensraums zu betonen, der in naher Zukunft für immer verschwinden könnte“, urteilt die Jury.

Das Foto »Ölpest in Lima« (»Oil Spill in Lima«) von Musuk Nolte erzählt von den fast zwei Millionen Litern (12.000 Barrel) Rohöl, die bei der Entladung eines Tankers ins Meer und an die peruanische Küste gelangten. Für die Jury veranschaulicht das Bild „die verheerenden ökologischen Auswirkungen der Ölförderung«.

In Zeiten der Klimakrise
Alessandro Cinques Fotoreportage »Alpaqueros« erzählt von den Auswirkungen der Klimakrise auf das Leben der Züchter:innen von Alpakas. In den peruanischen Anden finden Tieren immer seltener Futter und Wasser, da die natürlichen Weideflächen schrumpfen und die Gletscher schmelzen. Wissenschaftler:innen sind dabei, Rassen zu züchten, die besser an extreme Temperaturen angepasst sein sollen. Die Jury betont die in den Fotos gezeigte »Beziehung zwischen Mensch, Kultur und Identität und die tiefe Verbundenheit mit allen Aspekten der sich verändernden Umwelt und der darin lebenden Tiere“.

In »Der sterbende Fluss« (»The Dying River«) zeigt Jonas Kakó den Rückgang des Durchflusses des Colorado River im Bundesstaat Arizona. Die Fotos entstanden während eines siebenwöchigen Roadtrips in „ein Krisengebiet des Klimawandels“, bei dem er unter anderem für den Stern fotografierte. Da der Regen häufig ausfällt, versorgen die dortigen Imker ihre Bienen in Trögen mit Wasser. Die Folgen von Hitze und Trockenheit sind genauso geschwächte Bienen, die anfälliger für Krankheitserreger sind, wie eine Beeinträchtigung der Pflanzen, von denen sie sich ernähren.

»Australische Fluten in Infrarot« (»Australian Floods in Infrared«) von Chad Ajamian nutzt Infrarot-Luftaufnahmen, um überflutete Gebiete in Teilen von New South Wales zu zeigen. Vegetation erscheint in Rosa und Rot, Wasser in Blau und Cyan (Übergangsfarbton von Blau zu Grün).

Im Namen der Nachhaltigkeit
Der Italiener Simone Tramonte befasste sich mit dem Nettonull-bis-2050-Ziel der EU. Seine Fotodokumentation »Der Weg zur Klimaneutralität« (»Net-Zero Transition«) zeigt verschiedene Orte in Europa, an denen Projekte umgesetzt werden, die auf eine Einsparung von Treibhausgasen abzielen, etwa in der Herstellung von Nahrungsmitteln, in der Kreislaufwirtschaft oder der Energieversorgung. In Dänemark fotografierte er Menschen, die in der Nähe eines Windparks schwimmen, der Strom für 40.000 Haushalte in Kopenhagen bereitstellt. In Catania fotografierte er die Produktion von PV-Modulen, in der französischen Region Provence-Alpes-Côte d’Azur eine XXL-PV-Freiflächenanlage und in Fuentes de Andalucía ein solarthermisches Kraftwerk.

Nicht unerwähnt bleiben darf an dieser Stelle, dass Tramontes Fotoserie auch den Tokamak-Reaktor beinhaltet, ein Bestandteil des seit 2010 in Saint-Paul-lès-Durance in Bau befindlichen Fusionsreaktors ITER, dessen Fertigstellung für 2025 angekündigt ist. Somit wird Kernfusion als nachhaltig dargestellt, obwohl diese nicht als »saubere Energiequelle“ bezeichnet werden kann: »Denn die Reaktionskammer des Fusionsreaktors wird mit radioaktivem Tritium/Deuterium verseucht und die Außenwand zum Abfangen der Neutronen wird aktiviert«, wie Werner Neumann auf der Website des Bunds für Umwelt und Naturschutz Deutschland mitteilt. Der Sprecher des Arbeitskreises Energie dieser Umweltorganisation argumentiert auch, dass bei der Kernfusion große Mengen radioaktiver Müll anfallen, etwa in Form von verstrahltem Beton und Stahl, »der einige 100 bis 1.000 Jahre sicher gelagert werden müsste«. Neumanns Meinung nach steckt hinter der Kernfusion auch das Ziel, Forschungsgelder für militärische Fusionswaffen-Labore zu erhalten.

Einen Monat nach der Balinger Ausstellung werden die Fotoarbeiten auch in Hamburg gezeigt: Im Altonaer Museum, vom 13. September bis zum 9. Oktober.

WEITERLESEN (Weiterleitung zum Gesamtartikel, der direkt nach der Ausstellungseröffnung in Berlin in den DGS News erschienen ist)



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Geschrieben von

Tatiana Abarzua

Umweltingenieurin & Journalistin. Energiewendebewegt & Fotografiebegeistert.

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