Wen Sie wirklich wählen sollten

Bundestagswahl 2021 Wahlempfehlung der Erich von Werner Gesellschaft. Nur wer die Gegenwart versteht, kann die Zukunft mitbestimmen. Wir brauchen Gestaltung und keine Verwaltung.

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In wenigen Wochen finden die Bundestagswahlen 2021 statt. Auf den ersten Blick ein gewöhnlicher Vorgang, den derartige Wahlen gehören nun einmal zu einer demokratischen Ordnung. Im Gegensatz zu vielen Entscheidungen davor, ist diese weitaus mehr als ein gewöhnlicher Urnengang, wenn es denn einen solchen überhaupt geben kann. Vielmehr handelt es sich um eine Schicksalswahl, denn viele Indikatoren legen nahe, dass die Welt die Schwelle zu einem Zeitenwandel bereits überschritten hat und jede Entscheidung langfristige, vielleicht unumkehrbare Konsequenzen nach sich ziehen könnte.

Es geht daher am 26.09.2021 nicht darum, welche Parteien wie viele Sitze bekommen werden, wen man verhindert oder wer ungekannte Größe erlangt. Es geht um das Schicksal aller, auch wenn derartiges oftmals noch nicht in das Bewusstsein gedrungen ist. Vor dem Sturm herrscht stets Ruhe. Sie ist trügerisch und wähnt immer nur jene in Sicherheit, die nichts von dem Kommenden ahnen.

Unübersehbar steht die Welt allerdings vor einem Eintritt in ein neues Zeitalter. Schwer zu leugnen und auch die Menschen haben dafür ein Gespür. Oft ist es ein Gefühl, das aus vielen einzelnen Zeichen gedeutet wird. Es lässt sich nicht artikulieren. Vielleicht rational erst einmal nicht fassen und doch hat es seine Gründe und Ursache in eben jenem Instinkt, der den Menschen eigen ist und der immer wieder dort hervorblitzt, wo sich die großen und kleinen Mängel und Ungereimtheiten des Alltags kumulieren. Veränderungen liegt in der Luft und das bezieht sich nicht nur auf zerfallende gesellschaftliche Strukturen und die unübersehbaren Milieukämpfe, die fälschlicherweise oft als bloße Spaltung fehlinterpretiert wird und damit selbstredend ungelöst bleiben müssen.

Und doch wird der Leser gebeten, die Ebene der eigenen Lebenswirklichkeit sowie deren spezifische Sicht zu verlassen und einen globalen Blick zu wagen, denn, auch wenn manche zukunftsweisende Frage bereits, diskutiert werden mag, werden es andere noch nicht:

- Der Umgang mit dem technologischen Fortschritt

Neue Technologien werden die Bürger vor völlig neue Herausforderungen stellen und die Fragen zum Umgang mit ihnen sind nicht dann zu stellen, wenn sich eine Variante fest etabliert hat, sondern solange sie noch formbar sind.. Dazu gehören der Aufstieg des Verhaltenskapitalismus als dominierende Art des Kapitalismus, die Transformation des Homo sapiens zum Homo stimulus oder ungeklärte Fragen zu neuen Technologien wie der Biotechnologie, der Überwachung, eventuell im Sinne eines sozialen Kreditsystems oder der künstlichen Intelligenz.

- Der Aufstieg neuer Konkurrenten auf den Weltmärkten

Sowohl China als auch, was für einige überraschend sein mag, Indien könnten die Europäische Union in den nächsten Jahrzehnten nicht nur wirtschaftlich überholen, was im Fall des Landes der Mitte bereits geschehen ist, sondern zusammen mit weiteren aufsteigenden Staaten ein asiatisches Jahrhundert einleiten, in dem die Vorherrschaft des Westens final ihr Ende finden wird. Wirtschaftliche Kennziffern mögen abstrakt sein, aber konkret wird sich das vermutlich in massiven Wohlstandsverlusten manifestieren, denen unbedingt entgegenzuwirken ist.

- Die Schwäche der westlichen Welt

Die westliche Welt wirkt instabiler, was sich beispielsweise im schwindenden Vertrauen in die bestehenden Ordnungen manifestiert. Gleichzeitig ist ein Verlust der Wettbewerbsfähigkeit und ein Schwinden des internationalen Einflusses unübersehbar. Krisen wie die Weltfinanzkrise, die der Staatsverschuldung und Corona scheinen den Westen auch weitausmehr zu betreffen als die asiatischen Staaten. Ist der westliche Stern am Sinken? Auszuschließen ist es nicht. Eine Möglichkeit, diesem entgegen zu wirken, wäre die Einführung eines Wertekapitalismus.

- Die Veränderung der Umweltbedingungen

Der Klimawandel war und ist bereits in aller Munde und doch ist er nur ein Punkt auf einer langen Liste, die durch Rohstoffknappheit, Ressourcenausbeutung, Umweltzerstörung oder dem Auftreten von Pandemien, Katastrophen und noch vielem mehr ergänzt werden muss. Die Natur bleibt ein wesentlicher Einflussfaktor für den Aufstieg und Fall von Nationen und Regionen.

- Fehlen von Perspektiven bei einem Teil der Menschheit
Auch, wenn Themen wie Überbevölkerung oder fehlende Grund- und Sicherheitsbedürfnisse im Moment in der medialen Betrachtung nur eine untergeordnete Rolle spielen, so hat sich doch an der Dringlichkeit der Probleme selbst nichts verändert. Die Weltbevölkerung wächst. Migration und Flucht bleibt weiter Thema. Urbanisierung ein Trend und der gesellschaftliche Zerfall ein globales Phänomen.

Eine Welt der Veränderungen braucht Gestaltung, keine Verwaltung

Wir stehen vor einem Zeitenwandel und dieser hat längst eine neue Epoche ausgelöst: die des kollektiven Individualismus. Manche der großen Herausforderungen sind inzwischen unübersehbar, andere werden in den nächsten Jahren in den Vordergrund drängen. Die Zukunft erfordert eine Vielzahl von Maßnahmen, um eine langfristige Zukunftsfähigkeit garantieren zu können.

Die Erich von Werner Gesellschaft, als unabhängige Einrichtung für Zeitfragen, empfiehlt Ihnen daher ausdrücklich, diese Punkte zu berücksichtigen und Ihr Vertrauen nur jenen zu schenken, denen Sie einen entsprechenden Gestaltungswillen zutrauen.

Dieser Beitrag gibt die Meinung des Autors wieder, nicht notwendigerweise die der Redaktion des Freitag.
Geschrieben von

EvW

Andreas Herteux ist der Leiter der Erich von Werner Gesellschaft, einer unabhängigen Einrichtung, die sich mit den Themen der Zeit beschäftigt.

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