13 "Luther-Kantaten" unter Christoph Spering

CD-Besprechung Chorus Musicus Köln & Das Neue Orchester präsentieren Referenzaufnahme mit Musik von J. S. Bach

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Der Schallplattenhändler jpc bietet die im vergangenen Herbst auf den Phonomarkt gelangten sog. Luther-Kantaten von J. S. Bach zum sagenhafte Schnäppchenpreis von 29,99 EUR an (s. Link unten). Weitere Online-Händler scheinen dieses Angebot sogar dann noch zu unterbieten - 4 CDs enthält der Schuber; und d.h. dass eine Scheibe grad' mal knapp unter 7,50 EUR kostet. Ist das eigentlich dann noch okay? (Ja, für den Käufer sicherlich; doch für die ausführenden Künstler??)

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Dieses Jahr wird Martin Luther (1482-1546) anhaltend gedacht, der 1517 seine 95 Thesen an die Tür der Schlosskirche zu Wittenberg genagelt haben soll und so den Startschuss zur Reformation - der Aufspaltung des westlichen Christentums in "katholisch", "lutherisch" und "reformiert" - gegeben hatte. So entstand, verkürzt gesprochen, die evangelische bzw. protestantische Kirche - - so wie sie bis heute existiert. Ja und Johann Sebastian Bach (1685-1750), als einer unter vielen Nachfolgenden, war so'n Evangele resp. Lutheraner, der als solcher dann bei 13 seiner über 200 Kantaten auf Choralverse des Reformators 'rückzugreifen wusste.

Christoph Spering - Gründer, Dirigent und künstlerischer Leiter von Chorus Musicus Köln & Das Neue Orchester - nahm das Jubiläum justament zum Anlass, um genau dann diese 13 sog. Luther-Kantaten historisch-aufführungspraktisch neu zu sichten, mit seinen zwei Vorzeige-Ensembles sowie weiteren Vokal-/Instrumentalsolisten einzuspielen und in einer CD-Box zzgl. Booklet mit fundierten Texten von Andreas Glöckner, Norbert Bolin und selbstredend von ihm selbst der weltweit neugierigen Bach-Gemeinde vorzustellen - ein erstaunliches Projekt, das fast zwei Arbeitsjahre währte.

Sein "Interpretationsansatz fußt u.a. auf den Forderungen, die Bach in seinem sog. Höchst nöthigen Entwurff… aus dem Jahre 1730 formuliert hatte, dies vor allem in Fragen u.a. der Besetzungsstärke, der Mitwirkung der Orgel oder des Doppel-Accompagnements, der Ausführung der Rezitative und der Temporelationen. Dieser neuartigen Interpretationsansatz eint alle Einspielungen, die seit langer Zeit ein den interpretatorischen Konventionen entgegenstehendes Klangbild anbieten. In den Booklets zu den CDs ist die jeweilige interpretatorische Herangehensweise und Umsetzung minutiös erläutert, auch der teilweise notwendige Nachbau von Instrumenten, der für die Einspielungen notwendig gewesen ist." (Quelle: musikforum-koeln.de)

Ganz unabhängig all der fachlichen Besonderheiten [s.o.], die am Ende "nur" die ausführenden Spezialisten oder die die Angelegenheit vertreten und begründen müssenden Experten für die In- und Outsider parat haben, bereitet schon das pure und v.a. unvoreingenomm'ne Hören dieser Scheiben Sinnenfreude und Genuss - wir raten also dringend, sich der aktuellen Referenzaufnahmen schleunigst zu bemächtigen; allein der Kaufpreis, wie schon eingangs angedeutet, wäre diesbezüglich als verlockend zu verstehen.

[Erstveröffentlicht auf KULTURA-EXTRA am 21.01.2017.]

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Geschrieben von

Andre Sokolowski

Andre Sokolowski ist Inhaber, Herausgeber und verantw. Redakteur von "KULTURA-EXTRA, das online-magazin"

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