Anastasia Weinmar: ICH BIN EDITH PIAF

Kurzkritik Klang wie beim "Spatzen von Paris"

Bei diesem Beitrag handelt es sich um ein Blog aus der Freitag-Community.
Ihre Freitag-Redaktion

Anastasia Weinmar hat eine in den Mittellagen durchdringende und doch respektable Stimme, und die klingt tatsächlich (also in den Mittellagen) wie diejenige vom "Spatzen von Paris" - sogleich beginnt die Sängerin, die sich nunmehr anderthalb Stunden lang als Edith Piaf fühlt, mit derem weltberühmtem Song"Non, je ne regrette rien"; es sollten dann noch weitere hinzu kommen...

Eingebetteter Medieninhalt

"Die ganze Welt feierte 2016 den 100. Geburtstag der großen französischen Sängerin Edith Piaf. Noch zu ihren Lebzeiten wurde sie als 'die Seele des französischen Volkes' genannt. Die Lieder ihres Repertoires werden immer noch auf den Bühnen der ganzen Welt gesungen. Über sie wurden viele Bücher geschrieben und mehrere Filme gedreht. Auf die zahlreichen Fragen der Journalisten über den Sinn des Lebens hat die berühmte Sängerin so geantwortet: 'Die Liebe. Was sonst?'."

(Quelle: brotfabrik-berlin.de)

Die Liebe also, ja! Ja was auch sonst?

Und so erfahren wir in Nina Mazur's Schauspielmonolog Ich bin Edith Piaf - und immer hübsch zwischen die respektabel vorgetragenen Chansons quasi als "Selbstaussage" 'reingeschoben - , wie sich so das harte und auch schöne Liebes- als wie Künstlerinnenleben der zum künstlerischen Gegenstand Gewählten halt dann zwischen Kunst und L(i)eben reichhaltig ereignet haben könnte. Pianistin Natalia Smotritskaja tat die Piaf-Spielerin sprich Piaf-Sängerin hierzu auf dem Klavier begleiten.

Die famose Diskrepanz des merkwürdigen Abends, der sich jeweils im gesproch'nen Zustand hätte mehr als eine Art von Häkelstunde unter besten FreundInnen verstanden haben können, lag ganz einfach darin, dass die Piaf-Sängerin zwar respektabel singen konnte, aber wenig schauspielernde Grundkenntnisse zu besitzen schien; ihr allzu haltlos-spröder Text hatte sodurch natürlich keine Chance auf 'ne irgendwie gelebte dramaturgische Distanz zum Thema.

Aber, wie gesagt, wir woll'n in unserer Bewertung nicht zu ungerecht verfahren: Singen tat die Piaf-Sängern natürlich respektabel; doch so lobten wir bereits schon dreimal.

[Erstveröffentlicht auf KULTURA-EXTRA am 23.07.2017.]

ICH BIN EDITH PIAF (Brotfabrik Berlin, 22.07.2017)
Regie: Evgenia Boginskaja
Bühne und Kostüme: Ilshat Vildanov
Deutschfassung: Anastasia Weinmar
Musik: Natalia Smotritskaja
Bühnensprache: Anna Petrova
Gesangsregie: Vsevolod Bogatyrev / Günther Giese (Staatsoper Berlin)
Mit: Anastasia Weinmar und Natalia Smotritskaia (am Klavier)
Premiere war am 11. Mai 2017.

Dieser Beitrag gibt die Meinung des Autors wieder, nicht notwendigerweise die der Redaktion des Freitag.
Geschrieben von

Andre Sokolowski

Andre Sokolowski ist Inhaber, Herausgeber und verantw. Redakteur von "KULTURA-EXTRA, das online-magazin"

Andre Sokolowski

Was ist Ihre Meinung?
Diskutieren Sie mit.

Kommentare einblenden