FALSTAFF von Edward Elgar

Konzertkritik Daniel Barenboim entdeckte (nach der italienischen und deutschen) auch die englische der musikalischen Varianten um den fettwanstigen Sauf- und Raufbold

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Von den drei Falstaff´s in Berlin (demjenigen von Verdi und demjenigen in Nicolais Lustigen Weibern von Windsor), die in summa Daniel Barenboim seither am Dirigieren war und ist, dürfte womöglich Edward Elgars Falstaff der ganz sicherlich am wenigsten bekannte sein. Nachdem der Pultstar schon das Elgar-Oratorium The Dream of Gerontius und selbstverständlich auch die beiden umfänglichen Sinfonien des bis dahin hierzulande v.a. durch dessen "Pomp & Circumstance March No. 1" [der inoffiziellen Abschlusshymne der alljährlich in London stattfindenden Last Night of the Proms] bekannten Engländers sinfonisch dargeboten hatte, wollte er letztendlich auch auf dessen Falstaff-Studie nebenbei nochmal zurückgegriffen haben; und sowohl mit den Berliner Philharmonikern als auch der Staatskapelle Berlin gab es mit obig aufgeführten Werken unter Leitung Barenboims Konzerterlebnisse vom Feinsten zu vermelden.

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Elgars Falstaff fußt auf das mehr schattenmäßige Dasein der titelgebenden Figur in Shakespeares Heinrich IV., wo sie eigentlich nur eine Nebenrolle spielt, und wurde hauptfigurenhaft vom Komponisten für sein halbstündiges Opus überhöht und aufgeblasen; Elgar sah sich seinerzeit sogar veranlasst, seinen Falstaff per Essay mehr analytisch als verstehend zu erklären, was der Uraufführung 1913 dennoch keinen durchschlagenden Publikumserfolg bescheren sollte. Dieses konzeptionell sehr aufgesetzte und nicht enden wollende Halbstundenopus schien und scheint alle auch nur erdenklich möglichen Klischees um den besagten fettwanstigen Sauf- und Raufbold nachzeichnen zu wollen.

Dass die Staatskapelle ihrem Falstaff kulinarisch und präzise (lupenreine Soli!) beizukommen wusste, konnte freilich nicht verwundern!! Dieser Klangkörper war, ist und bleibt, was seinen unverwechselbaren Sound betrifft, schier konkurrenzlos.

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Außerdem gab es noch [vor Elgar] Sergej Rachmaninows drittes Klavierkonzert mit Lahav Shani als Solisten und [nach Elgar] Richard Strauss' Till Eulenspiegels lustige Streiche.

[Erstveröffentlicht auf KULTURA-EXTRA am 16.10.2019.]

STAATSKAPELLE BERLIN (Berliner Philharmonie, 15.10.2019)
Sergej Rachmaninow: Klavierkonzert Nr. 3 d-Moll io. 30
Edward Elgar: Falstaff - Symphonische Studie op. 68
Richard Strauss: Till Eulenspiegels lustige Streiche op. 28
Lahav Shani, Klavier
Staatskapelle Berlin
Dirigent: Daniel Barenboim

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Geschrieben von

Andre Sokolowski

Andre Sokolowski ist Inhaber, Herausgeber und verantw. Redakteur von "KULTURA-EXTRA, das online-magazin"

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