PIXEL von Mourad Merzouki

TANZ IM AUGUST Die Compagnie Käfig tanzte - Adrien M & Claire B digitalisierten ihr Projekt

Bei diesem Beitrag handelt es sich um ein Blog aus der Freitag-Community.
Ihre Freitag-Redaktion

Mit welcher vorsichtigen Zartheit und mit welcher inbrünstigen Stille - trotz der wie aus "stummen" Schneekanonen dauernd rieselnden Musikpartikelchen Armand Amar´s - 10 junge Männer [Namen s.u.] mit der unter ihrem Schutz stehenden einzig-einen Frau (Elodie Chan) und insbesondere wohl mit sich selber, ob inmitten ihrer Gruppe, ob als Dreier, ob in Paarkonstellationen, umzugehen in der Lage sind, hat mich als Zuschauer den vielzu kurzen Abend lang in Bann gezogen, angerührt und kindlich staunen lassen:

Aus acht altmodisch-gelb vor sich hinlichtenden Glühbirnen, die etwas hinten und direkt vor einem später u.a. als "Videoleinwand" allzwecklichen Zwischenvorhang aufgereiht sind, dampft es plötzlich klitzekleine Weißpunkte nach oben; es sieht aus, als ob gerade Kerzen ausgeblasen worden wären und ihr Rauch sich nach und nach emporflüchtet... Das ist der Anfang einer multimedialen Show (kreiert und also "vorgefertigt" von Adrien Mondot & Claire Bardainne / Video: Benjamin Furbacco), die sich in summa Pixel nennt; und ihr Zusammenwirken mit den Live-Performances der TänzerInnen hat Mourad Merzouki choreografiert.

Eingebetteter Medieninhalt

"Die größte Herausforderung [war], das Gleichgewicht zwischen Realem und Digitalem zu finden. Ich wollte nicht, dass die Videoprojektionen 'dekorativ' wirken, aber sie sollten den Tanz auch nicht auslöschen. Die Bewegungen der Tänzer*innen in interaktiven Momenten anzupassen erforderte viel Arbeit. Andererseits haben die Tänzer*innen sehr intensiv und mit großer Präzision daran gearbeitet, die Bewegungen der Pixel von aufgenommenen Videos zu übernehmen. Die Auffassung von Raum und Zeit eines*r Tänzer*in wird in einem digitalen Umfeld komplett auf den Kopf gestellt: Pixel bewegen sich schnell und es sind sehr viele, das kann verwirrend sein und dazu führen, dass man seine Orientierungspunkte verliert, insbesondere bei akrobatischen Hip-Hop Figuren." (Mourad Merzouki)

Und mit Akrobatik und Hip-Hop kannte sich übrigens die Compagnie Käfig - mit der einzig-einen Frau (einer sog. Schlangenmenschin) und jenen 10 Tänzern, von denen einige vorzüglich Breakdance zeigten - offensichtlich prima aus.

[Erstveröffentlicht auf KULTURA-EXTRA am 26.08.2018.]

Die Leute tobten vor Begeisterung.

Compagnie Käfig | Pixel (Haus der Berliner Festspiele, 25.08.2018)
Künstlerische Leitung & Choreografie: Mourad Merzouki
Konzept: Mourad Merzouki & Adrien M / Claire B
Digitale Produktion: Adrien Mondot & Claire Bardainne
Musik: Armand Amar
Choreografieassistenz: Marjorie Hannoteaux
Mit: Kader Belmoktar, Antonin ‘Tonbee’ Cattaruzza, Elodie Chan, Aurélien Chareyron, Yvener Guillaume, Ludovic Lacroix, Ibrahima Mboup, Julien Seijo, Paul Thao, Sofiane Tiet und Médésséganvi Yetonognom known als "Swing"
Licht: Yoann Tivoli, mit Nicolas Faucheux
Bühne: Benjamin Lebreton
Kostüme: Pascale Robin, mit Marie Grammatico
Gemälde: Camille Courier de Mèré und Benjamin Lebreton
Beleuchtung: Philippe André
Video: Benjamin Furbacco
Ton: Fabien Lauton
Technische Leitung: Francois Michaudel
Gastspiel beim Festival TANZ IM AUGUST

Dieser Beitrag gibt die Meinung des Autors wieder, nicht notwendigerweise die der Redaktion des Freitag.
Geschrieben von

Andre Sokolowski

Andre Sokolowski ist Inhaber, Herausgeber und verantw. Redakteur von "KULTURA-EXTRA, das online-magazin"

Andre Sokolowski

Was ist Ihre Meinung?
Diskutieren Sie mit.

Kommentare einblenden