REBEL DABBLE BABBLE BERLIN in der Volksbühne

Performance Paul McCarthy & Damon McCarthy zeigten weltberühmte Installation in der Hauptstadt - und sie drehten manche Video-Szenen extra nochmal nach

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Es geht angeblich um den amerikanischen Film ...denn sie wissen nicht, was sie tun (1955), wo James Dean und Natalie Wood, als sie noch sehr, sehr jung waren, die Hauptrollen spielten. Ihr damaliger Regisseur Nicholas Ray hätte allerdings - so die filmgeschichtliche Überlieferung - mehr als bloß zu schauspielern von den beiden Youngstars gewollt oder zumindest erwartet. Da ist gerüchteweise von einem inzestuösen Beziehungsgeflecht und gewissen Orgien im"berüchtigte(n) Bungalow Nummer 2 im nahezu ebenso berüchtigten Hotel Chateau Marmont, West Hollywood, Los Angeles, USA" die Rede - das Alles und noch mehr hatte der weltberühmte Künstler Paul McCarthy in einer die Sinne überfordernden Großinstallation vor zwei, drei Jahren in L.A. und NYC thematisiert. Jetzt hatte ihn sinniger Weise die Volksbühne am Rosa-Luxemburg-Platz zu sich ins Haus gebeten, dass er dieses Kunstwerk sozusagen theatralisch noch ein bisschen höher überhöht; ja und so kam er nun mit seinem Sohn Damon McCarthy und lieferte das hier ab:

"REBEL DABBLE BABBLE BERLIN ist eine Meditation über Archetypen und ödipale Spannungen, die eine Familiendynamik definieren, wie sie in Privathaushalten, in der Kunstgeschichte oder der Unterhaltungsindustrie umgesetzt wurde, um unseren Erwartungen und unserem Selbstbild eine Form zu geben." (Quelle: volksbuehne-berlin.de)

Das [s.o.] sagt in seiner absoluten Plattheit selbstverständlich nichts oder so gut wie nichts zum Thema aus - - dennoch wurden wir neugierig und gingen kurz dahin...

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Sowohl im Zuschauerraum, wo gerade mal noch so ein halbes Dutzend Sitzreihen belassen wurden, als auch auf der großflächigen Dreh- und Hinterbühne - unterbrochen durch den Aufbau des besagten Bungalows - sind Riesen-Video-Leinwände aufgezogen, wo jene diversen Originalfilmchen zu Rebel Dabble Babble immer wieder von vorne abgespult werden. Zu jedem Filmchen gibt es gratis auch das entsprechende Akustikmaterial, meistens irgendwelches unartikuliertes Geschrei, aus Riesen-Boxen. Und man fühlt sich also, derart bombardiert, als wäre man in einer Irrenanstalt. Das Publikum (untypisch für die Volksbühne) besteht zumeist aus Kunstinteressierten oder solchen Leuten, die sich für so etwas halten; sehr markante Mischung übrigens. Es fehlten nur noch die obligatorischen Sektgläser und Partyhäppchen zwischendurch. Vernissage-Gemütlichkeit.

Auf der rechten Seite draußen, links neben der Garderobe, ist eine viel kleinere, jedoch für Volksbühne-Insider viel, viel, viel interessantere Bevideoung "nebenbei" zu registrieren; da laufen nämlich die in Kantine sowie Bad (der Volksbühne) extern und von McCarthy exklusiv gedrehten Rebel Dabble Babble Berlin-Filmchen mit Kathrin Angerer, Bernhard Schütz und Maximilian Brauer. Und da gibt es diesmal - und wer wollte diesen Scheiß auch überernst nehmen? - recht viel zu lachen.

Diese Filmchen (Schütz bekotet Brauer in der Badewanne, wie auch umgekehrt; natürlich nicht in echt) werden dann allenthalben von so Satzbestandteilen wie beispielsweise "hast du mich noch lieb, du Arschloch" oder "ich versteh dich nicht" oder "fuck you" oder"du mieses Stück Scheiße" oder "Daddy" rein verbal flankiert. Das ist schon wirklich lustig, dem zu lauschen und den VB-Mimen bei der anstrengenden Arbeit zuzusehen.

[Erstveröffentlichung von Andre Sokolowski am 25.09.2015 auf KULTURA-EXTRA]

REBEL DABBLE BABBLE BERLIN (Volksbühne am Rosa-Luxemburg-Platz, 12.-27.09.2015)
Regie: Paul McCarthy und Damon McCarthy
On Screen: Paul McCarthy, James Franco, Elyse Poppers, Jay Yi und Susan Averitt
Und: Kathrin Angerer, Maximilian Brauer, Lilith Stangenberg und Bernhard Schütz
Dramaturgie: Henning Nass
Die Veranstaltung ist für Zuschauer unter 18 Jahren nicht geeignet.

Der Schinkel Pavillon e.V. zeigt ab dem 12. September weitere Arbeiten Paul McCarthys.
Eröffnung: 11. September, 18 - 21 h

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Geschrieben von

Andre Sokolowski

Andre Sokolowski ist Inhaber, Herausgeber und verantw. Redakteur von "KULTURA-EXTRA, das online-magazin"

Andre Sokolowski

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