Wenn erstmal alles weg ist

Wohnungslosigkeit Norbert und die anderen Obdachlosen in der Lübecker Altstadt rücken während der Pandemie zusammen. Eine Reportage über jene, denen der letzte Rest Glück fehlt
Exklusiv für Abonnent:innen | Ausgabe 22/2020
Wenn erstmal alles weg ist

Illustration: Ira Bolsinger für der Freitag

„Der Bart muss ab“, sagt Norbert* und fährt sich mit der Hand durch den beachtlichen Haardschungel in seinem unteren Gesicht. Auch die prachtvollen Locken, die seinen Kopf umstehen wie eine Mähne, sollen weg. „Dann los“, sage ich. „Die Friseursalons sind wieder offen.“ „Nee“, sagt Norbert, „so eine Entscheidung braucht Zeit.“

Es ist Frühling in Lübeck. Die Sonne scheint vom Himmel, doch wenn sich die schweren norddeutschen Wolken davorschieben, spürt man den Wind, der vom Meer kommt und einen eisig durchfährt. Die Nächte sind frostig und Norbert, der mit seinen 63 Jahren schon ein wenig steif ist, es mit den Bandscheiben hat, ist sehr froh, dass ihm Covid-19, das Engagement seines Sozialhelfers un