„Demut ist mein Türöffner“

Erinnern Luigi Toscano war Dachdecker und Türsteher, zur Fotografie fand er durch Zufall. Seither hat er mehr als 400 Überlebende des Holocaust porträtiert
Exklusiv für Abonnent:innen | Ausgabe 19/2021

Zwei Augenpaare starren mich von der Brandmauer an, auffordernd, verschlossen. Sie gehören zu den Gesichtern einer Frau und eines Mannes – egal in welchem Winkel ich mich zu ihnen stelle, ihr Blick folgt mir, setzt sich fest. Luigi Toscano hat scharf vor einer Hausfassade gebremst, um mir das Doppelporträt zu zeigen, das der Graffiti-Künstler Akut nach Fotos seines Holocaust-Projekts Gegen das Vergessen in der Mannheimer Innenstadt gestaltet hat. „Ich habe immer in Angst gelebt“, steht auf den Stirnfalten des Mannes, die die Buchstaben wie Noten einer Partitur rahmen. Eine traumatische, ausweglose Melodie. Horst Sommerfeld sei der erste Auschwitzüberlebende gewesen, den er fotografiert habe, erklärt mir Toscano. Ihm gegenüber das Gesicht von