Obama enttäuscht

Edward Snowden In der Jay-Leno-Talkshow zeigte sich US-Präsident Obama enttäuscht darüber, dass Russland Whistleblower Edward Snowden Asyl gewährte.

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Ach Gottchen. Barack Obama zeigte sich bei seinem Auftritt in der Jay-Leno-Talkshow enttäuscht über die Entscheidung Russlands, Whistleblower Edward Snowden Asyl zu gewähren. Moskau, meint der angeblich mächtigste Mann der Welt, zeige „die Mentalität des Kalten Krieges“. Aber wie im Kindergarten will sich US-Präsident Obama dann wohl doch nicht verhalten. Er wird am G-20 Gipfel in Russland teilnehmen. Barack Obama ließ jedoch offen, ob er sich zu einem Vieraugengespräch mit Russlands Präsidenten Wladimir Putin treffen werde.

Was Barack Obama wohl nicht zu Jay Leno sagte, aber hätte sagen können

Höchstwahrscheinlich sagte Obama nicht zu Jay Leno und den Talkshow-Zuschauern, dass es eines Edward Snowden gar nicht erst bedurft hätte, verhielten sich die USA und ihre Geheimdienste wie ein Mitglied der internationalen Völkergemeinschaft, das eine Politik im Sinne von Demokratie, Rechtsstaatlichkeit, der Menschenrechte und vor allem: des Friedens betriebe. Und die USA all diese Dinge auf der Welt uneigennützig förderten. Davon kann mindestens seit dem Ende des Zweiten Weltkriegs jedoch keine mehr Rede sein. Was umso bedauerlicher ist, da den USA mittlerweile in zweiter Amtsperiode ein Mann vorsteht, der den Friedensnobelpreis gewissermaßen als Vorschusslorbeere erhielt. Eine Vorschusslorbeere, derer sich Barack Obama - von großspurigen und hehren Ankündigungen, denen jedoch keine Taten folgten, einmal abgesehen - als nicht würdig erwiesen hat. Viele von uns, aber auch viele US-Amerikaner, sind darüber sehr enttäuscht. Stattdessen erleben wir einen US-Präsidenten, der Guantánamo entgegen anderlautenden Ankündigungen nicht schloss. Und einen Barack Obama, der mehr Menschen als je zuvor - perfide genug - mit ferngesteuerten Drohnen töten ließ und gewiss auch weiter töten lassen wird.

Dies ist mehr als enttäuschend. Es zeigt neben anderen nicht weniger üblen Auswüchsen, dass die USA - seit 9/11 von einer Paranoia befallen sind, die einen Sicherheits- und Überwachungswahn zur Folge hat, der wohl das Gegenteil von dem nach sich ziehen dürfte, was behauptet wird damit erreichen zu wollen: Nämlich Sicherheit. US-Präsident Obama dürfte folgenden Satz eines seiner Vorgänger im Amte sicherlich ebenfalls kennen: "Wer die Freiheit aufgibt, um Sicherheit zu gewinnen, wird am Ende beides verlieren." (Benjamin Franklin, 1706-1790)

Enttäuschend genug, dass Obama nicht danach handelt.

Dabei macht es keinen Unterschied, dass er das wahrscheinlich tatsächlich gar nicht kann.

In dem Falle allerdings wäre der angeblich mächtigste Mann der Welt in Wirklichkeit nur ein Scheinriese.

Aber das nur am Rande.

Es bleibt dabei: Obama unternimmt ebenfalls nichts, um zu verhindern, dass etwa die NSA weltweit Menschen verdachtsunabhängig bespitzel. Und auch bei "Freunden" wie u.a. Deutschland Wirtschaftspionage betreibt. Bemäntelt wird da manches mit "Terrorbekämpfung". In dem Falle müsste man Barack Obama einmal klarmachen, dass eine erkleckliche Portion des weltweit auftretenden Terrorismus, seine Wurzeln in Handlungen zu suchen sind, für die die USA und deren Geheimdienste verantwortlich sind. Jede US-Drohne, die in Pakistan oder anderswo mutmaßliche Terroristen tötet (erst recht, wenn sich hernach herausstellt, dass man Kinder oder Hochzeitsgesellschaften traf), wird neue Terroristen, neuen Terror zeugen. Enttäuschend und empörend!

Friedensnobelpreis an Edward Snowden, Mr. President!

Enttäuscht müssen wir über Barack Obama sein. Froh sollten wir (und eigentlich müsste es auch der US-Präsident so sehen) sein, dass es einen Edward Snowden gibt. Und, dass er vorläufig Asyl in Russland erhielt. Einen US-Amerikaner, der offenbar sehr besorgt über die derzeitige Verfasstheit der USA und deren mehr als fragwürdiges, ja: verabscheuungswürdige Tun in der Welt ist und deshalb zum Whistleblower geworden ist. Enttäuscht muss man auch von einem US-Justizminister, der, um kürzlich, um Russland zur Auslieferung Snowdens in die USA zu bewegen, beteuerte, Snowden würde auch wirklich nicht gefoltert in den USA und bekäme dort ein faires Verfahren. Eigentlich Selbstverständlichkeiten in einem demokratischen Rechtsstaat! Allein die Beteuerung US-Ministers Eric Holder spricht Bände! Enttäuschend, Herr Obama! Geben Sie den Friedensnobelpreis an ihren Landsmann Edward Snowden. Er hätte ihn im Gegensatz zu Ihnen wirklich verdien!

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Geschrieben von

asansörpress35

Politischer Mensch, der seit der Schulzeit getrieben ist, schreibend dem Sinn des Lebens auf die Spur zu kommen.

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