Stoppt Paris das "Bröckeln der Fassade des Schweigens"?

Bei diesem Beitrag handelt es sich um ein Blog aus der Freitag-Community.
Ihre Freitag-Redaktion

Lange Zeit war die "Armenische Frage" in der Türkische Republik ein Tabu. Sich darüber zu äußern zog strafrechtliche Folgen ("Beleidung des Türkentums") nach sich. Vor einigen Jahren kam jedoch auch in der Türkei eine Diskussion über dieses düstere - aus der Zeit des Osmanischen Reiches geerbten - Kapitels türkischer Geschichte.

Über die damals "Bröckelnde Fassade des Schweigens" betreffs der "Armenischen Frage" in der türkischen Öffentlichkeit und sogar seitens der Regierung schrieb ich in der Internetausgabe der "Istanbul Post", dass das als Chance begriffen werden sollte. Bis heute hat sich (verglichen mit der Vergangenheit) einiges getan. Nicht nur die armenischstämmigen Türken sind seither sichtbarer und selbstbewußter geworden. Viele Türken überhaupt haben sich mit diesen traurigen Kapitel ihrer Geschichte befasst. Es hat sogar Menschen gegeben, die sich öffentlich für die Greuel an den Armeniern entschuldigt haben. Der armenisch-türkische Schriftsteller Hrant Ding hat seine offen-herzlichen, aber eben auch kritischen, Art sich mit der "Armenischen Frage" zu beschäftigen mit dem Tode bezahlt.

Zweifelsohne hat in der türkischen Gesellschaft ein zaghafter, aber dennoch positive zu nennender, Prozeß entwickelt, sich mit der "Armenischen Frage" auseinanderzusetzen. Einzig stramme, rückwärtsgewandte, Nationalisten setzen diesbezüglich auf Konfrontation und Ablehnung. Wenn es sein muss - wie der Fall Dink beweist - auch mit blutiger Gewalt.

Ob nun auch das vom französischen Senat am 23. Januar beschlossene "Genozidleugnungsgesetz" zur Konfrontation beiträgt und besagten Nationalisten und Faschisten Wasser auf die Mühlen leitet, liegt auch in den Händen der Politk.

Trägt das französisches Genozidleugnungsgesetz nun dazu bei, das Bröckeln der Fassade des Schweigens in der Türkei hinsichtlich der "Armenier-Frage" aufzuhalten? Ich denke - und hoffe! - mal: nicht!

Lesen Sie, so Sie mögen, meinen älteren - wie ich finde jedoch nicht veralteteten - Beitrag "Bröckelnde Fassade des Schweigens als Chance begreifen" in pdf-Ausgabe des Taximagazins (Schweiz), fussend auf meinen Beitrag in der "Istanbul Post".

Dieser Beitrag gibt die Meinung des Autors wieder, nicht notwendigerweise die der Redaktion des Freitag.
Geschrieben von

asansörpress35

Politischer Mensch, der seit der Schulzeit getrieben ist, schreibend dem Sinn des Lebens auf die Spur zu kommen.

asansörpress35