Yo Alder, geh wählen!

Kampagnenkritik Die Hip-Hop-Gruppe Blumentopf will Jungwähler mit einem Musikclip zum Urnengang bewegen. Das ist gut gemeint, wirkt bei diesen Berufsjugendlichen aber eher peinlich

So kennt man den Countrysänger gar nicht: „Wer kuscheln will, der muss auch wählen gehen!“, ist Gunter Gabriels knallharte Ansage. Gabriels Klampfeinlage vor dem nationalbeflaggten Reichstag ist nur eine von 160 Promi-Stimmen, die die Bundeszentrale für politische Bildung gesammelt hat, „um die Bürger mit Witz und guten Argumenten“ in die Wahlkabine zu locken. Von Maybrit Illner über ­Wladimir Klitschko bis Anne-Sophie Mutter reicht die Liste der Engagierten, die sich mit Audio- und Videobotschaften ans wählende Volk wenden.

Auch die Goethe-Instituts-gestählten Hip-Hopper von Blumentopf wollten sich dem Ruf der Bildungsbeförderer nicht verweigern. Das bei der Fußball-WM 2006 erprobte Konzept der „Raportage“ klingt auf polithopdeutsch dann so: „Wenn Kandidaten nominiert sind, dann denkst du ans Big-Brother-Haus/Du warst nie auf Jamaika und kennst dich nicht mit Ampeln aus.“ Das Ganze spielt in einem U-Bahn-Waggon und wird, wg. Straßenkredibilität, garniert mit den üblichen „Yo-Alder-was-geht?“-Hand­hampel­eien, was bei in die Jahre ­gekommenen Berufsjugendlichen ­immer etwas lächerlich und würdelos aussieht.

Und so ist der Gesamt­eindruck, wie oft bei solchen Aktionen, zwiespältig: Gut gemeint ist schon mal nicht schlecht, aber eben auch deutlich weniger als die halbe Miete. Insofern hat die letzte Strophe bei aller strengen Pädagogik auch etwas Beruhigendes: „Beweg dein’ Arsch und geh’ zur Wahl/Du musst vier Jahre warten bis zum nächsten Mal.“

Nur für kurze Zeit!

12 Monate lesen, nur 9 bezahlen

Geschrieben von

Axel Henrici

"Ich kann freilich nicht sagen, ob es besser werden wird, wenn es anders wird; aber soviel kann ich sagen: es muss anders werden, wenn es gut werden soll." (Georg Christoph Lichtenberg)

Avatar

Freitag-Abo mit dem neuen Roman von Jakob Augstein Jetzt Ihr handsigniertes Exemplar sichern

Print

Erhalten Sie die Printausgabe zum rabattierten Preis inkl. dem Roman „Die Farbe des Feuers“.

Zur Print-Aktion

Digital

Lesen Sie den digitalen Freitag zum Vorteilspreis und entdecken Sie „Die Farbe des Feuers“.

Zur Digital-Aktion

Dieser Artikel ist für Sie kostenlos. Unabhängiger und kritischer Journalismus braucht aber Unterstützung. Wir freuen uns daher, wenn Sie den Freitag abonnieren und dabei mithelfen, eine vielfältige Medienlandschaft zu erhalten. Dafür bedanken wir uns schon jetzt bei Ihnen!

Jetzt kostenlos testen

Was ist Ihre Meinung?
Diskutieren Sie mit.

Kommentare einblenden