Zum Tod von Cesária Évora

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Die kapverdische Musikerin Cesária Évora ist tot. Bereits im September sagte sie aus gesundheitlichen Gründen für Oktober geplante Konzerte ab und verkündete das Ende ihrer aktiven Karriere. Im Frühjahr hatte sie trotz gesundheitlicher Probleme und mehrerer Operationen, nach dem sie 2008 auf einer Australien-Tour einen Schlaganfall erlitten hatte, noch gefeierte Konzerte gegeben. Im Oktober 2009 war ihr letztes Album Nha Sentimento erschienen.

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Foto: via cesaria-evora.com/

Évora war Anfang der 90er im Zuge des Weltmusikbooms im Westen bekannt geworden. Sie wurde 1941 in der Hafenstadt Mindelo auf der Insel São Vicente in einer Musikerfamilie geboren und wuchs teilweise im Heim und bei Pflegeeltern auf. Mit 14 begann sie professionell zu singen. Sie schöpfte aus der von der Durchmischung der Traditionen der europäischen, zumeist portugiesischen, Siedler und afrikanischer Sklaven entstandenen Musikkultur des Inselstaats vor der westafrikanischen Küste, der erst 1975 im Zuge der portugiesischen Nelkenrevolution seine Unabhängigkeit erlangte. Das erst im 15. Jahrhundert mit der Kolonialisierung Afrikas und der Entdeckung Amerikas besiedelte Archipel hatte vor allem im transatlantischen Sklavenhandel eine wichtige Rolle gespielt.

Évora sang den Morna genannten Stil im heimischen kreolische Dialekt. Bis sie 1988, mit 47 Jahren, ihren ersten Plattenvertrag bekam, lebte sie von Auftritten in den Kneipen der Stadt. Ihr Song Miss Perfumado war 1992 ihr weltweiter Durchbruch, der sie vor allem in der so genannten “Weltmusik”-Szene auch jenseits des portugiesischen Sprachraums zum Star machte.

Sie nahm zwölf Studio-Alben auf, veröffentlichte mehrere Live-Alben und war auf Compilations vertreten. 2008 fanden sich verschollen geglaubte Aufnahmen wieder an, die sie zwischen 1959 und 1961 für das lokale Radio gemacht hatte, die nun unter dem Titel Radio Mindelo erschienen. Als Quasi-Botschafterin der kapverdischen Kultur öffnete sie durch ihre internationale Bekanntheit auch die Türen für andere, jüngere Künstler/innen aus ihrem Land, wie Mayra Andrade, Lura und Tcheka Andrade.












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