Lieber auf das Buch warten

Streaming Sally Rooneys Roman „Normal People“ gibt es jetzt als Serie. Darin wird leider vieles eindeutig, was im Roman schön vage war
Exklusiv für Abonnent:innen | Ausgabe 29/2020
Paul Mescal (r.) und Daisy Edgar-Jones in „Normal People“
Paul Mescal (r.) und Daisy Edgar-Jones in „Normal People“

Foto: Prod.DB/Imago Images

Ist es ein Kompliment, als „Salinger für die Snapchat-Generation“ bezeichnet zu werden? Es ist eines der Embleme, die man der 29-jährigen irischen Schriftstellerin Sally Rooney anhängte, nachdem ihr 2017 mit Gespräche mit Freunden (2019 in Deutschland erschienen) ein gefeiertes Roman-Debüt gelang und sie dann mit Normal People 2018 in den Rang eines Phänomens aufstieg. Das Phänomen war interessant, weil Attribute wie Unsicherheit und Scheu Bestandteile eines Images bildeten: Sally Rooney, die rehäugige Autorin, und ihre Helden, unsichere junge Menschen, die ihren Platz in der Welt suchen und von allerlei Malaisen geplagt werden, Depression, Zwangsvorstellungen, schlechtes Selbstwertgefühl. Zusammen mit einem Prosastil, der völli