Eckhart Nickels reizvoller Schwindel: Wenn die Milch am Schulbüdchen frequentiert wird

Buchpreis 2022 Eckart Nickel feiert und entlarvt in seinem Roman „Spitzweg“ den Fetischcharakter der Kunst – und damit seine Leser:innen
Exklusiv für Abonnent:innen | Ausgabe 40/2022

Eckhart Nickel schreibt einprägsame erste Sätze. Sein 2018 erschienener Roman Hysteria begann so: „Mit den Himbeeren stimmte etwas nicht.“ Nickel lieferte damit gleich zu Beginn ein Kondensat seines Romanstoffs, nämlich das „dystopische Porträt einer ökologisch optimierten Gesellschaft“ (Deutschlandfunk). Auch der im Frühjahr erschienene Roman Spitzweg, der nun auf der Shortlist des Deutschen Buchpreises gelandet ist, beginnt mit einem programmatischen Satz: „Ich habe mir nie viel aus Kunst gemacht.“

Wer nun aber davon eine Abrechnung mit der Kunst oder eine Biografie des Künstlers Carl Spitzweg erwartet, befindet sich auf einer der vielen falschen Fährten, die Nickel auslegt. Die Lebensgeschichte des Biedermeiermal