Kim Hyesoons „Rede zur Poesie“ spielt in einer Liga mit Paul Celan und Gottfried Benn

Poesiefestival Über Gedichte hat selten jemand so großartig nachgedacht wie die Südkoreanerin Kim Hyesoon in ihrer „Rede zur Poesie“ beim Internationalen Poesiefestival Berlin
Exklusiv für Abonnent:innen | Ausgabe 25/2023
Kim Hyesoon
Kim Hyesoon

Foto: Mirko Lux

Die Rede zur Poesie ist eine Tradition im Rahmen des Internationalen Poesiefestivals Berlin. In diesem Jahr stand das Festival unter dem Motto des leicht abgewandelten Verses No One is an Island von John Donne. Die Autorin der in diesem Jahr groß zu nennenden Rede ist Kim Hyesoon, geboren 1955 in Südkorea.

Die Rede trägt den Titel Tongueless Mother Tongue. Kim erzählt zu Beginn in eindringlichen Szenen, wie sie in jungen Jahren unter der achten Verfassung Südkoreas, der sogenannten Yushin-Verfassung, die von 1972 bis 1980 währte und als Phase der Restauration galt, in einem Verlagshaus zu arbeiten begann. Es herrschte Zensur, und sämtliche Druckfahnen mussten die Kontrollen der Regierung durchlaufen. Die Zensur war willkürlich, ihre Begründungen