Ernaux-Übersetzerin Sonja Finck: „Annie Ernaux bringt Sachen brillant auf den Punkt“

Interview Die französische Autorin Annie Ernaux wird mit dem Literaturnobelpreis ausgezeichnet. Was zeichnet ihre Sprache aus? 2017 hat „der Freitag“ mit ihrer deutschen Übersetzerin gesprochen
Exklusiv für Abonnent:innen | Ausgabe 46/2017

Wie erzählt man ein Leben, ohne „Ich“ zu sagen? „Sie hatte nur ihre eigene Sprache zur Verfügung, die Sprache aller, sie war das einzige Werkzeug, mit dem sie sich gegen das, was sie empörte, auflehnen konnte. Das zu schreibende Buch würde ihr Beitrag zur Revolte sein“, heißt es in Die Jahre (Les Années, 2008), einem Text, der Denk- und Lesegewohnheiten in Frage stellt. Annie Ernaux, geboren 1940, hat darin einen Weg gefunden, „das Leben zu erzählen“, indem die Hauptfigur des Textes im Schnittpunkt von Beziehungen, politischen Ereignissen, von Moden und Diskursen beschrieben wird. Betrachtungen von Fotos, Erinnerungen, Redewendungen werden collagiert. Das Buch verzichtet auf die Erzählperspektive der ersten Person