Bitte Lächeln, Herr Nachbar...

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Der aktuelle FREITAG hat als Wochenthema die Gier der Sicherheitsdienste nach Drohnen thematisiert.

www.freitag.de/wochenthema/1223-wie-deutschland-lernt-die-drohne-zu-lieben

Es ist ein unbedingt lesenswerter Artikel, in dem auch auf das Thema Drohnen in privater Nutzung eingegangen wird. So können Demonstranten beispielsweise den Spieß umdrehen und mit Drohnen auch die Polizei überwachen.
Von den sich bietenden Einsatzmöglichkeiten für Kriminelle und Terroristen wird in diesem Artikel ausführlich geschrieben, was nicht einmal angedeutet wird, sind die privaten Verwendungsmöglichkeiten.

Technisch versierten Privatdetektiven steht zukünftig ein viel breiteres Arsenal für die Beobachtung und Überwachung zur Verfügung.
Sie können ihre Zielpersonen noch viel intensiver ausspähen. Minidrohnen mit Richtmikrofonen können Gespräche aufzeichnen, die ihnen bisher verborgen bleiben, mit Kameras ausgestattete Drohnen bieten die Möglichkeit, an bisher nicht realisierbare Fotos zu kommen.
Ob diese gerichtlich verwertbar sind, ist irrelevant, nicht jeder private Ermittler ist seriös und handelt gesetzeskonform.
Der Willkür im privaten Bereich sind alle Tore geöffnet, auch nur scheinbar kompromittierendes Material gegen unbeliebte Nachbarn oder Kollegen einfach und relativ ungefährlich zu beschaffen. Es droht eine Aushöhlung des privaten Lebensbereiches, wie sie bisher nicht für möglich gehalten wurde. Die Verletzung der Privatsphäre ist durch jeden, der dies möchte, unkompliziert möglich. Und selbst wenn diese Drohnen ohne Richtmikrofon und Kameras nur fliegen, für den von ihnen immer wieder Verfolgten wäre es der Horror. Stalking auf die moderne Art, ein Alptraum.

Eine weitere Variante ist die Spionage. Geschäftsleute entnehmen ihren Handies heute manchmal schon die Akkus, um sicher zu gehen, dass geheime Gespräche wirklich geheim bleiben. Eine Drohne kann weit genug entfernt und mit dem nötigen Equipment ausgestattet diese Gesprächsinhalte aufnehmen, weiter leiten und sogar noch fotografisch dokumentieren.

Das Aussageverweigerungsrecht für Strafverteidiger, der gesetzlich fixierte Quellenschutz für Journalisten, das Arztgeheimnis und sogar das Beichtgeheimnis, alles lässt sich ausspionieren und damit aushebeln. Und diese Entwicklung wird sich nicht aufhalten lassen.

Freuen wir uns also auf den Besuch kleiner metallisch surrender Flugobjekte, während wir auf dem Balkon bei einem Glas Wein den Sonnenuntergang genießen. Dabei fällt uns ein, dass unser Nachbar uns schon seit Wochen nicht mehr grüßt und so komisch hinterher sieht...

Dieser Beitrag gibt die Meinung des Autors wieder, nicht notwendigerweise die der Redaktion des Freitag.
Geschrieben von

rolf netzmann

life is illusion, adventure, challenge...but not a dream

rolf netzmann

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