Meine Verlobte und ich hatten gestern Abend ein Rendezvous der besonderen Art. Mitten in Berlin-Neukölln, im Festival Center des Estrel Hotels, trafen wir Elvis Presley. Natürlich weiß ich, das Elvis längst gestorben ist, der Mann mit der legendären Elvis - Tolle dort auf der Bühne heißt Grahame Patrick und ist ein perfekter Imitator des Kings.
20.30 startet die Show, links und rechts neben der Bühne laufen auf großen Leinwänden Filmaufnahmen, die den echten Elvis zeigen, wie er die Titel singt, die der Imitator auf der Bühne live vorträgt. Immer wieder gibt es Pausen, in denen eine Moderatorin aus dem Leben des Kings erzählt. So erfuhren die Zuschauer im Saal so manches Interessantes aus seinem Leben. Mit mehr als einer Milliarde verkaufter Tonträger ist er immer noch der erfolgsreichste Künstler aller Zeiten, selbst die Beatles reichen nicht an ihn heran. 21 Nummer 1 Hits hat auch kein anderer Künstler vorzuweisen.
Elvis kommt wieder auf die Bühne, die Show geht weiter. Die Stimmung im Saal steigt, die ersten Zuhörer stehen auf und beginnen sich im Rythmus der Musik zu bewegen. Die Getränkekarte ist auf den Abend abgestimmt, es gibt " Viva las Vegas" und "Love me Tender" als Cocktails.
Wir erfahren, dass er seine spätere Frau Priscilla während seiner Armeezeit in Deutschland als 14jährige erstmals kennengelernt hatte und mehr als zwei Jahre darum geworben hat, dass sie zu ihm in die USA kommen darf, ehe ihre Eltern dem zugestimmt haben. "Love me Tender", der erste Film von ingesamt 33, in denen Elvis mitspielte, sollte zunächst ohne Musik von ihm gedreht werden, mit seiner Stimme und seinen Songs wurde es ein Hit. Ingesamt acht Jahre verbrachte Elvis in Hollywood und feierte Erfolge als Schauspieler, ehe er 1968 mit einer fulminanten Comeback-Show auf NBC als gereifter Rock`n Roller zurückkam. All dies wurde in kurzen Pausen von der Moderatorin vorgetragen, ehe Elvis in neuer Bühnenkleidung seine Show fortsetzte. Dass ihm sein legendärer Hüftschwung neben der Begeisterung seiner zahlreichen Fans auch Ärger einbrachte, ist bekannt. Dass ein Bundesrichter ihm vor einem Konzert auferlegte, diesen bei Strafe sofortiger Festnahme zu unterlassen, war mir bis gestern Abend unbekannt. Elvis trat auf und blieb stocksteif auf der Bühne stehen. Nur seine Arme vorgestreckt, ließ er seine Daumen das gesamte Konzert lang diesen Hüftschwung vollführen. Nicht nur während dieses Konzertes hatte er damit die Lacher auf seiner Seite, auch gestern Abend löste diese Anekdote große Heiterkeit aus.
Zurück zum Konzert gestern. Nach etwa 90 Minuten gab es eine Pause, ehe es 60 Minuten nonstop weiter ging, ohne Moderation, mit einem Künstler, der die Bühne verließ, durch den Saal spazierte, Hände schüttelte, Küßchen an die Damen verteilte und sich fotografieren ließ. Zwischendurch stellte er die Musiker seiner grandiosen Begleitband vor, es gab die in diesen Fällen üblichen Gitarren - und Schlagzeugsoli, die Stimmung im Saal kochte.
"Jetzt alle Aufstehen", mit seinem amerikanischen Akzent forderte der Künstler das Publikum auf, mitzutanzen. Stühle wurden verschoben, um Platz zu schaffen, das Estrel Festival Center verwandelte sich zu den Klängen von "Go, Jonny, go" in eine Tanzfläche. Langsam näherte sich dieser Abend seinem Ende, viel zu früh, trotz zweier Zugaben.
Wir holten uns von Grahame Patrick noch Autogramme auf unsere Eintrittskarten, ehe wir beschwingt und guter Laune den Heimweg antraten.
Wer es noch erleben möchte, heute und morgen Abend ist letztmalig Gelegenheit dazu, und es lohnt sich.
Kommentare 13
King of Rock? Der Milchbubi, später Mehlsack? - Wie wär's mit Chuck Berry?
Elvis war ein Südstaatler und Macho und hatte eine dementsprechend völlig antiquierte Haltung gegenüber Frauen. Apropos: Gibt es heute noch Leute, die sich verloben ;-) ?
er war ein grandioser Musiker, die Tanzeinlagen in den Filmmitschnitten, die gestern Abend gezeigt wurden, waren die Vorstufen zu MTV und VIVA und seine Musik lebt heute noch....
dass es noch Verlobte gibt, siehst du doch, oder, ist das etwa auch antiquiert ;);)
Die Blogbreite besteht aus ca. 560 Pixeln. Da hätte E.P. kurz vor Toreschluss nicht mehr reingepasst.
... aber das ist mir auch egal.
Was unterscheidet ein solcher Imitationsabend eines Doubles von Elvis Presley vom Musikantenstadel? Nichts! Die Zuschauer stehen auf, sie klatschen, sie hüpfen, sie johlen. Wahrscheinlich alle zwischen 60 und 85 Jahre alt vereinten sie sich in nostalgischen und schwulstigen Gefühlen, hüftsteifer als es diese drogenabhängige Frontfigur, die sie King of Rock 'n' Roll nennen, in seiner Endzeit je war.
Seine Musik war nie originär. Sie war geklaut. Geklaut von den Schwarzen, die während ihrer amerikanischen Ghettoisierung keinen kommerziellen Erfolg erzielen konnten. Die Musikindustrie brauchte für das erfolgreiche Geschäft Figuren mit weißer Hautfarbe. Da waren Presley, Haley u.a. die richtigen Gestalten. Der photogene Presley war für die Filmverwertung bestens geeignet. Diesem jedoch eine Schauspielerkarriere bewundernd unterschieben zu wollen, halte ich für völlig unangemessen, nicht nur weil von diesen Bildsequenzen nichts Inhaltliches zu berichten wäre.
Andere kommerziell erfolgreiche Musiker, wie Clapton oder Jagger, haben wiederholt auf ihre musikalischen Mütter und Väter, die schwarzen Rhythm-and-Blues-Meister, (Howling Wolf, Jimmy Witherspoon, Etta James, T-Bone Walker u.a.) öffentlich hingewiesen.
@Achtermann, ich bin 47 Jahre alt, passe also in Ihre hüftsteife Schublade nicht rein...
dass viele erfolgreiche "weiße" Musiker Anleihen bei der "schwarzen "Musik aufgenommen haben, bestreite ich gar nicht, ich habe lediglich von einem schönen Abend berichtet, den wir erlebt haben und , bay the way, von einem Musikantenstadl war dieser weit entfernt, so etwas würde ich im übrigen nie besuchen
Meine Vor-Kommentatoren scheinen offensichtlich keine Elvis-Fans zu sein. Nun, ob man ihn nun mag oder nicht, muss man doch neidlos anerkennen, dass Presley immerhin 14 mal für den Grammy nominiert war, als einziger Künstler in 5 Halls of Fames vertreten ist und mit 151 Einheiten die meisten Gold- und Platinium Auszeichnungen erhielt.
Seine live-Tour Aloha from Hawaii 1973 wurde via Satelit weltweit übertragen, eine Milliarde Zuschauer verfolgten live! diese Übertragung. Immerhin mehr Zuschauer als bei der ersten Mondlandung. Wer möchte da bestreiten, dass Elvis der King war?
Danke für den Bericht, konnte ich doch als Elvis Fan in Gedanken an dem Abend teilnehmen...
Lieber Achtermann,
Sie mögen sich mit dem Musikantenstadl und Hansi Hinterseer auskennen. Dem Publikum dort ist gemeinsam mit Elvis-Fans, dass sie klatschen, hüpfen, johlen. Aber was soll das?
Quasi alle Musik ist geklaut. Bill Haley (Rock arount the clock) hat geklaut, Elvis the Pelvis auch. Deren Musik war nicht originär, aber sie transportierten ein Lebensgefühl, das neu war. So lernten wir auch Little Richard, Jimmy Witherspoon und viele andere schwarze Meister kennen. Damals.
In den 60-ern der politische Durchbruch, Martin Luther King, Black Power. Ob Clapton, Jagger und andere auf ihre musikalischen hingewiesen hatten, ist doch völlig egal.
Rock 'n' Roll setzte sich durch, eine Revolte damals, black white together, half, die USA umzukrempeln. Und nicht nur die.
Na na, Katharina N.,
ich bin Elvis-Fan.
Er war der King. Seinen Thron bauten allerdings andere. Seine Musik war schwarz, von einem Weißen gesungen.
Rock 'n' Roll - bedeutete das nicht hemmungsloses Vögeln? Doch, das war gemeint mit Rock 'n' Roll. (Das ging viel später noch weiter mit "We will we will rock you!")
Als ob es um Grammy-Nominierungen und um Halls of Fames ginge. In den 60-ern legten wir so richtig los. Rhythmisch zu Klängen von Elvis, Little Richard und anderen, auch dank der so genannten Anti-Baby-Pille. Für die wurde es nämlich höchste Zeit.
1 Wort vergessen:
Ob Clapton, Jagger und andere auf ihre musikalischen WURZELN hingewiesen hatten, ist doch völlig egal.
@weinsztein, wenn sie Sex, Drugs and Rock`Roll meinen, liegen Sie sicherlich richtig, nur gilt dies nicht für alle. Sicherlich, in den 60-ern und 70-ern sind bekannte Rocker an Überdosen Rauschgift gestorben, Jonis Joplin, Jimmi Hendrix beispielsweise, und Woodstock war auch ein Fest der freien Liebe. Nur gab es ausser den "braven" Beatles auch andere Musiker , die ihre Musik als das für sie Wichtigste ansahen. Tom Jones wurde zwar vieles nachgesagt, nur ist er heute mehr als 40 Jahre mit seiner Frau verheiratet und von Bruce Springsteen sind derlei Eskapaden auch nicht bekannt.
Wo ich Ihnen Recht gebe, ist, dass der Rock`nRoll eine der Bewegungen wr, die die USA veränderten, wenn auch nicht die wichtigste. Rock und Sex aber so miteinander zu verkoppeln, das denke ich, geht an der historischen Wahrheit doch ein Stück weit vorbei.
@ Katharina N. und sonstige Fans
Man kann Aloha from Hawaii toll finden und meinen, wenn 1,3 Mrd. Zuschauer diesen Auftritt gesehen haben, dies ein tolles Ereignis gewesen sein muss. Nur: Die Menge macht's nicht immer, die mit Qualität gleichgesetzt werden kann.
Hier ein Ausschnitt einer Konzertkritik, die durchaus als Kritik zu verstehen ist:
Im weichgespülten Orchester-Sound erklingen deshalb die Songs. Das funktioniert mitunter richtig gut, wie bei "My Way" oder in "I'm So Lonesome I Could Cry". Zumeist wird man jedoch erdrückt von der schwülstigen Wucht der Arrangements, die so überhaupt nicht zu alten Songs wie "Hound Dog" oder "Blue Suede Shoes" passen will. Die spärlichen Bewegungen von Elvis sowie die minimalistische Show verstärken den Eindruck noch, dass hier zusammenkommt, was eigentlich nicht zusammen gehört.
Oftmals beschleicht einen das Gefühl, der King wolle am liebsten gleich vor Scham im Boden versinken, um diesem traurigen Auftritt ein Ende zu setzen. Wie eine von schlauen Managern ferngesteuerte Puppe spult er sein Programm ab. Nicht mehr, nicht weniger. Vieles erinnert hier an das Märchen von den neuen Kleidern des Kaisers. Ein trauriger Auftritt.
Musikalisch bleibt "Aloha From Hawaii" deshalb eine herbe Enttäuschung, die wohl nur im DVD-Schrank von Elvis-Fans wirklich gut aufgehoben ist. Popkulturell interessant ist der Auftritt dennoch, illustriert er doch ungeschminkt, zu welchen Leistungen ein geschicktes Marketing schon damals in der Lage war. Unter diesem Blickwinkel betrachtet, wohnt "Aloha From Hawaii" ein Geist inne, der seiner Zeit weit voraus war.
Quelle: www.laut.de/Elvis-Presley/Aloha-From-Hawaii-%28DVD%29
Lieber Achtermann,
haben Sie schon mal eine Vorstellung von "Elvis - Die Show" im Estrel erlebt? Nein? Dann würde ich Sie gern einmal in eine unserer Shows einladen und Sie davon überzeugen, dass es sich bei unseren Showproduktionen nicht um einen "Imitationsabend eines Doubles von Elvis Presley vom Musikantenstadel" handelt.
Die Künstler der "Stars in Concert"-Produktionen - zu denen auch die o.g. Elvis-Show gehört - zählen zu den besten Doppelgängern der Welt und es ist eine Kunst, beim Publikum die Illusion zu erwecken, als würden die Originale wieder auf der Bühne zu stehen. So halten Imitatoren die großen Musik-Legenden am Leben und geben jungen Menschen - die Elvis, die Beatles und ABBA, nie auf der Bühne erleben konnten - die Möglichkeit, die großen Hits einmal live zu erleben. Damit ist gerade bei "Elvis - Die Show" oder bei unserem Beatles-Musical das Publikum deutlich jünger als "zwischen 60 und 85 Jahre" – gerade Schulklassen gehen im Rahmen des Musikunterrichtes sehr gern in Tribute-Shows.
Vielleicht hatten Sie bislang einfach nur Pech mit Shows von anderen Imitatoren. Denn es gibt zahlreiche schlechte Imitatoren, die auftreten und dem Image der Branche schaden. Nehmen Sie einfach direkt Kontakt mit mir auf - vielleicht kann ich Sie ja vom Gegenteil überzeigen.
Mit freundlichen Grüßen,
ESTREL BERLIN
Miranda Meier
Stellvertretende Pressesprecherin
Tel: +49/(0)30/6831-22125
E-Mail m.meier@estrel.com