„Schwebende Brücken“ von Maike Wetzel: Während der eigene Mann im See ertrinkt

Trauerarbeit Maike Wetzel hat eine zärtliche, überaus formbewusste Elegie geschrieben. Entlang großer Mythen versucht sie das unfassbare fassbar zu machen. Leise skizziert die Autorin den Vater ihrer Kinder – ihre Liebe zu ihm, greifbar auf jeder Seite
Exklusiv für Abonnent:innen | Ausgabe 41/2023
Die Autorin Maike Wetzel
Die Autorin Maike Wetzel

Foto: Graziela Diez

Hand aufs Herz, wie oft rührt einen ein Buch schon zu Tränen? Wahrscheinlich kann man diese Augenblicke im Laufe der Jahre an einer Hand abzählen. Maike Wetzels Roman Schwebende Brücken gehört zweifelsohne zu jenen seltenen, existenziell aufrüttelnden Büchern. Mit jeder Seite geht es tiefer unter die Haut, wohl auch, weil sich die markante Schlüsselszene des Textes mit lediglich nuancierten Veränderungen mehrfach, geradezu mantraartig wiederholt: Eine Familie verbringt den Tag am Oberuckersee. Während sie einen der beiden Söhne noch auf der Picknickdecke stillt, fährt ihr Mann mit seinem Segelboot hinaus – und kehrt nicht mehr lebend zurück.

Wie geht man um mit diesem Verlust? Ausgehend von diesem autobiografischen Todes